… und ihr werdet sein wie Gott!

Und Gott der HERR sprach: Siehe, Adam ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, daß er nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich!

Da wies ihn Gott der HERR aus dem Garten Eden, daß er das Feld baute, davon er genommen ist, und trieb Adam aus und lagerte vor den Garten Eden die Cherubim mit dem bloßen, hauenden Schwert, zu bewahren den Weg zu dem Baum des Lebens.

(Genesis, Kapitel 3, Vers 22-24)

Manchmal sind es die kleinen Meldungen, deren Bedeutung sich erst im Nachhinein erschließt. Gut möglich, dass künftige Historiker, sofern es die dann noch geben wird, den Anfang vom Ende auf den heutigen 21.Mai 2010 datieren werden:

US-Wissenschaftlern um den Gentechnik-Pionier Craig Venter ist es gelungen, eine lebensfähige Zelle mit einem vollständig künstlichen Genom zu erschaffen. Vor zwei Jahren bauten die Forscher bereits künstlich das Erbgut eines Bakteriums nach und im vergangenen Jahr verpflanzten sie erfolgreich das komplette Genom eines Bakteriums in ein fremdes. Nun haben sie erstmals beide Methoden vereint und ein synthetisches Bakteriengenom in eine fremde Zelle verpflanzt.

(Quelle: wissenschaft.de)

Im Klartext: Venter hat künstlich Leben erzeugt. Bisher waren die Gentechniker auf das Material angewiesen, das die Natur lieferte, und mussten sich darauf beschränken, dieses zu manipulieren. Jetzt ist auch diese Barriere überwunden. Zwar ist Venter noch nicht so weit, den Code selbst zu schreiben; noch müssen er und seine Kollegen sich darauf beschränken, von der Natur abzuschreiben. Aber schon die nächsten Sätze zeigen, wohin die Reise geht:

Zukünftig sollen die maßgeschneiderten Bakterien dazu dienen, dringende Probleme der Menschheit zu lösen.

Im Klartext: In Zukunft will man Gott spielen. Die Erzeugung von Bakterien (und Viren) ist nur der Anfang, aber bereits in diesem Anfang stecken schwindelerregende Möglichkeiten: Im Gegensatz zum Bau einer Atombombe, für den gigantische Mittel erforderlich sind, benötigt man für den Bau von Lebewesen nicht viel mehr als ein gut ausgestattetes Labor und jene Art von Know-how, die demnächst praktisch jedem Biochemiker zur Verfügung steht. Man benötigt keinen Staat mehr. Eine Terrororganisation mit dem entsprechenden Fachwissen genügt.

Die Produktion erneuerbarer Biokraftstoffe oder die Entsorgung von schädlichen Stoffen aus der Umwelt sind nur wenige Beispiele für das Potenzial, das in den winzigen Helfern steckt.

Andere Beispiele sind: Die Produktion von Bakterien, die gezielt ganze Regionen vergiften, und von Viren, die gezielt die Träger bestimmter Erbanlagen töten – das Mittel der Wahl für Jeden, der einen Völkermord plant.

Dabei ist die Herstellung von Bakterien und Viren eine bloße Fingerübung, verglichen mit der bereits jetzt gegebenen Fähigkeit, auf dieselbe Weise das Erbgut eines Menschen künstlich zusammenzusetzen und in eine Eizelle einzupflanzen. Zwar kann man noch nicht den ganzen Menschen komplett am Rechner entwerfen; noch ist man, was den Grundbauplan angeht, auf die Natur angewiesen (aber den Gensatz eines Menschen komplett abzuschreiben und die Gensequenzen künstlich zusammenzusetzen – das geht jetzt schon, zumindest im Prinzip). Schritt für Schritt werden sich die Fähigkeiten erweitern, diesen Bauplan zu manipulieren und zu variieren. Am Ende steht der künstliche Mensch, dessen Eigenschaften dem Willen eines Schöpfers entsprechen werden, der nicht mehr Gott sein wird.

Jeder einzelne Schritt wird mit vielen menschenfreundlichen Argumenten gerechtfertigt werden. Als erstes wird man Erbkrankheiten ausmerzen („Bravo!“), dann werden auch die kleineren Wehwehchen beseitigt („Bravo!“), dann werden Eltern finden, ihr Kind solle alle Chancen haben und einen IQ von 200 bestellen („Bravo!“).

Dann werden wohlmeinende Regierungen finden, dieses Gendesign dürfe nicht unkontrolliert stattfinden: Eine EU-Richtlinie wird die Eigenschaften festlegen, die die Menschen in Zukunft noch haben dürfen – und vor allem natürlich die, die sie nicht haben dürfen:

Rassismus ist angeboren? Schneiden wir diesen verdammten Trieb heraus, der die Menschen dazu bringt, die ihnen genetisch Näherstehenden zu bevorzugen! Religiosität ist eine genetische Eigenschaft? Schnipp, schnapp, dann gibt es keine religiösen Fanatiker mehr! Männer und Frauen sind von Natur aus unterschiedlich? Praktizieren wir genetisches Gender Mainstreaming! Die Voraussetzungen für Liebe und Moral hat man damit zwar gleich mit entsorgt, aber darüber wird man sich noch lange in die Tasche lügen können.

Man wird dann feststellen, dass die Geburtenraten noch weiter sacken und Sorge um den Fortbestand des Regimes haben. Was liegt also näher, als die Lücken durch künstlich erzeugte Menschen aufzufüllen, und diese von hauptamtlichen Staatsbediensteten großziehen zu lassen? Wenn schon eine Patchworkfamilie ebenso gut ist wie eine natürliche, dann spricht per se nichts dagegen, dass eine staatlich verordnete „Familie“ ebenso gut sein könnte wie eine Patchworkfamilie. Da der Staat selbstredend niemanden „diskriminiert“, bekommen außerdem alle denselben Gensatz (Höchstens die Gesichter müssen noch unterscheidbar sein, weil man ja nie weiß, ob die Designerkinder, wenn sie mit ihrem Leben nicht fertigwerden, nicht irgendwann auf Fahndungsfotos abgebildet sind.)

Wohlgemerkt: Das ist keine abseitige Utopie, das ist genau das, was der inneren Logik einer Ideologie entspricht, die die Natur des Menschen als störend empfindet. Heute müssen die Ideologen diese Natur noch mühsam leugnen und sich mit den Tabus der Political Correctness, zunehmend auch mit staatlich erzwungenen Redeverboten schützen. Was werden solche Ideologen tun, wenn sie die menschliche Natur nicht mehr leugnen müssen, weil sie sie ändern können? Wenn sie ihre Ideologie nicht mehr zu beweisen brauchen, weil sie sie einfach verwirklichen können? Zumal eine solchermaßen gezüchtete Superrasse mit ihrem 200er-IQ nicht nur wie von selbst die Schaltstellen der Gesellschaft besetzen, sondern obendrein die „richtige“ Ideologie buchstäblich in den Genen tragen wird?

(Wer all dies für unvorstellbar hält, sollte sich bewusst machen, dass es noch vor fünfzig Jahren kaum weniger „unvorstellbar“ war, das „Recht“ auf Abtreibung zum Quasi-Menschenrecht zu erheben.)

Eines Tages, wenn es zu spät sein wird, wenn also diese Superrasse – teuflisch intelligent und bar aller Skrupel und Moral – die Herrschaft übernommen haben wird, werden die letzten Menschen verstehen, was die Bibel uns damit sagen wollte, dass Gott uns den Weg zum Baum des Lebens versperrte. Und was es mit den Schwertern der Cherubim auf sich hat.

18 Gedanken zu „… und ihr werdet sein wie Gott!“

  1. Die Bibel hat noch ein Beispiel für die Hybris der Menschen parat: Den Turmbau zu Babel.

    So sehr ich an den einen Gott als Schöpfer glaube, so sehr ich als Katholik im Glauben an die Erlösung verhaftet bin, so ist es dennoch gestattet, diejenigen, die uns geschaffen haben, als Werkzeug eben dieses Gottes zu sehen.

    „Siehe, Adam ist geworden wie unsereiner…“

    Dieser Satz – und es gibt noch mehr in dieser Art – deutet darauf hin. Er ist auf eigentümliche Art bewahrt worden. Es weist darauf, daß nach nur rund 8000 Jahren bekannter menschlicher Hochivilisation dies erneut gelingt. Allerdings ohne jeden erkennbaren göttlichen Auftrag. Und darin liegt die Anmaßung und das Verderben.

    Auch wenn Sie mich für nicht ganz „dicht“ halten: Sie sollten sich mal das Buch

    „Der Zwölfte Planet“ von Zecharia Sitchin zu Gemüte führen. Der Mann ist kein verlachter Irrer, sondern wird durchaus als seriös betrachtet. Ein hervorragender Kenner der Sumerer.

  2. Ich kann mich da ‚quer‘ nur anschliessen.

    Der ganze Glaube an Gott hätte keinen Sinn, wenn ER solche Babylonischen Türme nicht umstürzen könnte.

    Vielleicht ist die Barbarei des Islam ja die Strafe des Himmels, das sagen ja manche.

  3. Hier der Kommentar (zu einem Video, in dem V. seine Arbeit erläutert) von einem, der Venter voll auf den Leim gegangen ist:

    „This is amazing stuff. For the first time in a long time i’m feeling some hope for the future. Its nice to see the humanity of someone like venter in this personal way- he doesn’t come across as a power-crazed mad scientist type, he seems like a down-to-earth kind of a guy, the kind of guy you’d want playing god. Although like he says, he aint playing… keep up the good work.“

    – „…THE KIND OF GUY YOU`D WANT PLAYING GOD“ –

    Ich hab da auch gerade eine Rede von V. gefunden, die weitgehend die Befürchtungen bestätigt. – Ich denke, ich werd sie mal für den CJ übersetzen.

  4. Gentechnik — Fluch oder Segen ?

    Eine echte Pfingst-Frage. Zur Beantwortung brauche ich den Heiligen Geist.

    Ich warte in Demut…

  5. Ich habe da eher nicht so viele Bedenken. Der Trick ist ja gerade der, daß wir Gott permanent unterschätzen. Die Komplexität des Lebens, das Zusammenspiel der Natur, das ganze Geheimnis dahinter – das ist für Menschen m.E. per se unerreichbar.

    Das Basteln mit Genen hat seine Grenzen. Der Mensch meint immer wieder, er könne mit genügend Gehirnschmalz etwas rein „Gutes“ hervorbringen, das ist aber nicht der Fall. Er kann keines der grundlegenden Probleme selbst lösen. Alle gewaltigen Fortschritte der Wissenschaft haben neben der nützlichen auch eine schädliche, unbeherrschbare Komponente. Es treten gänzlich unvorhergesehene Nebeneffekte auf.

    Was ist denn aus dem Hype um das Klonen geworden? Sehr ruhig ist es geworden. Es gelang nicht wirklich, die Natur zu pervertieren.

    Craig Venter ist schon immer für eine Schlagzeile gut gewesen, die Auswirkungen seiner Bastelei waren dem Medienrummel aber kaum angemessen. So wird das auch mit den Bakterien sein. Es geht nicht, die Natur (Schöpfung) zu verbessern – sie wird nur verunstaltet und verkrüppelt, wenn der Mensch daran bastelt.

    Den angestrebten Nutzeffekten werde ganz unverhoffte Hindernisse entgegenstehen, weil das Ding zu komplex für Menschen ist. Daß viele wissenschaftsgläubige Menschen extrem viel von der Thematik erwarten, mag sein. Ich bezweifle aber sehr stark, daß in naher oder ferner Zukunft diese totalitären Phanatasien umgesetzt werden.

    Der totalitäre Umbau der Gesellschaft geschieht auch ohne diese künstlichen Menschen vor unseren Augen und schreitet fort, ohne groß auf Widerstand zu treffen.

    Für alle, die die Existenz Gottes voraussetzen, sei noch angemerkt, was ER zu Craig und Konsorten meint:

    „Und Gott lachte ihrer“. Punkt, Amen, Ende.

  6. „Folg‘ nur dem alten Spruch und meiner Muhme, der Schlange, Dir wird gewiß einmal bei deiner Gottähnlichkeit bange!“

  7. Gott spielen? Das klingt ein wenig kreationistisch, so nach dem Motto: „Darwing ist ein Pfuscher und die Welt in 1000 Jahren entstanden. Selbst wenn man in der kausalen Unschärfe einen Gottesbeweis sehen könnte, wäre die Natur auch weiterhin das Werk von Niemandem und Gentechnik lediglich die Weiterführung von Zucht mit anderen Mitteln.

    Fast alles ließe sich für schlechte Zwecke missbrauchen, aber das ist kein hinreichendes Argument gegen Gentechnik. Man steht hierbei gewissermaßen am Anfang eines Erkenntnisprozesses.

  8. @ freiheitistunteilbar:

    Gott spielen? Das klingt ein wenig kreationistisch, so nach dem Motto: “Darwing ist ein Pfuscher und die Welt in 1000 Jahren entstanden.

    Vielleicht solltest Du Dich mit dem, was ich schreibe, wirklich auseinandersetzen, statt reflexhaft auf Stichworte zu reagieren. Ich habe jedenfalls nicht den Eindruck, dass Du verstanden hast, wovon ich rede.

  9. Es gibt wenige Momente, in denen man glücklich ist, sterben zu müssen. Einen davon erlebte ich grad bei der Vorstellung, dass das, was du andeutest, Realität werden kann.

    Manchmal kommt mir das alles nur noch wie ein schlechter Film vor.

    Grüße

  10. Ich bitte um Verzeihung, dass ich heute nicht die Zeit hatte und habe, auf die Kommentare zu desem Thema mit der gebotenen Ausführlichkeit einzugehen. Sonntag mehr.

  11. Der besagte Biologe schreibt im Scienceblog:

    ´There is no god. The only creators are chance and selection, and now Craig Venter.`

  12. @ quer:

    Ich fürchte, solche Bücher wie „Der Zwölfte Planet“ sind für meinen Geschmack zu phantasievoll. Nichts für ungut!

    @ apokryphe:

    Gott kann solche Babylonischen Türme umstürzen, und er wird es tun. Unglücklicherweise werden wir unter ihren Trümmern begraben werden.

    Ich halte den Islam übrigens nicht für eine Strafe des Himmels, sondern für die Probe aufs Exempel: eine Gefahr, angesichts derer sich die Spreu vom Weizen trennt.

    @ Flash:

    Ich vermag Deinen Optimismus nicht zu teilen. Du hast ja recht, wenn Du sagst:

    Das Basteln mit Genen hat seine Grenzen. Der Mensch meint immer wieder, er könne mit genügend Gehirnschmalz etwas rein “Gutes” hervorbringen, das ist aber nicht der Fall.

    Genau das ist ja das Problem: Technisch wird das Ganze über kurz oder lang funktionieren, auch wenn wir den Zeitraum nicht genau abschätzen werden. Das Problem sind genau die Nebenwirkungen.

    @ Thomas:

    Dieser Mr. Myers gehört, soweit sich das aus seinem Text schließen lässt, zu genau jener Sorte von verantwortungslosen, ungebildeten, größenwahnsinnigen Fachidioten, die mit ihrem kriminellen Leichtsinn nur Unheil anrichten können. Deren Ideologie knöpfe ich mir in meinem nächsten Text vor.

  13. Ach ja, und Druide: Lass Dir nicht die Lebensfreude vergällen. Wer noch kämpft, ist nicht besiegt.

  14. +Als Naturwissenschaftler kann ich nur sagen:“Die Hunde bellen, aber die Karawane zieht weiter“. Will sagen: alles was machbar ist, wird gemacht. So einfach ist das, und zwar deshalb, weil Neugier und Entdeckerlust aus dem Australopithecus erst den Homo sapiens gemacht haben. Und während dieses langen, langen Prozesses wurden Neugier und Entdeckerlust in unseren Genen abgelegt. Diese Jacke hat nun jeder von uns an, ob er will oder nicht. Gene sind nun, je nach religiösem Bedarf, nicht einfach an- oder abzuschalten. Verdammung der Gentechnik ist ein beliebter Spielplatz für grüne Ignoranten, die aber die ersten wären, sich gentechnisch produziertes Insulin verschreiben zu lassen, sollten sie Diabetis bekommen.

  15. Aber die Linken wünschen sich doch meist eher Leute, die ihnen unterlegen sind, vgl. zB die Einwanderung in die Sozialsysteme. Würden sie intelligente, eloquente, fleißige, „tolerante“ usw Menschen züchten, dann würden die ihnen ja die Leitungspositionen wegnehmen anstatt sich von ihnen betütteln und rumkommandieren zu lassen.
    Zum Thema Genmanipulation und so weiter ist hier noch ein sehr spannendes Buch von Margret Atwood, auch wenn diese Frau glaube ich äußerst links und ökologistisch denkt.
    http://www.amazon.de/Oryx-Crake-Margaret-Atwood/dp/3833301392/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1274907940&sr=8-1

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