Friedensbewegung: Dr. Sabine Schiffer und das “Institut für Medienverantwortung”

[Übernahme (mit freundlicher Genehmigung des Autors) vom Weblog Sicherheitspolitik. Erstveröffentlichung dort am 18.07.2009.]

Vergangenes Jahr erlebten wir auf einer Demonstration gegen den Afghanistan-Einsatz in Berlin einen Vortrag von Dr. Sabine Schiffer, die das “Institut für Medienverantwortung” betreibt. Sie trat zuletzt verstärkt im Umfeld der Friedensbewegung auf, wo sie aufgrund des wissenschaftlichen Anstrichs ihrer Arbeit als Expertin betrachtet wird. Frau Schiffer wird auch außerhalb der Friedensbewegung wahrgenommen und ist u.a. Mitglied der Islamkonferenz der Bundesregierung.

Sie lehnt ihre Arbeit an die des Literaturwissenschaftlers Edward Said an, der allen Diskussionen westlicher Gesellschaften über den Nahen Osten und den Islam pauschal Rassismus und niedere Motive unterstellte. Er vermutete eine Verschwörung, die gezielt Feindbilder konstruiere, um damit Interventionen oder andere Einflussnahme zu begründen. Wissenschaftlich sind die Thesen Saids fragwürdig, und er selbst verfolgte eher politische als wissenschaftliche Motive bei der Aufstellung seiner Thesen (Kritik siehe z.B. hier und hier). Innerhalb der Friedensforschung und der Friedenbewegung sind Saids Gedanken dennoch bis heute einflussreich.

Streng der Tradition Saids folgend sieht Frau Schiffer jede Darstellung des Islams oder islambezogener Themen, die von positiven Selbstbildern der beschriebenen Akteure abweicht, als Fälle von “Islamophobie” oder “Kriegspropaganda” an. Ein Beispiel ist ihre Besprechung von Khaled Hosseinis “Drachenläufer”[Text war ursprünglich verlinkt. Link ist nicht mehr gültig, M.K.-H., 29.01.2011] . Weil Hosseini sich kritisch mit den Taliban auseinandersetzt, wirft sie ihm “Kriegspropaganda” vor, die Teil einer Verschwörung sei, “um uns auf den Krieg einzuschwören”. Damit ihre Argumentation überhaupt in Ansätzen funktioniert, behauptet sie entgegen der Fakten , dass die humanitäre Situation in Afghanistan unter der Herrschaft der Taliban besser gewesen sei.[Text war ursprünglich verlinkt. Link ist nicht mehr gültig, M.K.-H., 29.01.2011]

Einem antiwissenschaftlichen, postmodernen Wahrheitsbegriff folgend ist es für Frau Schiffer ansonsten unerheblich, welche Situation in Afghanistan tatsächlich vorliegt und ob ein von ihr kritisiertes Medienprodukt diese Situation akkurat beschreibt oder nicht. Entscheidend für sie ist, ob das Produkt ihrer politischen Sichtweise folgt. Ist dies nicht der Fall, wird es als “islamophob” eingestuft oder bezeichtigt, “Feindbilder” zu propagieren. Wissenschaftlich ist die Arbeit nicht haltbar, denn sie macht subjektive Wahrnehmungen zum einzigen Kriterium der Untersuchungen. Es werden keine falsifizierbaren Thesen auf der Grundlage empirischer Beobachtungen aufgestellt, sondern nur Behauptungen geäussert, deren Grundlage Gefühle sind. Es handelt sich um Aktivismus mit schwacher argumentativer Grundlage und mit fragwürdiger politischer Zielrichtung.

Frau Schiffers Arbeit ist im antiimperialistischen Spektrum einzuordnen, welches die Friedensbewegung allgemein stark prägt. Dieses Spektrum unterscheidet sich von der klassischen Linken dadurch, dass es für Inhalte wie Frauenrechte, Säkularismus, Religionsfreiheit und Minderheitenschutz nur dann eintritt, wenn sie als Anklage gegen den Westen verwendet werden können. Als zentrales Problem der Gegenwart wird von Antiimperialisten die starke politische Rolle des Westens angesehen, der als Träger negativer Eigenschaften betrachtet wird. Man unterstützt daher Bewegungen, welche als Herausforderer des Westens wahrgenommen werden. Den meisten Antiimperialisten ist zumindest indirekt bewusst, dass diese Bewegungen nur in Ausnahmefällen tatsächlich Träger sozialen Fortschritts sind. Die Aktivisten versuchen diesem Widerspruch zu begegnen, indem sie unschöne Fakten als “Feindbilder” abtun.

Wie weit Frau Schiffer in ihrer Unterstützung antiwestlicher Akteure zu gehen bereit ist, unterstreicht ein Interview, dass sie aktuell dem staatlichen iranischen Propagandasender IRIB [Text war ursprünglich verlinkt. Der Link ist nicht mehr gültig, M.K.-H., 29.01.2011] gegeben hat. Dort liefert sie der laufenden islamistischen Kampagne gegen Deutschland bzgl. des Tods von Marwa al-Sherbini rhetorische Munition und kritisiert mit nicht einem Wort die Rolle der iranischen Regierung in dieser Kampagne.

Die iranische Führung verfolgt mit der Kampagne gegen Deutschland die Absicht, sich international als islamische Führungsmacht darzustellen und Muslime gegen den Westen zu radikalisieren. Von einer Aufhetzung gegen den Westen verspricht man sich auch positive innenpolitische Effekte. Frau Schiffer dient sich dieser Kampagne als willige Helferin an.

7 Gedanken zu „Friedensbewegung: Dr. Sabine Schiffer und das “Institut für Medienverantwortung”“

  1. Pardon wegen OT, aber The Editrix hat nun calamitas entdeckt, macht große Freude:

    http://themostdestructivesinglecause.blogspot.com/2010/01/call-of-x-chromosome.html

    Apropos, der Feminismus IST wirklich ein Riesenproblem und der einzige Kerl, der sich in Deutschland bisher daran abgearbeitet hat, ist der Erotomane Arne Hoffmann, dessen Hedonismus um etwas Fairness angereichert sein mag, aber nicht viel mehr.

    Welche Farce sich hinter dem offiziellen Getue verbirgt, lässt sich an aktuellen Statistiken zum Erwerbsleben gut nachvollziehen.

    Aus dem Gender Datenereport des Bundesfamilienministeriums:

    „Die Geschlechtertrennung auf dem Arbeitsmarkt zeigt sich nicht nur im ungleichen Zugang  zu Berufen und Branchen. Sie spiegelt sich auch in den Tätigkeiten wider. 65 Prozent aller persönlichen Dienstleistungen werden laut Mikrozensus 2004 von Frauen erbracht. Im Tätigkeitsfeld „Büro/Technisches Büro/EDV/Forschen“ sind es 56 Prozent. Dagegen sind 90 Prozent aller Erwerbstätigen, die Maschinen einrichten und überwachen, Männer. Sie stellen auch über 80 Prozent der Personen, die „anbauen/gewinnen/herstellen“ (Statistisches Bundesamt 2005a und 2005b).“

    Was das im Umkehrschluss heißt, dürfte klar sein. Der ganze Bericht ist, gegen den Strich gelesen, ein Knaller. Nach über den Daumen hundert Jahren Frauenstudium und freier Berufswahl sind wir nicht weiter gekommen. Außer dahin, dass Männer sehr viel Steuern erwirtschaften, um irgendwelchen Frauen eine Karierre im aufgeblähten öffentlichen Dienst oder dem Sozial-, Kultur- und Mediensumpf zu ermöglichen.  Um die nur ausnahmsweise wertschaffende Selbstverwirklichung der Frauen zu erreichen wurde Kindererziehung und Altenpflege kostspielig ausgelagert.

    Im Ergebnis werden zu wenige Kinder geboren und wenn, dann haben sie Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom und können nicht mehr lesen und rechnen. Sehe ich da was falsch oder sind wir wirklich so irre???
     
     
     

  2. Ih, sieht mein Kommentar nun scheußlich aus. Ohne Vorschaufunktion bin ich aufgeschmissen, seufz.

  3. Kaum räsonniert, scheint Leben in die Sülze zu kommen. Der altlinke Prof. Amendt über den „verpassten Kampf gegen Feminismus“ in der Welt:
    http://tinyurl.com/ybjxnzz

    Ein ziemliches Geschwafel  – unter sorgsamer Ausblendung wirtschaftlicher Realitäten. Aber die Leserkommentare sind erstaunlich. Ein paar Beispiele:
    03.01.2010, 16:04 Uhr Trittbrettfahrerinnen

    In unseren politisch korrekt gesteuerten Systemmedien und Gender-Propagandsaorganen werden unliebsame Fragen unter den Teppich gekehrt.

    Eine dieser Fragen lautet: Wieviele Frauen gründen Unternehmen? Wieviele Frauen schaffen Arbeitsplätze für andere? Wieviele Frauen haben Patente?
    Da sieht es doch ganz mager aus. Die Frauen besetzen die sicheren und schönen Posten an der Uni, im öffentlichen Dienst, in den großen Unternehmen usw.

    Das unternehmerische Risiko, die Innovationen, die Drecksarbeit wird immernoch zu 90 % von den Männern getragen.

    oder: 03.01.2010,
    16:54 Uhr:

    blick über den tellerrand sagt:
    Wer nur die Verhältnisse in Deutschland kennt, sollte sich mal in einem fast beliebigen anderen Land der Welt aufhalten und seine Erfahrungen machen.
    Es ist so, daß fast nur in Deutschland (auch weiße Bevölkerung USA) das Verhältnis zwischen den Geschlechtern so vergiftet ist. Die jungen Männer in Deutschland haben kapituliert, d.h. sich vollkommen feminisiert oder verschwulisiert. Ehe und Kind sind inakzeptable biographische Risiken, welche potentiell die Existenz des Mannes komplett ruinieren. In anderen Ländern bestehen noch ’natürliche‘ Rollenmuster, abgesehen vom ewigen Hin und Her zwischen Mann und Frau, wird aber kein Vernichtungskrieg gegen das andere Geschlecht geführt. Ja, so sind wir Deutschen: Nationalsozialismus, Sozialismus, Feminismus … immer voller Haß auf sich selbst und andere.

    Er vergisst die beiden verlorenen Weltkriege anzuführen, m.E. ein wichtiger Faktor, um die Enttäuschung der Frauen zu verstehen. Denn Frauen sind eben nicht automatisch die friedvolleren oder ehedem weniger NS-begeisterten Wesen. Im Gegenteil, sie hassen Looser.  und je weiter der zivilisatorische Lack ab ist, um so schneller überlassen sie sich solchen primitiven Instinkten.
    Noch zur Aufheiterung:

    SPD Mitglied sagt (!!!):
    Meine Frau braucht keinen Regenschirm!
    Schon mal erlebt, dass es zwischen Bett und Herd regnet?

    Bei mir daheim ist halt die Welt noch in Ordnung!

    Hoffnung besteht darin, dass ein Kampf der Geschlechter nicht wirklich notwendig zu sein scheint. Es müsste nur die sozialistisch-feministische Umverteilung aufhören und die strukturelle Übervorteilung der Männer gestoppt werden. Das Meiste würde sich dann von selbst einrenken.
     

     

     

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