Soziale Buchmarken – äh …

Für einen deutschen Sprachpuristen wie mich ist der Aufenthalt im Weltnetz mitunter eine quälende Angelegenheit: ständig diese englischen Begriffe, die man weder praktisch noch aussagekräftig findet, und die doch so schwer zu ersetzen sind, weil selbst eine treffende Übersetzung womöglich nicht verstanden wird, wenn sie einfach unüblich ist.

„Social Bookmarking“ ist so ein Fall. Wer nicht täglich im Netz unterwegs ist, weiß womöglich gar nicht, was das ist, aber selbst dem, der es weiß, klingt der Begriff dröge und sperrig, so gar nicht nach sex’n’drugs’n’rock’n’roll, was den Gebrauch englischer Wörter sonst Manchem so reizvoll erscheinen lässt. Trotzdem ist es schwer zu ersetzen.

Soziales Lesezeichensetzen? Hm.

Zumindest für diejenigen einschlägigen Dienste, bei denen es vor allem darum geht, Andere auf eine Seite hinzuweisen, finde ich das Wort „Lesetipp“ bzw. „Lesetippsammlung“ angemessen.

Es gibt zwei Sorten von Lesetippsammlungen; die einen sind vor allem darauf ausgerichtet, dass der Nutzer selbst sich zurechtfindet und in einem halben Jahr noch die Seite findet, auf der dieses phantastische Rezept für Spaghetti carbonara enthalten war. Solche Sammlungen brauchen eine starke Schlagwortverwaltung. Ich selbst benutze für diesen Zweck delicious.com, das über genau diese Qualität verfügt. Die Rubrik „Interessantes aus Netz und Blogosphäre“ (links unten) basiert übrigens auf einer delicious-Sammlung.

(Linkarena ist in puncto „Schalgwortverwaltung auch nicht schlecht, und ist außerdem überwiegend auf deutschsprachige Nutzer zugeschnitten. Eine recht interessante Beurteilung diverser Lesetippdienste findet sich übrigens bei humanity.kulando.de)

Die anderen Dienste, und um die geht es mir hier, sind dazu da, dass die Nutzer sich gegenseitig Tipps geben, und ich selbst habe mir angewöhnt, regelmäßig nachzusehen, was Andere so für berichtenswert halten. Auf diese Weise stößt man oft auf Informationen, die einem sonst schon deshalb entgangen wären, weil man nach Seiten zu dem betreffenden Thema gar nicht gesucht hat. Es ist ein bisschen wie bei einer Illustrierten, von deren Themensetzung man sich ja auch überraschen lassen muss; nur das die „Illustrierte“ hier eine Kollektivprodukt der Nutzer ist.

Solche Dienste glänzen weniger durch ihre Schlagwortverwaltung als durch die Möglichkeit horizontaler Kommunikation. Bei Webnews, Yigg und Digg (weiß der Schinder, wie sie zu diesen albernen Namen gekommen sind) kann jeder Nutzer – also auch der nichtregistrierte! – einem Beitrag per einfachem Mausklick einen Punkt geben. Da die Beiträge mit den meisten Punkten (solange sie aktuell sind) ganz oben stehen, führt diese Punktevergabe dazu, Beiträge populär zu machen, und zwar weit über die Stammleserschaft eines Blogs hinaus.

Aus diesem Grund habe ich für einige der letzten Beiträge („Warum Europäer Israel unterstützen sollten“, „Achtung Köln/NRW“ und „Ein Alptraum“) probehalber mit einem Yigg-Bewertungsknopf versehen und bitte Euch, den zu drücken, sofern ihr den Artikeln eine weitere Verbreitung wünscht.

Wenn alles wunschgemäß funktioniert, dann folgt Webnews in Kürze (Digg nur für englischsprachige Artikel), und voraussichtlich werden die Lesetipp-Knöpfe dann zur ständigen Einrichtung.