Die Kanzlerin der Alliierten

Angela Merkel hat am 11. November an den Feierlicheiten zum Gedenken des Sieges der alliierten Mächte über Deutschland im Ersten Weltkrieg teilgenommen. Sie hat damit etwas getan, was Gerhard Schröder noch explizit abgelehnt hat, und was keinem anderen deutschen Regierungschef jemals in den Sinn gekommen wäre, auch nicht Helmut Kohl. Wäre es darum gegangen, der Toten des Ersten Weltkrieges zu gedenken und und die deutsch-französische Aussöhnung symbolisch sichtbar zu machen, so wäre ein Rahmen angemessen gewesen wie der, den Kohl und Mitterand vor 25 Jahren in Verdun gefunden hatten.

Versöhnung unter Gleichen ist eine Sache, die Teilnahme an einer französischen Siegesfeier ist etwas vollkommen anderes! Allein die Tatsache, dass die Zeremonie ausgerechnet unter dem Triumphbogen stattfand, macht aus ihr eine Geste der symbolischen Unterwerfung. Die „Freundschaft“ und „Versöhnung“, die dabei beschworen wurden, wurden dadurch von vornherein dementiert.

Am 11. November, dem Jahrestag des Waffenstillstandes von Compiègne die deutsch-französische Freundschaft zu feiern ist so, als würde man sie am 2. September, dem Jahrestag der Schlacht bei Sedan feiern. Würde sich irgendeine deutsche Regierung trauen, den französischen Präsidenten zu einem solchen Anlass einzuladen? Ja, würde sie überhaupt auf die Idee kommen, diesen Tag noch zu feiern, der im Kaiserreich immerhin deutscher Nationalfeiertag war? Natürlich nicht! Sie würde sagen, dass die Feier eines solchen Tages nicht zum Geist der deutsch-französischen Freundschaft, der europäischen Einigung und überhaupt der Völkerverständigung passt. Wohl wahr. Dasselbe gilt aber für den 11. November.

Ich glaube, man sollte den Anlass nutzen, daran zu erinnern, was an diesem 11. November 1918 geschah, und was für eine Art Krieg an diesem Tag (teilweise) beendet wurde:

Es handelte sich, um das von vornherein klarzustellen, mitnichten um einen Verteidigungskrieg der Alliierten. Die Legende, wonach Deutschland „zwei Weltkriege begonnen“ habe, ist deutschfeindliche Geschichtsideologie und sonst nichts. Deutschland hatte vor dem Ersten Weltkrieg keineswegs den Ehrgeiz, den Status Quo in Europa zu verändern – dazu hätte es schlagkräftiger Verbündeter bedurft; Österreich-Ungarn, das alle Hände voll zu tun hatte, sein eigenes Überleben zu sichern, war offenkundig kein solcher Verbündeter, das Osmanische Reich schon überhaupt nicht. Es gab auch keinerlei Gebietsansprüche oder sonstige nur mit Krieg durchzusetzende Forderungen Deutschlands oder dieser Verbündeten gegen andere Staaten.

Wohl aber waren diese drei Staaten Adressat solcher Forderungen und sonstiger imperialistischer Ambitionen Frankreichs, Russlands, Englands und Italiens, wobei ihre Verwirklichung zumindest für Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich das Ende ihrer Staatlichkeit bedeutet hätte und am Ende ja auch tatsächlich bedeutete. Die Mittelmächte waren offenkundig Status-Quo-Mächte, die Entente-Mächte waren es nicht. Das wusste auch jeder in Europa und außerhalb. Deutschland wurde demgemäß auch nicht wegen seiner Politik oder seines Militärs, sondern wegen seiner wirtschaftlichen Dynamik gefürchtet.

Und so steht am Beginn des Ersten Weltkriegs auch folgerichtig der Versuch Frankreichs und Russlands, Deutschland totzurüsten. Es ist zutreffend, dass die deutschen Militärs im Juli 1914 keinen anderen Ausweg mehr sahen, als es auf den Kriegsausbruch ankommen zu lassen. Die etablierte Geschichtsschreibung verschweigt auch nicht etwa die entscheidenden Fakten, sie behandelt sie einfach als Petitesse.

Sie behauptet nicht etwa (oder nur mit höchst fadenscheinigen Argumenten), die Befürchtungen der Entscheidungsträger in Berlin seien unbegründet gewesen, zwischen Frankreich und Russland in einen unentrinnbaren Schraubstock zu geraten, wenn deren Rüstungsprogramme bis 1917 weitergeführt worden wären. Sie behandelt es vielmehr als hinreichenden Beweis für Deutschlands „Kriegsschuld“, dass es sich nicht sehenden Auges in eine Situation begeben hat, in der es den Forderungen zweier hochgradig aggressiver und imperialistischer Mächte wehrlos ausgesetzt gewesen wäre, sondern die Flucht nach vorn wählte, als es andere Auswege nicht mehr gab, weil die Entente sie systematisch verbaut hatte.

Dieser Krieg also, der von Anfang an ein Krieg der Entente gegen Deutschland gewesen war, nicht etwa umgekehrt, und der zugunsten der Entente ausschließlich durch das mutwillige Eingreifen Amerikas entschieden wurde, dieser Krieg wurde am 11. November 1918 im Wald von Compiègne durch die Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrages beendet.

Beendet? Nein, Deutschland beendete ihn, die Alliierten nicht: Die britische Hungerblockade gegen Deutschland (für die Frankreich selbstverständlich mit verantwortlich zeichnet) wurde aufrechterhalten und kostete noch eine Million deutsche Zivilisten das Leben – wohlgemerkt: nach dem sogenannten Waffenstillstand!

Zu den Waffenstillstandsbedingungen gehörte darüber hinaus – ein völkerrechtliches Novum – dass Deutschland sich vor Abschluss eines Friedensvertrages zu entwaffnen hatte. Dies hatte zur Folge, dass es sich nicht wehren konnte, als besagter Friedensvertrag, anders als zugesagt, nicht etwa den Vierzehn Punkten Wilsons entsprach, sondern die Basis für eine zeitweilige Hegemonie Frankreichs über den Kontinent legte, und einen Blankoscheck enthielt, auf den die Alliierten irrsinnige Reparationsforderungen eintrugen. Es konnte sich auch nicht wehren, als Frankreich, das ohnehin schon das Rheinland besetzt hielt, 1921 und 1923 in weitere Gebiete militärisch vorstieß, selbstverständlich ohne Rechtsgrundlage. Und all dies ist nur ein ganz kleiner Teil der Verbrechen, die durch den „Waffenstillstand“ ermöglicht wurden, den Frau Merkel 11. November unter dem Triumphbogen in Paris mit den Worten würdigte:

Wir werden nie vergessen, wie sehr in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Franzosen durch Deutsche zu leiden hatten. Der schonungslose Umgang mit der eigenen Geschichte ist – davon bin ich überzeugt – die einzige Grundlage, um aus der Geschichte zu lernen und die Zukunft gestalten zu können.

Ein solcher Satz, an einem solchen Ort, aus einem solchen Anlass und in einem solchen Zusammenhang ist eine Selbstverleumdung, eine kriecherische Selbstentwürdigung. Man stelle sich vor, der russische Ministerpräsident würde Ähnliches am Jahrestag des Friedens von Brest-Litowsk sagen, der japanische am Jahrestag von Hiroshima, oder eben der französische am Sedantag. Keiner von ihnen, keiner, könnte auch nur einen Tag länger im Amt bleiben!

Und das hat nichts damit zu tun, dass diese Völker etwa nicht bereit wären, „aus der Geschichte zu lernen“, wie Frau Merkel das nennt, sondern dass sie wissen, dass der Weg in den Untergang mit Selbsterniedrigungen gepflastert ist. Nicht umsonst war es den Allierten 1919 so wichtig, Deutschland zur Unterschrift unter den Artikel 231 des Versailler Vertrages zu zwingen, der die wahrheitswidrige Behauptung von Deutschlands Schuld, und sogar Alleinschuld, am Ersten Weltkrieg enthielt.

Das war nicht nur die künstliche Fingierung einer Anspruchsgrundlage für Reparationsforderungen, es war auch psychologische Kriegführung: Es war der Versuch, die kollektive Selbstachtung der deutschen Nation zu treffen. In dem Versuch, den Lebenswillen des deutschen Volkes dadurch zu lähmen, dass man es dazu bringt, ein moralisches Unwerturteil über sich selbst zu sprechen, gibt es eine Kontinuitätslinie zwischen beiden Nachkriegszeiten. Dieses Projekt funktioniert aber nur deshalb, weil es Kollaborateure in Deutschland selbst gibt, speziell unter den Angehörigen der Funktionseliten.

Angela Merkel ist fürwahr nicht zum erstenmal durch ihre Neigung zum Landesverrat aufgefallen – Landesverrat im moralischen, nicht im strafrechtlichen Sinne. Ich weiß zwar nicht, was sie früher in ihrer Eigenschaft als FDJ-Sekretärin alles in Moskau gesagt hat – und wenn ich ehrlich sein soll, möchte ich es auch gar nicht so genau wissen. Ich kann mich aber noch deutlich erinnern, dass sie den Konflikt zwischen der Regierung Schröder und den Amerikanern wegen des Irakkrieges nutzte, sich in Washington lieb Kind zu machen und der Regierung des eigenen Landes öffentlich in den Rücken zu fallen.

Wenn man Angela Merkels Politik richtig einordnen will, dann muss man sie in den Kontext und die Tradition der CDU stellen. Deren Identität ist von Adenauer geprägt worden. Demselben Adenauer, der in den zwanziger Jahren gemeinsam mit den Franzosen die Abtrennung des Rheinlandes von Deutschland betrieben hatte (Wer es genauer wissen möchte: Henning Köhler, Adenauer und die Rheinische Republik, Wiesbaden 1990) und sich 1950 als bisher einziger Kanzler sagen lassen musste, der „Kanzler der Alliierten“ (Kurt Schumacher) zu sein.

Die von dieser Partei betriebene Politik der „Westbindung“ war und ist weitaus mehr als der Versuch, Deutschland in einem stabilen Bündnissystem zu verankern. Sie ist der Versuch, die „westliche Wertegemeinschaft“ an die Stelle der Nation zu setzen, und diese Orientierung zur Weltanschauung, ja zur Religion zu erheben. Die meisten westlichen Länder haben – wegen ihrer Zersetzung durch Political Correctness und andere Versatzstücke linker Ideologie – ein Problem mit dem eigenen Selbstbehauptungswillen als Nation, aber nur in Deutschland treiben Angehörige der politischen Eliten diesen Masochismus so weit auf die Spitze, dass die Orientierung an den womöglich nur vermeintlichen Interessen des Westens und die Auflösung des eigenen Volkes zur „Staatsräson“ avancieren konnte. (Ich verweise auf meinen Artikel: „Doktor Schäubles Staatsneurosen„.)

Dies muss festgehalten werden: Es sind nicht die Sozialdemokraten, die dabei vorangehen. Die servile Beflissenheit, die Adenauer, Kohl und Merkel stets gegenüber den Wünschen des Westens, speziell Amerikas, an den Tag gelegt haben, unterscheidet sich doch zu deutlich und zu negativ vom Verhalten der sozialdemokratischen Kanzler Brandt, Schmidt und Schröder, um als bloßer Stilunterschied abgetan zu werden. Es handelt sich um einen Unterschied in der Substanz, im politischen Kategoriensystem. Für die CDU – und man fragt sich unwillkürlich, ob Bismarck vielleicht doch Recht hatte, als er deren Vorgängerin, das Zentrum, eine Partei von „Reichsfeinden“ nannte – für die CDU also ist der Nationalstaat bestenfalls ein Auslaufmodell; ist die Auflösung des deutschen Volkes in einer „westlichen Wertegemeinschaft“ Staatsräson; ist der Landesverrat Programm!

9 Gedanken zu „Die Kanzlerin der Alliierten“

  1. Ich kann das Argument verstehen. Andererseits sehe ich uns Deutsche durch diese Geste moralisch erhöht. Abseits von Politikerkommentaren und linken Publikationen weiß man natürlich, dass der Erste Weltkrieg alles andere als die alleinige Schuld des damaligen Kaiserreichs ist. Merkels Teilnahme signalisiert, dass wir über unsere „unfaire“ Behandlung hinwegzusehen bereit sind. Ich finde das fair: Die Franzosen sehen über ihre Behandlung durch uns im 2. Weltkrieg hinweg und wir über die unsere Behandlung nach dem 1. Weltkrieg.

    Am Ende bleibt uns nur, Buchanan zu zitieren: „Die Welt weiß alles, was die Deutschen getan haben; Die Welt weiß nichts von dem, was den Deutschen angetan wurde.“

  2. Abseits von Politikerkommentaren und linken Publikationen weiß man natürlich, dass der Erste Weltkrieg alles andere als die alleinige Schuld des damaligen Kaiserreichs ist.

    Wenn du dir da mal nicht etwas vormachst. Frag mal einen 08/15 Gymnasiasten nach dem Schuldigen des Ersten Weltkrieges, oder einen Standard-Soziologie oder Politologie-Studenten. Da wird dir aber bei den Antworten hören und sehen vergehen!
    Platz an der Sonne! Preußischer Militarismus! Und sowieso alles schon so ein bisschen proto-faschistisch. Nation und Militär und so, igitt!

    Das Deutschland primär Schuld am Krieg trägt, ist genauso eine moderne Legende, die ins „Allgemeinwissen“ übergegangen ist, wie es auch die „die Türken haben Deutschland wieder aufgebaut“-Legende bald sein wird. Man muß nur die Mühlen mahlen lassen…

  3. Ich teile teilweise Ihre Sichtweise, was die Alleinschuld Deutschland am 1. Weltkrieg angeht – d’accord zum Wettrüsten und der Angst vor Deutschlands stetig wachsender Wirtschaftsstärke und -macht.
    Den „Platz an der Sonne“ wollten und hatten die meisten übrigen Kolonialmächte bereits und der Militarismus war in Großbritanien sicher ähnlich stark ausgeprägt.
    Müßte man in diesem Bild aber nicht auch den Schliefenplan berücksichtigen, der von Deutschland zu Beginn des Krieges 1914, wenn auch erfolglos, durchgeführt wurde?
    Dadurch rückt Deutschland in ein weit ungünstigeres Licht, als die Länder, die der Entende angehörten.
    Schließlich wurde dadurch die Neutralität Belgiens bewußt verletzt. Zitat: „Die nachweisbare und unübersehbare geschichtliche Wirkung des Schlieffenplans resultiert
    eben nicht so sehr aus seiner sogen. „Verwässerung“ oder Modifizierung, nicht einmal aus
    seinem Scheitern vor Paris und an der Marne, sondern aus seiner Radikalisierung, durch die
    aus dem Geschehen der ersten Augusttage ein automatisch ablaufender Prozeß wurde, mit
    dem sich Deutschland die Schuld an diesem Krieg auflud und aus der Entente ein festes
    Kriegsbündnis machte.“ Zitat Ende
    http://www.homein.de/Historisches/Churchill_u__d__Schlieffenplan/PDF-Version/Churchill_und_der_Schlieffenplan_kompl.pdf
     

  4. Oh, die Verbindung zwischen der CDU und unseren westlichen „Freunden“ ist nicht nur ideologisch. Schon Adenauer hat von de Gaulle regelmäßig inoffizielle Hilfszahlungen erhalten.
    Und wer sich Herrn Kohls Europapolitik ansieht („Der Vertrag von Mastricht – das ist Versailles ohne Krieg“ – Le Figaro), der kann sich vorstellen, wo seine mysteriösen Spender saßen. Es würde mich nicht wundern, wenn unsere Nachbarn die Wiedergeburt des Napoleonischen Europas mit ein paar Millionen geschmiert hätten.

  5. Überhaupt fällt auf, dass nicht umbedingt das französische Volk, wohl aber seine „Elite“ bei jedem Übel des heutigen Europas am Anfang steht. Sei es die Gründung der EU, ihr Aufblähen zu einem byzantinischen Machtapparat, die Einführung des Teuros, die EU-Verfassung, das Spucken auf den Willen des eigenen Volkes, der Verrat an Israel, die schleimige Anbiederung an den Islam oder der Antiamerikanismus – die Republik Frankreich war immer Ausgangspunkt wenn nicht Verursacher.

    Anscheinend sind gewisse Kreise in unserem Nachbarstaat der Meinung, sie müssten immer noch Großmacht spielen, auch wenn sie dabei auf deutsche Tributzahlungen und muslimische Beutefranzosen zurückgreifen müssen.

    Sarkozy scheint ihr Vorreiter zu sein. Hartnäckigen Gerüchten zufolge soll Europas größter kleiner Mann eine noch interessantere Vergangenheit haben als Merkel: Korsische und Marseiller Mafiakreise, CIA-Verbindungen und Seilschaften zu den zahlreichen französischen Diensten (vor allem zu den Männern für die „diskreten Operationen“).

  6. @ Carl:

    Selbstverständlich kann ich die Ursachen des Ersten Weltkrieges nicht in vier Absätzen abhandeln. Die deutschfeindliche Geschichtsklitterung, wonach Deutschland die Haupt- oder Alleinschuld am Krieg trage, die kann ich sehr wohl in vier Absätzen zurückweisen, und das habe ich oben getan.

    Dass der Schlieffenplan im Juli 1914 der einzig verfügbare Kriegsplan Deutschlands war, war seinerseits bereits ein Reflex der zu Lasten Deutschlands veränderten Kräfteverhältnisse (sprich des russisch-französischen Wettrüstens), die den deutschen Generalstab zu der Auffassung brachten, einen Zweifrontenkrieg nicht durchhalten zu können und daher alles auf eine Karte setzen zu müssen.

    Die Verletzung der Neutralität Belgiens geschah nach Kriegsausbruch; sie kann daher unmöglich den Krieg ausgelöst haben, höchstens den Kriegseintritt Englands, und wahrscheinlich nicht einmal dies. Die Triple Entente bestand schon lange vor Kriegsausbruch, wobei das Bündnis zwischen Frankreich und Russland fester war als das zwischen England und den beiden anderen. Die englische Regierung hatte in ihrer Politik ihr eigenes Volk nicht hinter sich und brauchte deshalb einen halbwegs respektablen Vorwand zum Kriegseintritt. Wäre es nicht Belgien gewesen, so hätte irgendetwas anderes hergehalten.

    Angesichts dieser Sachlage zu behaupten, Deutschland habe mit der Verletzung der belgischen Neutralität die Kriegsschuld auf sich geladen, ist – freundlich formuliert – in hohem Maße unfair.

  7. Immerhin hat Sarkozy explizit der Opfer beider Länder gedacht – damit kann ich leben. Und dass die fähnchenschwenkenden Schüler französische und deutsche Fähnchen hochhielten, kann auch nur eine Idee der Franzosen gewesen sein. Merkel wird’s egal gewesen sein, sie wäre selbst wohl nie auf die Idee gekommen, die deutsche Fahne zu zeigen.
    Persönlich halte ich eine solche Veranstaltung mit deutscher Beteiligung am 11.11. zwar für geschichtsvergessen, hätte mich aber damit abfinden können, wenn in Betonung der Freundschaft der Völker ausdrücklich die Opfer beider Seiten im Vordergrund gestanden hätten (kein Siegesjubel und erst recht kein Schuldbekenntnis).
    S. hat das ja immerhin ansatzweise versucht – aber dann kommt Merkel und muss sich !am 11.11., dem Tag des Waffenstillstandes, der den Ersten Weltkrieg für die Alliierten beendete, nicht jedoch für die Deutschen! für das entschuldigen, was die Deutschen den Franzosen im 20. Jahrhundert angetan haben. Das konnte sich nicht auf den Zweiten Weltkrieg beziehen, das war ausdrücklich eine Entschuldigung für den Ersten Weltkrieg und damit de facto die Anerkennung der deutschen Schuld am Ersten Weltkrieg. Das Auftreten von Merkel war so würdelos, so ohne jedes Gefühl für historische Momente, so ohne Ehre.  Wie so oft sind die größten Feinde der Deutschen ihre eigenen Führer.
     
    Zum Waffenstillstand und zu Versailles ist zu sagen, dass nach meiner Meinung die Deutschen sich mit fast jeder Zumutung abgefunden hätten (Kriegsverlierer sind in den seltensten Fällen gerecht behandelt worden), mit den Reparationen und sogar mit den enormen Gebietsverlusten. Aber die Lüge von der Alleinschuld hat ihnen das Genick gebrochen. Das hat ihre Söhne, Männer und Väter im nachhinein per Handstrich  zu Kriegsverbrechern erklärt und demLeid und dem Opfer der deutschen Soldaten und Zivilisten jede Bedeutung genommen. Ich habe früher mit historischen Personalakten aus dieser Zeit zu tun gehabt und es war erschreckend zu lesen, wie viele junge, hoffnungsvolle, gut ausgebildete Männer aus diesem Krieg nicht wiederkamen. Solch ein Blutzoll war noch nie zuvor in einem Krieg gefordert worden, das muss für die Deutschen ein furchtbarer Schock gewesen sein. Und dann werden durch Diktat der Sieger die Toten einfach zu Schuldigen erklärt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein ein anderes europäisches Land eine solche Behandlung ertragen hätte.

  8. Einfach nur erbärmlich und ekelhaft.

    Ich hoffe das hinter der Politik in letzter Zeit nur die raffinierte Strategie steht, die Union soweit nach Links zu bewegen bis die SPD daran zugrunde geht und sich Rechts mindestens eine weitere Partei etabliert, um dann wieder ganz opportunistisch den Kurs zu wechseln.

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