Die Political Correctness wird auch am Hindukusch verteidigt

Über den Einsatz im afghanischen Baghlan, bei dem am vergangenen Donnerstag vier deutsche Soldaten ums Leben gekommen sind, sickern Hintergründe durch, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. So wurde der Einsatz von dem amerikanischen General McChrystal gegen die dringenden Warnungen des deutschen Kommandeurs des Isaf-Regionalkommandos Nord (RCN), Brigadegeneral Frank Leidenberger, angeordnet. Es kommt aber noch haarsträubender. Bild.de schreibt:

Unverständnis herrscht im deutschen Kontingent nicht nur über das Vorgehen des Joint Command in Kabul in der Operation Taohid. Wenig Verständnis hat man dort auch für die Vorschrift, dass alle größeren Operationen der Isaf-Truppen 24 Stunden vorher den afghanischen Behörden gemeldet werden müssen. Damit soll die Zivilbevölkerung die Chance erhalten, sich in Sicherheit zu bringen. Doch häufig wissen die Taliban deshalb ganz genau, wo sie auf unsere Soldaten warten müssen. Bitterer Kommentar eines deutschen Offiziers: „Das ist das Todesurteil für viele Kameraden.“

via Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr: Operation Taohid – „Tödlicher Befehl“ – Politik – Bild.de.

Jungs, macht doch Nägel mit Köpfen, und meldet Eure Aktionen nicht den sogenannten afghanischen Behörden, sondern direkt den Taliban!

14 Gedanken zu „Die Political Correctness wird auch am Hindukusch verteidigt“

  1. Eine Regierung, welche ihre Truppen der Wirkung dieser 24-Stunden-Regel in einem (wie auch immer) Krieg unterwirft, gehört in einem freien Land ausnahmslos vor ein Erschießungskommando. Wegen Hoch- und Landesverrat. Als Angehöriger würde ich mich dagegen verwahren, diese Heuchlerbande vor dem Sarg meines gefallenen Sohnes zu sehen. Wer als Soldat angesichts dieses Verrats nicht umgehend den Dienst verweigert, gerät schnell in den Dunstkreis des Selbstverschuldens. Es bleibt die Ohnmacht.

  2. Das sind Dilmmata, die wir in Israel nur allzu gut kennen. Wieviele Israelis, Soldaten und Zivilisten, sind getoetet worden, weil die israelische Regierung Ruecksicht auf die Weltoeffentlichkeit nahm/nehmen musste.

    Ein Soldat musste verbluten, weil Israel sich an die Oslovertraege hielt, die PA aber nicht. http://www.freeman.org/m_online/oct03/plaut2.htm

    In Jenin starben 23 israelischen Soldaten, weil die IDF auf Luftangriffe verzichtete, um Zivilisten zu schonen. http://www.freeman.org/m_online/oct03/plaut2.htm

    In Israel verstehen wir die Zwaenge, denen auch die Regierung unterworfen ist. Wir koennen unmoeglich alles gut heissen, aber im tiefen Herzen ist jeder froh, der keine solche Entscheidungen treffen muss.

  3. Wie kommt die Isaf überhaupt dazu, ihren Operationen Namen aus der islamischen Theologie zu geben? Taohid oder Tawhid – kämpfen wir bereits zu Ehren Allahs?

  4. @Ruth:
    Eure Soldaten verteidigen aber auch ihr eigenes Land, wobei es die geographischen Gegebenheiten unvermeidlich machen, sich auch z.B. im Westjordanland zu bewegen, d.h. als Besatzungsmacht aufzutreten. Dass da terroristische Kräfte die ansässige Bevölkerung hinter sich haben, kann nicht ausbleiben.

    Für sein eigenes Land muss ein Soldat auch bereit sein, Opfer zu bringen, notfalls das eigene Leben zu riskieren. Die Bundesregierung verlangt von der Bundeswehr aber, während deutsche Innenstädte sich langsam aber sicher in kleine Istanbuls verwandeln, wegen hastig zusammenkonstruierter Gründe in einem Land zu kämpfen, das nicht ihr eigenes ist, was den Interessen Deutschlands höchstens bei sehr wohlwollender Interpretation vielleicht nützt, auf jeden Fall aber denen der USA und noch mehr denjenigen der Drogenbarone. Außerdem wird dadurch der gute Ruf, den Deutschland als Gegenmacht zur britischen Kolonialmacht in Afghanistan traditionell hatte, beschädigt.

    Und das alles ganz unabhängig von dem Skandal, dass aufgrund nichtiger Vorstellungen linker Sozialpädagogikstudienabbrecher vom „Schutz der Zivilbevölkerung“ regelmäßig Soldaten ihr Leben verlieren, ohne dass unsere eigenen Kommandeure das unterbinden könnten (Es läuft doch so: US-General befiehlt, deutscher Oberst führt aus…). Anscheinend ist das amerikanische Militär auch keine Heimat mehr für Rückgrat und gesunden Menschenverstand, wenn es die 24-Stunden-Regel nicht aufgibt, „um nicht vor der Weltöffentlichkeit schlecht dazustehen“.

    Für einen Afghanen ist aber jeder fremde Eindringling, egal welcher Nationalität, ein Feind. Das ist ein durchaus nachvollziehbares, sogar natürliches Verständnis, das uns Deutschen durch Propaganda und Umerziehung aberzogen worden ist. Euch Israelis fehlt es inzwischen weniger als uns, die wir es vor 50 Jahren noch hatten. Im eigenen Land gelten andere Maßstäbe als im fremden, das nationale Hemd ist näher als der globale Rock. Daher ist nicht alles, was hinkt, auch ein Vergleich.

    Ein fairer Vergleich wäre z.B. dieser: Israel beansprucht die historische Landschaft Judäa, die vor 2000 Jahren unter jüdischer Hoheit war. Das gleiche könnte Deutschland in Bezug auf Schlesien und Pommern auch tun, die noch vor weniger als 100 Jahren deutsch waren und in denen brutal „ethnisch gesäubert“ wurde. Gibt es dort eingezäunte deutsche Siedlungen, von denen aus deutsche Ultranationalisten, von der Bundeswehr offensiv protegiert, die polnische Zivilbevölkerung provozieren? Gibt es in Deutschland eine einflussreiche Partei mit Chance auf Regierungsbeteiligung, die fordert, alle Polen aus diesem Gebiet zu vertreiben? Was würde die „Weltöffentlichkeit“ dazu wohl sagen?

  5. Deutschland hat die Ostgebiete verloren, weil es den Krieg verloren hat. Israel hat keinen Krieg verloren, sondern im Gegenteil gewonnen. Dein Vergleich hinkt auf allen Fuessen.

    Mir geht es nicht um diese Frage, sondern darum, dass Soldaten manchmal fuer Propagandazwecke sterben muessen, israelische Soldaten, amerikanische Soldaten, deutsche Soldaten…

  6. Deutschland hat die Ostgebiete verloren, weil es den Krieg verloren hat. Israel hat keinen Krieg verloren, sondern im Gegenteil gewonnen. Dein Vergleich hinkt auf allen Fuessen.

    Das ist lediglich die kalte Faktizität. Dass der Vergleich ein hypothetischer war, müsste Dir klar gewesen sein. Außerdem bin ich nicht der Ansicht, dass das Volk der Seite, die den Krieg verliert, aus seiner jahrhundertealten Heimat vertrieben werden darf, egal um wen es sich handelt und wer vertreibt. Das ist die moralische Aufgabe, die es ohne auswendiggelerntes Geschichtsbuchwissen zu beantworten gilt.

  7. „…..dass das Volk der Seite, die den Krieg verliert, aus seiner jahrhundertealten Heimat vertrieben werden darf,…“

    Es ist der Fortschritt einer Zivilisation, daß ein Verbrechen nicht mit einem Verbrechen gerechtfertigt oder entschuldigt werden darf. Deshalb ist z.B. die Blutrache (Mord gegen Mord) in einem jeden westlichen Rechtssystem unerträglich. Gleiches gilt für das Völkerrecht. Man kann also Verbrechen gegen das Völkerrecht (Holocaust) nicht mit einem Bruch des Völkerrechts (Vertreibung) ahnden. Gleiches gilt natürlich auch für den Krieg und der daraus folgenden Handlungen. Angriffskrieg (provoziert oder gewollt), Bombenkrieg gegen Zivilisten und Kulturgüter, Ausplünderung der Besiegten durch z.B. Patentraub und Kunst/Kulturgüterklau, Vertreibung: Allesamt Völkerrechtsverbrechen, die jedes für sich steht und weder aufzurechnen, noch zu entschuldigen ist.

    Solange nur eine dieser Rechnungen offen ist, muß sie beglichen werden. Ohne dies kann es keinen dauerhaften Frieden geben.

  8. Und wer haette denn die arabischen Bewohner der eroberten Gebiete vertrieben? Die Gebiete wuerden mit Ausnahme von Jerusalem und den Golanhoehen auch nicht annektiert.

    Ich stelle wieder einmal mit Kopfschuetteln fest, wie Propaganda fuer Kenntnis gehalten wird.

  9. @ quer:

    Man kann also Verbrechen gegen das Völkerrecht (Holocaust) nicht mit einem Bruch des Völkerrechts (Vertreibung) ahnden.

    Erstens: Dass viele Araber das Gebiet des heutigen Israel verlassen haben, beruhte nur teilweise auf Vertreibung, und es kam dazu im Zuge der Eskalation des Konflikts im Kriege von 1948, den es nicht gegeben hätte, wenn die Araber den Teilungsplan der UN von 1947 akzeptiert hätten. Von einer „Ahndung“ des Holocausts durch Vertreibung kann also keine Rede sein.

    Zweitens: Der Zionismus ist älter als der Holocaust. Das auslösende Ereignis war die Dreyfus-Affäre, als Tausende von Franzosen unter dem Schlachtruf „Tod den Juden“ durch Paris zogen. Ein Teil der europäischen Juden kam daraufhin zu der zutreffenden Erkenntnis, dass ihre Lage in Europa äußerst prekär war. Zutreffend war diese Erkenntnis deshalb, weil es im Wesen des modernen demokratischen Nationalstaates liegt, dass er auf der Selbstbestimmung des Volkes beruht, also der Idee nach nur ein Volk repräsentieren kann, nicht mehrere. Sofern es sich um relativ kleine, ausschließlich in einem Land ansässige Minderheiten wie die Sorben oder Katalanen handelt (oder um Minderheiten, die sich zwar über mehrere Staaten erstrecken, aber ein geschlossenes Siedlungsgebiet aufweisen wie die Basken oder Kurden), sind diese Probleme handhabbar, wenn auch nur mit Ach und Krach. Die Juden dagegen hätten auch ohne den Holocaust auf lange Sicht vor der Alternative gestanden, sich entweder vollständig in die bestehenden europäischen Nationen zu integrieren, d.h. als Volk aufzulösen, oder einen eigenen Nationalstaat zu gründen. Nun kann man zweifellos von einem linken oder liberalen Standpunkt argumentieren: Na, dann hätten sie sich eben aufgelöst, was soll das völkische Gedöns? Wenn man es aber, wie ich, für eine Tugend hält, für die Selbstbestimmung, Integrität und Unabhängigkeit des eigenen Volkes zu kämpfen, dann kann ich den Zionisten schwerlich einen Vorwurf daraus machen, dass sie in diesem Sinne tugendhaft waren und für den Nationalstaat statt der Selbstauflösung optiert haben. Der Zionismus war ganz einfach eine gute Idee. Dass die Araber (von einem palästinensischen Volk ist erst seit den sechziger Jahren die Rede) dafür hinnehmen mussten, dass rund ein Tausendstel ihres Siedlungsgebietes unter fremde Herrschaft geriet (was, nebenbei gesagt, auch unter den Osmanen der Fall gewesen war, nur dass es unter ihnen um das gesamte arabische Siedlungsgebiet ging, bevor sie von Kolonialmächten verdrängt wurden), muss ich demgegenüber als Petitesse abtun. Selbst wenn man es für ungerecht hält, dass die Zionisten sich aufgrund ihrer besseren Organisation, aber auch aufgrund ihrer größeren Zähigkeit und Willenskraft durchsetzten, so ist dies doch nicht „ungerechter“ als die Tatsache, dass einige der unkreativsten Völker dieses Planeten auf dessen größten Ölreserven sitzen und tüchtigeren Völkern das Geld aus der Tasche ziehen. In solchen Zusammenhängen mit Gerchtigkeit zu argumentieren halte ich für weltfremd.

    Drittens:

    Solange nur eine dieser Rechnungen offen ist, muß sie beglichen werden.

    Es ist schlechterdings nicht möglich, solche Rechnungen zu begleichen, ohne neue aufzumachen. Wenn wir aber schon die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten mit der sogenannten oder auch Vertreibung der Araber aus dem heutigen Israel vergleichen, so gehört ein Gesichtspunkt auch in das Bild: Mit dem Beitritt Polens zur EU hat jeder Deutsche, der das möchte, das Recht bekommen, sich in Polen niederzulassen, also gegebenenfalls in seine Heimat bzw. die seiner Vorfahren zurückzukehren. Warum können die Polen das zugestehen, die Israelis aber nicht? Weil wir unsere Flüchtlinge nicht sechzig Jahre lang in Flüchtlingslager gesteckt haben, um aus ihrer Not politisch Kapital zu schlagen und den polnischen Staat zu delegitimeren. Die ganze Nahost-Debatte würde völlig anders geführt, wenn die Araber so verfahren wären wie wir. Ich bin ziemlich sicher: Hätten sie das getan, dann stünde heute einer Rückkehr derjenigen Araber, die das immer noch wollten, so wenig im Wege wie der Rückkehr der Deutschen, die das wollen. Und ich muss sagen, dass ich relativ ungeduldig und verständnislos gegenüber Leuten bin, die mir von dem ihnen angetanen „Unrecht“ vorjammern, selber aber sechzig Jahre lang nichts zuwege gebracht haben, als sich in ihrem Selbstmitleid zu suhlen und Bomben zu legen.

  10. @Manfred,

    mein Bezug erklärt sich recht deutlich. Glaube ich. Was Israel angeht, so teile ich den Standpunkt der Israelis. Ich habe aber entschieden was gegen meine Landsleute, die die Araber „verstehen“ und die Deutschen bei gleichem Anliegen verdammen. Und ich spreche vom Völkerrecht, daß merkwürdigerweise in deutschen Angelegenheiten keine Anwendung finden darf.

    „Mit dem Beitritt Polens zur EU hat jeder Deutsche, der das möchte, das Recht bekommen, sich in Polen niederzulassen, also gegebenenfalls in seine Heimat bzw. die seiner Vorfahren zurückzukehren.“

    Das ist eine schöne Theorie. Die betreffenden Interessierten dürfen nach Rechtslage noch nicht einmal den gestohlenen Hof des Großvaters unmittelbar durch Kauf erwerben. Und schon garnicht darf ein Deutscher von einem Standesamt in Polen erwarten, eine beglaubigte Fotokopie seiner (in den Standesämtern erhaltenen) Urkunden zu erhalten. Die werden gütigerweise „abgeschrieben“. Nämlich ins Polnische übersetzt.
    Schön, nicht wahr?

    Das Standesamt in Straßburg und das in Tondern war in einem solchen Falle nach Rückfrage der Meinung, daß sowas nicht in die EU gehöre (!!!).

    Wenn Sie aus Polen ihre eigenen Dokumente und Identitätsnachweise unverfälscht und gar noch mit deutschen Originalvornamen wünschen, dann ist es ratsam, zuvor die Schweizer Staatsbürgerschaft zu erwerben und den Schweizer Botschafter intervenieren zu lassen. Das funkltioniert.

    Und noch eins: Halten Sie mich ruhig für verrückt. Was sind 65, 80 und 100 Jahre gegenüber 750 b. 800 Jahre geschlossener deutscher Landschaften und Kultur? Nichts ist ewig. Und schon garnicht unrechtmäßig erworbenes Gut. Gilt übrigends auch für Konstantinopel.

  11. Dann habe ich den Kommentar in einem falschen Kontext interpretiert, pardon. Und danke für die Infos über Polen. Irgendwo hätte es einen ja auch gewundert, wenn die nicht einen Weg gefunden hätten, sich um ihre Verpflichtungen zu drücken.

  12. @Manfred: „Weil wir unsere Flüchtlinge nicht sechzig Jahre lang in Flüchtlingslager gesteckt haben, um aus ihrer Not politisch Kapital zu schlagen und den polnischen Staat zu delegitimeren.“

    Dazu ist die Anzahl der Angestellten von UNRWA interessant, die nichts anderes tun, als eine Integration der „Flüchtlinge“ zu verhindern. Die Angestellten sind in der Regel selber „Flüchtlinge“. Dazu kommen noch internationales Personal, dessen Anzahl in Klammern steht. Man sieht, dass UNRWA fast vollständig in der Hand der Palis ist.

    Jordanien 7086 (6)
    Libanon 3226 (6)
    Syrien 3665 (7)
    West-Jordanland 4738 (11)
    Gazastreifen 11324 (10)
    Hauptquatier Aman 310 (50)
    Hauptquatier Gaza 146 (29)

    Macht zusammen 30495 (119)
    Dazu kommen noch 64 weiter Integrationsverhinderer, die direkt von Spendern bezahlt werden.

    Quelle: http://www.unrwa.org/userfiles/file/statistics/uif-dec09%281%29.pdf

  13. Die logische Konsequenz der Zurkenntnisnahme solcher Maßgaben durch die amerikanische Führungsmacht sollten bei jedem Nationalstaat, der darunter zu leiden hat, entweder massiver Protest oder gleich die Androhung des Rückzugs sein. Es kann doch nicht angehen, dass das Leben deutscher Soldaten aufs Spiel gesetzt wird, nur damit die USA innenpolitisch gut dastehen! Gleichzeitig müsste eine verantwortungsbewusste Armeeführung massiven Protest beim zuständigen Minister und bei der zuständigen Regierung einlegen, um sowohl die notwendige politische Rückendeckung zur effektiven Kriegsführung zu erhalten (was dann idealiter in einer gelassenen und unterstützenden Handlungsweise des Kabinetts bei Fällen wie dem des Oberst Klein münden sollte) und um die notwendige Versorgung der Truppe mit Material zu gewährleisten. Wenn weder das eine noch das andere gewollt oder machbar ist (und danach sieht es ja bisher aus), dann ist die einzige logische Konsequenz entweder die Befehlsverweigerung oder der Rückzug.

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