Der Neue Adel

Zu den großen Errungenschaften des bürgerlichen Zeitalters gehörten die miteinander zusammenhängenden Ideen, dass Herrschaft sich als eine zu legitimieren hat, die dem Gemeinwohl dient, und dass dies nicht nur ein ideologischer Anspruch sein darf, sondern institutionell gewährleistet sein muss.

Dabei war von Anfang an klar, dass die Allgemeinheit, um deren Wohl es dabei geht, nicht etwa „die Menschheit“ ist, sondern jeweils ein konkretes Volk. Sofern das Gemeinwohl durch demokratische Verfahren gesichert wird, kann es bereits begriffslogisch, erst recht praktisch, nicht anders sein: Die Zumutung, die es für politische Minderheiten darstellen muss, sich den Entscheidungen der Mehrheit zu beugen, wäre gar nicht anders zu rechtfertigen als durch die Erwartung der Solidarität innerhalb eines Volkes; dass also zwischen Mehrheit und Minderheit Meinungsverschiedenheiten darüber bestehen, was jeweils konkret im Sinne des Gemeinwohls ist, dass aber kein Dissens darüber besteht, dass die Mehrheit mit dem Gemeinwohl zugleich das Wohl der unterlegenen Minderheit im Auge hat.

Demokratie setzt also voraus, dass es so etwas wie ein Volk gibt. Dies gilt nicht nur horizontal – dass also innerhalb eines demokratischen Gemeinswesens der Idee nach nicht mehrere Völker existieren können; es gilt auch und gerade vertikal und bedeutet, dass die herrschenden Eliten dem Gemeinwohl, also dem Wohl des Volkes, ihres Volkes, verpflichtet sind.

Die miteinander untrennbar verbundenen Gedanken von Demokratie und Nation konnten nur deshalb zur Kampfparole gegen die überkommene Adelsherrschaft werden, weil der Adel sich, zumindest aus der Sicht der bürgerlichen Revolutionäre, dem Dienst am Gemeinwohl in doppelter Weise verweigerte: zum einen, indem er keinen Gedanken daran verschwendete, ob seine Herrschaft im Interesse der unteren Stände lag; zum anderen, indem er unter seiner „Nation“ seinen Stand verstand. Einer Marie Antoinette kam es nicht in den Sinn, dass es in irgendeinem vernünftigen Sinne des Wortes „Verrat“ sein könnte, die Aufmarschpläne der eigenen französischen Truppen den zu ihren Gunsten intervenierenden Feinden preiszugeben; sie konnte nach ihrer Lesart das französische Volk nicht verraten: Dieses Volk war ihr Eigentum. Der Adel war eine internationale Kaste, Völker existierten für ihn nicht, sie waren bloße Masse: eine Masse von Untertanen.

Genau dies ist auch das Selbstverständnis der heute herrschenden Klasse, des Neuen Adels.

Will man dessen Ideologie in wenigen Sätzen zusammenfassen, so lautet sie, dass die Globalisierung „unvermeidlich“, und dass sie etwas Gutes ist: im globalen Maßstab also Kapitalverflechtung, freier Markt, freie Migration, Deregulierung von Märkten. Die politischen Konsequenzen liegen auf der Hand: Transferierung von Kompetenzen von den Nationalstaaten (der Idee nach also den Völkern) auf supranationale Organisationen (also auf unkontrollierbare Technokraten), Aushöhlung demokratischer Strukturen, Verschmelzung von Völkern und Kulturen.

Damit Märkte frei sind – frei von politischen Interventionen -, müssen die Nationalstaaten Entscheidungsbefugnisse abgeben. Das heißt selbstverständlich nicht, dass es keine Regeln gibt – irgendwelche Regeln muss es ja geben, sondern, dass sie von Institutionen wie der EU, dem IWF, der WTO gesetzt werden.

Warum aber sollten nationale Regierungen ihrer damit verbundenen Selbstentmachtung zustimmen? Nun, weil es sich eben nicht um eine Selbstentmachtung handelt, sondern ganz im Gegenteil um eine Selbstermächtigung: Die Regierungen herrschen ja weiter, aber eben nicht jede einzelne über ein Land, sondern alle zusammen über alle Länder. Es handelt sich um eine Kollektivherrschaft, um die Herrschaft einer Klasse. Eine Herrschaft, die aus der Sicht der Herrschenden den eminenten Vorteil hat, ohne so lästige Dinge wie parlamentarische Kontrolle oder öffentliche Kritik auszukommen. Kritik an einzelnen Regierungen wird zahnlos, wenn letztere darauf verweisen können, bloß Sachzwängen zu folgen. Dass diese Sachzwänge aus selbstgeschaffenen Strukturen resultieren, braucht man ja nicht zu erwähnen.

Der natürliche Widerstand der Völker gegen die Auflösung und Zerstörung ihrer Identität, ihrer Unabhängigkeit, ihrer Kultur, ihrer Sitten und Traditionen wird auf diese Weise nicht nur ausmanövriert, er erscheint sogar als etwas Rückständiges, Plebejisches, ja Böses.

Zum Gesamtbild gehört selbstredend auch, dass national geprägte Wirtschaftsstrukturen aufgelöst werden müssen. Freiheit von parlamentarischer Kontrolle genügt nicht; die Politik darf auch nicht auf dem Umweg über zum Beispiel eine „Deutschland AG“ gezwungen werden, sich an nationalen Interessen zu orientieren. Es ist wenig beachtet und bezeichnenderweise auch kaum zum Thema gemacht worden, dass eben diese Deutschland AG, das Netz wechselseitiger Verflechtungen innerhalb der deutschen Wirtschaft, in den neunziger Jahren zugunsten der Einbindung in etwas aufgelöst wurde, das man „Welt AG“ nennen könnte. Spätestens die von der rotgrünen Koalition beschlossene Steuerfreiheit für Veräußerungsgewinne stellte eine handgreifliche Aufforderung an die deutsche Wirtschaft dar, sich zu internationalisieren, und sie führte auch zum Ausverkauf der deutschen Wirtschaft. Zusammen mit der Einführung des Euro bedeutete dies den gelungenen Versuch, die drittstärkste Wirtschaftsmacht der Welt politisch zu neutralisieren. Die Internationalisierung der politisch herrschenden Klasse ging mit der der wirtschaftlich herrschenden Hand in Hand.

An einem solchen Prozess ist eine derartige Vielzahl von Akteuren beteiligt, dass es ohne einen Konsens über die Ziele dieser Politik nicht geht. Die Ideologie, die all dies legitimiert, muss nicht nur vorherrschend sein – was ja Raum für Dissidenz und für die Formulierung alternativer Konzepte ließe – sie muss zumindest innerhalb der herrschenden Klasse alternativlos und damit als Ideologie überhaupt nicht mehr erkennbar sein. Die gesellschaftliche Ideologieproduktion, namentlich die Wissenschaft und die Medien, müssen außerstand gesetzt werden, alternative Wirklichkeitsdeutungen vorzulegen.

Auf der Basis bloß eines platten neoliberalen Ökonomismus ist dergleichen nicht möglich: Zu weit verbreitet und zu tief verankert ist die sozialistische Kritik daran. Da trifft es sich, dass die marxistische Linke als Trägerin dieser Kritik mit dem Ende des auf dem Marxismus beruhenden sozialistischen Gesellschaftsmodells seit 1990 politisch bankrott ist und keine Alternative zum Kapitalismus mehr aufzuzeígen vermag. Das zerstörerische Potenzial des Marxismus ist aber nach wie vor vorhanden und wie geschaffen dafür, die Strukturen zu beseitigen, die der ungehemmten Entfaltung des Globalismus noch im Wege stehen. Der herrschaftskritische und egalitaristische Elan des Marxismus braucht lediglich von der Kapitalismuskritik ab- und auf Religions-, Nationalismus- und Traditionalismuskritik hingelenkt werden: Es entsteht eine Ideologie, die die bloße Wahrnehmung von Unterschieden, etwa zwischen Völkern, Religionen, Kulturen und Geschlechtern, erst recht aber ihre Affirmation als „rassistisch“, „ethnozentrisch“, „xenophob“, „sexistisch“, oder schlicht als „menschenfeindlich“ brandmarkt und damit die Auflösung überkommener Strukturen – Völkern, Familien, Religionen – vorantreibt. Sogar ein bisschen „Sozialismus“ dürfen die Linken noch spielen, weil der Sozialstaat als Immigrationsmagnet wirkt und damit die Existenz der Völker, also der potenziell mächtigsten Gegenspieler des Globalismus, untergräbt.

Wer darin einen Widerspruch zu den Idealen des Neoliberalismus sieht, verkennt, dass diese Art von Liberalismus kein zu befolgendes ordnungspolitsches Prinzip, sondern eine zu verwirklichende Utopie darstellt: Den Sozialstaat kann man unter solchen Vorgaben schon eine Weile in Kauf nehmen; es genügt, dass er eines Tages aufgrund seiner chronischen und stets zunehmenden Überforderung zusammenbrechen wird. Bis dahin wird er aber seinen Dienst getan haben, politische Solidargemeinschaften in bloße Massen von Einzelnen verwandelt zu haben. In der Zwischenzeit bindet seine Existenz die einheimische Unter- und untere Mittelschicht an die Linksparteien und hält sie davon ab, sich gegen die systematische Überfremdung und Zerstörung der eigenen Lebenswelt zur Wehr zu setzen. Indem sie an den Sozialstaat gefesselt werden, werden sie (und noch dazu umso mehr, je mehr sich ihre Lebensverhältnisse verschlechtern), an eine Struktur gefesselt, die die weitere Verschlechterung der Lebensverhältnisse bis zum Zusammenbruch garantiert.

Überhaupt ist ein gewisses Maß an finanzieller Selbstüberforderung der Nationalstaaten durchaus gewollt: Nur wer pleite ist – das lehrt auch die neueste Krise -, ist gezwungen, sich der Überwachung und Gängelung durch supranationale Organisationen zu unterwerfen und verliert seine Unabhängigkeit, ohne dass deswegen ein einziger Schuss abgefeuert werden müsste. Wer Neoliberalismus und Sozialismus immer noch als Gegensätze auffasst, hat – pardon – das Ende des Kalten Kriegs verschlafen.

Weil dies so ist, ist die Gleichheit in Gestalt einer Gleichmacherei, die nicht einmal zwischen Wir und Sie unterscheiden darf, verbunden mit dem Dogma von der angeblich unausweichlichen Globalisierung (auch sie ein vulgärmarxistisches Relikt), die ideologische Basis, auf der die Herrschaft der globalistischen Eliten aufbaut. Der Fortschritt kennt nur eine Richtung: Liberalisierung, Egalisierung, Entstrukturierung, Globalisierung. Dieser Glaube, der implizit jeden Widerspruch als reaktionär, fundamentalistisch oder rechtsradikal verketzert, darf nicht angefochten werden. Er kann auch gar nicht angefochten werden, jedenfalls nicht mit Aussicht auf gesellschaftliche Wirksamkeit, weil die Institutionen und Funktionssysteme, die die gesellschaftliche Wirklichkeitsbeschreibung hervorbringen, von den Globalisten monopolisiert werden.

Dabei kommt der Monopolisierung der „Wissenschaft“ die Schlüsselrolle zu, weil von hier aus die maßgebliche Ideologie aller anderen gesellschaftlichen Funktionssysteme gesteuert wird: Schule, Medien, Wirtschaft, Recht, Politik.Da die Universität die notwendige Durchgangsstation für Jeden ist, der den Eliten gehören will, ist deren ideologische Konformität sichergestellt. Über die Zugehörigkeit zur herrschenden Klasse entscheidet die Bejahung einer Ideologie.

An dieser Stelle wird deutlich, dass der Begriff des „Neuen Adels“ in zweierlei Hinsicht der Konkretisierung bedarf:

Zum einen beruht der Neue Adel nicht auf Dynastien; natürlich wird es auch weiterhin karrierefördernd sein, wenn schon die Eltern der Elite angehörten, aber dynastisches Denken, überhaupt Familiensinn, widerspricht dem radikalen Individualismus der Ideologie. Die Bejahung dieser Ideologie, nicht die Abstammung, ist das Entree zum Neuen Adel; wer dagegen loyal zum eigenen Volk ist, die eigene Kultur bewahrt oder an die Wahrheit der eigenen Religion glaubt, hat sich bereits dadurch disqualifiziert.

Zum anderen endete die Macht des alten Adels dort, wo die der Kirche begann und umgekehrt. Eine Klasse, in deren Hand sich nicht nur die wirtschaftliche und politische, sondern auch die ideologische und religiöse Macht vereint, die also zugleich definiert, was wahr und unwahr, was gut und böse ist, ist nicht einfach ein Adel, sondern ein Priesteradel, der korporativ totalitäre Macht ausübt.

Auf diese Weise ist es ihm auch möglich, Heerscharen von Mitläufern zu rekrutieren, ohne sie zu bezahlen. Der Wissenschaftsproletarier auf seiner befristeten Drittelstelle; der „freie“, weil zeilenweise bezahlte Journalist; der Lehrer, der sich bis zum körperlichen Zusammenbruch an einer Schule an „sozialen Brennpunkten“ aufreibt und sich selbst gratuliert, dass er trotzdem nicht zum „Ausländerfeind“ geworden ist; sie dürften sich bloß der Entlohnung nach kaum als Teil einer Elite fühlen, jedenfalls nicht nach bürgerlichen Maßstäben.

Nach den Maßstäben des Neuen Adels dürfen sie dies sehr wohl, weil sie durch die Bejahung seiner Ideologie zwar nicht an seiner Macht und seinem Reichtum teilhaben, wohl aber an seiner Selbstabgrenzung gegenüber der Plebs, dem Stammtisch, den bildungsfernen Schichten, oder wie auch immer die Menschen genannt werden, die die Ideologie der Eliten aufgrund ihrer täglichen Erfahrung als Lüge durchschauen. Aus der Sicht des Neuen Adels ist die Fadenscheinigkeit seiner ideologischen Konstrukte – etwa der „Diskriminierung“, des „Gender Mainstreaming“ oder der „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ – durchaus funktional, gerade weil jeder Plattkopf sie durchschaut.

Wer sie dagegen bejaht, bekundet dadurch seine Bereitschaft zu glauben, was er glauben soll, also zur ideologischen Unterwerfung. Nicht trotz, sondern wegen ihrer haarsträubenden Dummheit und surrealistischen Wirklichkeitsferne eignen sie sich perfekt als das moderne Äquivalent zum Gesslerhut.

Mit dem Gemeinwohl hat der Neue Adel, den man deswegen auch so nennen darf, selbstredend nichts im Sinn, jedenfalls nicht, insofern das „Gemeinwohl“ von den Betroffenen zu definieren wäre, wie es dem demokratischen Gedanken entspräche. Die global herrschende Klasse hat ja kein globales Volk als Gegenpart, dessen Urteil sie sich in einer Art „Menschheitsdemokratie“ unterwerfen würde. Die wirkliche Menschheit wird immer den Erhalt der eigenen Gemeinschaften, Kulturen und Lebenswelten fordern; eine Menschheitsdemokratie ist daher ein Widerspruch in sich. Als Utopie, mit deren Hilfe die Zerstörung der Völker gerechtfertigt wird, taugt sie aber allemal – ganz ähnlich wie der Kommunismus, der ja auch nie hätte verwirklicht werden können, aber der totalitären Machtusurpation einer durch Ideologie zusammengehaltenen Klasse als moralisches Feigenblatt diente.

16 Gedanken zu „Der Neue Adel“

  1. Eine perfekte Kurzfassung von Orwells 1984.
    „Adel“ stört da etwas, weil nicht systemkonform. Bleiben wir doch einfach bei Orwell und nennen dss Dings beim Namen:
    Die Partei. Gegliedert in die innere und die äußere Partei und den Pleps.

    „seine Bereitschaft zu glauben, was er glauben soll,..“

    ist der ultimative Schlüssel. Er findet seine Erfüllung darin, daß die Kugel in das Gehirn sehnsuchtsvoll erwartet wird.

  2. @ quer:

    Es gibt für diese Art von Herrschaft keinen historischen Präzedenzfall; jeder Vergleich trifft insofern nur einen Teilaspekt. Der Vergleich mit einer totalitären Partei zum Beispiel – der durchaus etwas für sich hat -, trifft es auch nicht hundertprozentig, und zwar, weil der aktuell entstehende Totalitarismus auf informellen Strukturen basiert, nicht auf einem monolithischen formalisierten Machtapparat. Bei dem Vergleich mit dem Adel hatte ich den Aspekt einer länderübergreifenden kollektiven (Klassen-)Herrschaft im Auge; es ging mir darum, deutlich zu machen, dass es keine nationalen Eliten mehr gibt, und dass die Völker, weil es die nicht mehr gibt, jetzt schon weitgehend aufgehört haben, politische Einheiten zu sein.

  3. Zum Glück haben die Liberalen – im eigentlichen Sinne – schon früh erkannt, dass es so etwas wie das „Gemeinwohl“ nicht geben kann, schon garnicht in Plünder- und Umverteilungsstaaten.

    Es ist unmöglich, dass etwas dem Menschen eines Staates gleichermaßen nützt, wie es ihnen schaden könnte. Es müsste möglich sein, Teil einer Gesellschaft zu sein, ohne von ihr ausgebeutet zu werden.

  4. Die Würdigung des Adels als antinationalen Stand schlechthin halte ich für fragwürdig. Und so gesehen steht der Begriff „Neuer Adel“ m.E. auf schwachen Beinen, auch wenn er sich gut eignet, die im Beitrag beschriebene Formierung der globalistischen Elite zu entwickeln.

    Ansonsten: ein großartiger Essay! Danke!

  5. @ Ruth:

    Shrinkwrappeds Blog kann ich momentan aus irgendwelchen Gründen nicht erreichen, aber John Robb habe ich sofort angeschrieben, ob er eine Übersetzung genehmigt. Vielen Dank auch!

    @ Antifo:

    Vielen Dank auch Dir! Das Manifest ist sehr lang, deswegen werde ich es nicht gleich lesen können, aber schon die Einleitung klingt vielversprechend.

  6. Ein sehr guter Essay. Danke!
    Mit überraschenden Analysen und Schlussfolgerungen.
    Faszinierend z.B. die Behauptung, dass die Dummheit der verkündeten Dogmen kein Schwächeln ist, sondern durchaus gewollt.
    Insgesamt eine stringente Darstellung.
    Ob der Globalismus der herrschenden Eliten eine mutierter Marxismus ist, da bin ich etwas schwankend.
    Sicher gibt es Deckungsgleichheit in manchen Bereichen, z.B. der universelle Heils-Anspruch mit Religionscharakter.
    Überzeugend ist auch der Ersatz des abhandengekommenen Feindbildes Kapitalismus bei ansonsten gleichen Konzepten.
    Trotzdem scheint mir eine Art Erosion oder Degeneration zusätzlich stattgefunden zu haben, obwohl das fast zynisch klingt.
    Hatte der Marxismus aber nicht eine Art Sendungsbewußtsein, also eine Art Messianismus?
    War der Marxismus nicht eher Ideologie und ist die gewandeltete Form nicht eher nur Opportunismus?
    In diese Richtung habe ich zumindest den Text oben verstanden.
    Und wer sind die Initiatoren des Globalismus?
    Kann eine solche Strategie ohne „Manifest“, ohne geistigen Kopf und ohne personalen Kern realisiert werden?
    Wenn nicht, wer soll das sein – oder ist es ein stillschweigendes Übereinkommen der in den inneren Kreis Aufgestiegenen.

  7. Die HartzIV-Kaste kann man getrost als den neuen Dienstadel bezeichnen: tut nix, hat seine Pfründe und dient dafür wahltaktisch dem Hochadel.

  8. Was singen wir jetzt?

    „allons enfants de la patrie..iee….“

    oder

    „..proud to be an american….“

    ???

  9. @Antifo

    Sie haben auf einen Aufsatz von Otto Heuschele über den Adel verlinkt. Dort wandelt Heuschele einen Vers Hölderlins ab: Das Adelige erkennen nur die, die es selber sind.
    Diese Abwandlung ist eine Farce und Ausdruck adeligen Eigendünkels und Kastendenkens. Beim Hocharistokraten Hölderlin lautet der Vers so: An das Göttliche glauben die allein, die es selber sind. Dieser Vers ist biblisch begründet und beruht auf der paulinischen Aussage, dass des Menschen Geist Gott zu wissen, der Geist Gottes ist und dass die Manifestation der Einheit im Geist der Glaube ist.
    Bei Heuschele klingt das mehr danach, dass der eine des anderen Stallgeruch erkennt, was aber, wie gesagt,etwas ganz anderes ist.
    Der Adel ist weitgehend zu einer Kaste degeneriert, weil aritokratischer Geist nicht automatisch vererbbar ist.
    Dass der Blutadel nur allzuoft sich mit dem Geldadel zu einem oligarchischen Bündnis zusammengefunden hat, dafür gibt es zahllose Beispiele. Von daher ist Manfreds Analogie vollkommen berechtigt.
    Womit ich nicht bestreiten will, dass viele Herrscherhäuser einmal unermeßlich viel geleistet haben.
    Für den Link auf das „Nationale Manifest“ bin ich ihnen sehr dankbar.

  10. sehr schöner aufsatz – erklärt einiges, vor allem warum die jeweiligen regierungen es so eilig haben mit der abgabe der kompetenzen „nach Brüssel“. schon heute gehen die meisten minister nach Brüssel zu „ihrem“ kommissar und als ergebnis kommt die „richtlinie aus Brüssel“ – man braucht ja gar keine nationalen regierungen mehr, keine opposition, keine demokratie. und wir wählen die politiker, wir unterstützen das system durch steuern und sonst auch…

  11. Hoffentlich erlaubt mir der Blogger einen um ein Jahr verspäteten Kommentar zur diesem Strang. Ich habe sein Blog erst kürzlich gefunden und lese mich nun rückwärts von Beitrag zu Beitrag, wie es die Zeit zuläßt.

    Das ist meine Meinung zu dem Gespräch, auf das sich Chris bezieht:

    Es handelt sich hier um ein interessantes Gespräch, aber nicht um eine Diskussion. Die beiden Gesprächsteilnehmer tauschten Argumente darüber aus, was für die Welt besser sei. Aber tatsächlich argumentierten hier zwei wesensverschiedene Ansatzpunkte: Der Universalismus und der Anti-Universalismus.

    Es geht schlicht darum, daß sich die beiden Gesprächspartner einem anderen Bezugsgruppe zugehörig fühlten, ein anderes Sein-Empfinden hatten. Eine Diskussion war nur der Piunkt, diese beiden Punkte herauszukristallisieren. Während der eine die Bezugsgruppe „Menschheit“ hat, die sein gefühltes Sein ausmacht, so wird der andere sein Sein als Deutscher (und zwar wahrscheinlich unabhängig von der Staatsbürgerschaft, also dem eigentlich ethnisch Begriff „teodisk“ entsprechend) empfinden.

    Leute, dagegen ist kein Kraut gewachsen, kein Argument, keine Religion, keine Überzeugung. Man ist was man ist. Das steht nicht in der eigenen Gewalt. Man kann sich in seinem Sein akzeptieren oder man kann es lassen.

    Und nochmals: Nicht Deutsche oder Franzosen haben wegen ihrer Unterschiedlichkeit Kriege geführt, sondern weil Mächtige sich vom Krieg gegen andere Mächtige Vorteile versprachen.

    Noch etwas: Krieg und Kampf ist eine menschliche, männliche Grundeigenschaft. Das Eigene zu verteidigen ist als Prinzip älter, als alle Religion und Diskussion. Das ist dem Menschen Wesentlich, es ist ihm eigen, wie Essen und trinken zu müssen. Hierin liegt auch der Grund der Nation und des Nationalismus: Die Notwendigkeit des Zusammenschlusses von Menschen mit einer Mindesthomogenität um den Zusammenschlüssen anderer etwas entgegensetzen zu können. Die crux dabei: Wer sich erfolgversprechend verteidigen kann, kann auch angreifen.

    Die beiden Gesprächteilnehmer werden feststellen, daß sie verschiedene familienhistorische Hintergründe und Wurzeln haben, die ihnen ein anderes „Wir“, eine andere Bezugsgruppe aufdrängen, vorausgesetzt, ein jeder sein Selbst bereits gefunden.

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