Kommentatoren, die mir gestohlen bleiben können

Leider haben manche Kommentatoren es offenbar versäumt, sich vorab zu fragen, warum wohl Erstkommentare nach wie vor moderiert werden, während die anderen freigegeben sind? Die Antwort lautet, dass derjenige, der schon in seinem ersten Kommentar wild drauflospolemisiert, auf Argumente nicht eingeht und den Blogger anpinkelt, es mit größter Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft so zu halten gedenkt, und dass ich solche Leute lieber von vornherein aussiebe, weil ihre Zulassung als Kommentatoren die Qualität meines Blogs drastisch verschlechtern würde.

Ein gewisser Andy, Verfasser eines Kommentars zu „Stirb gefälligst für die Schwulen, du Heterosau“, hat sich beschwert, dass ich diesen Kommentar nicht veröffentlicht habe. Da ich außerdem schon mehrfach gefragt worden bin, ob ich nicht generell weniger harsch meine Kommentatoren aussieben sollte, mache ich jetzt eine Ausnahme und zitiere den Kommentar von besagtem Andy als Beispiel für das, was ich in diesem Blog nicht dulde, um zu erläutern, warum ich es nicht dulde:

Ach, Du meinst also, dass die lieben Heteros allso keuch sind und wenn sie dann mal Sex haben auch immer brav eine Lümmeltüte benötigen?
Sei doch mal realistisch und lauf mit offenen Augen durch die Gegend. Auch die Heteros sind unterwegs und reißen in der Disco ihre Weiber bzw, ihre Typen auf und vögeln mit denen rum. Und auch da wird oft auf Kondome verzichtet.
Man sollte also nicht alle Schwulen unter den Generalverdacht  stellen und deswegen von der Blutspende ausschließen. (Was auf Dauer auch gar nicht praktikabel ist, weil es viel zu wenige Blutspender gibt und der Ausschluss von Schwulen in meinen Augen schon fast den Tatbestand der unterlassenen Hilfeleistung von potentiellen Blutempfängern darstellt.) Viel wichtiger ist, dass weiterhin die wichtige Sexualaufklärung praktiziert wird.
Übrigens empfehle ich auch mal die Webseite http://www.schwulesblut.de/ anzusehen und sich da mal wirklich zu informieren, ehe man hier in Bildzeitungsniveau einfach irgendwelche Possen nachplappert.
Es ist ein Unding, dass die Blutspende für Schwule ausgeschlossen ist und das verstößt in meinen Augen sogar gegen Artikel 1 unserer Hrundgesetzes, nach dem alle Menschen gleich sind.

Soso, also vier „Argumente“:

Erstens: Weil ich mich über das Thema Aids bei der deutschen Aids-Hilfe informiere statt bei irgendwelchen dubiosen Schwulenvereinen und letztere für weniger kompetent und unvoreingenommen halte als das Paul-Ehrlich-Institut, habe ich keine Ahnung und plappere auf Bildzeitungsniveau? Ein Argument von derart namenloser Dummheit reicht an sich schon aus, seinen Urheber als Kommentator in meinem Blog zu disqualifizieren. Es bedürfte noch nicht einmal seines Bildzeitungsstils.

Zweitens: Der Ausschluss von Schwulen lässt sich mangels Blutspendern nicht durchhalten? Die Gesundheitsbehörden sind anderer Auffassung.

Drittens: Der Ausschluss Schwuler von der Blutspende verstößt gegen den Gleichheitsgrundsatz nach Artikel 1 GG? Der Gleichheitsgrundsatz steht nicht in Artikel 1, sondern in Artikel 3, und er besagt auch nicht, dass alles und jeder gleich behandelt werden müssen – das ist höchstens die typische Auffassung des Halbgebildeten -, sondern nach ständiger Rechtsprechung des BverfG, dass wesensmäßig gleiches Gleich, wesensmäßig Ungleiches dagegen ungleich zu behandeln ist. Der sogenannte Gleichheitsgrundsatz bedeutet somit das Verbot willkürlicher Ungleichbehandlung. Ungleichbehandlung aus sachlichem Grund ist dagegen selbstverständlich zulässig. Weil das so ist, müssen Dreijährige nicht als Lehrer, Rollstuhlfahrer nicht als Fallschirmjäger und Angehörige von Risikogruppen nicht als Blutspender akzeptiert werden.

(Artikel 1 übrigens enthält das Recht auf Menschenwürde. Mit diesem Recht, insbesondere wenn man es in Verbindung mit dem auf Leben und körperliche Unversehrtheit gem. Art.2 Abs.2 S.1 interpretiert, ist es schlechterdings unvereinbar, Menschen zur Akzeptanz eines erhöhten HIV-Risikos zu zwingen!)

Viertens: Heteros sind auch nicht besser? Hm. Es gibt nur eine einzige Art von Heteros, die sich in vergleichbar ordinärer Art und Weise in der Öffentlichkeit präsentiert wie Schwule beim CSD und ähnlichen Gelegenheiten: Straßennutten!

Die damit genau dasselbe zum Ausdruck bringen wie ihre schwulen Gegenstücke, nämlich dass sie für jeden zur Verfügung stehen. Nur dass Straßennutten unter heterosexuellen Menschen soziale Außenseiterinnen sind, während das auf den Fotos in dem verlinkten Artikel abgebildete Verhalten in der schwulen Community offenkundig akzeptiert ist und niemanden zur Distanzierung veranlasst.

Nun wird zu dieser Art von öffentlicher Selbstdarstellung niemand gezwungen. Wer sie trotzdem praktiziert, muss den Eindruck, den er selbst dadurch erzeugt, gegen sich gelten lassen. Und das bedeutet, dass er es sich nicht nur gefallen lassen muss, von der Mehrheit seiner Mitmenschen als pervers betrachtet zu werden, sondern auch, dass man einen Zusammenhang herstellt zwischen diesem Verhalten und dem deutlich höheren Durchseuchungsgrad unter Schwulen, verglichen mit der Mehrheit. Diese Infektionsraten sind schließlich nicht auf übernatürliche Weise zustandegekommen.

So. Vergegenwärtigt Euch nun bitte, dass ich über eine halbe Stunde meiner knappen Zeit damit verplempert habe, mich mit diesem schwachsinnigen Gesabbel auseinanderzusetzen, und dass ich dies mehrmals täglich tun müsste, wenn nicht rabiat Jeden hinauswerfen würde, der mir schon in seinem ersten Beitrag seine Neigung zu dummen, frechen und sachlich irrelevanten Kommentaren verrät. Dann versteht Ihr vielleicht besser, warum ich bisweilen etwas illiberal bin.

5 Gedanken zu „Kommentatoren, die mir gestohlen bleiben können“

  1. Schade, hat Andy noch nicht geantwortet? Weil seine weitere Argumentation würde mich jetzt sehr interessieren….

    Aber wahrscheinlich ist Andy einfach nur einer von den vielen linken Menschen die alle Schotten dicht machen und die Nazikeule rausholen wenn man ein Argument vorbringt und sie selber irgendwie merken das ihr Gelaber keinen Inhalt hat.

  2. Ich finde es ehrlich gesagt sehr bedenklich, wie du die gesamte schwule Bevölkerung über einen Kamm scherst. Dass für dich der einzige Vergleichspunkt die Schwulenaufmärsche beim CSD sind, zeigen jedenfalls, dass dein Horizont in diesem Bereich sehr eingeschränkt ist.
    Als Vergleich: Ich bin inzwischen seit über 3 Jahren monogam mit meinem Verlobten zusammen – wir waren weder auf einer Sexparty, haben uns durch Darkrooms bewegt, noch halbnackt auf irgendwelchen CSD-Wagen gewälzt.
    Es ist ja schön, dass du dich über die medizinischen Aspekte beim Roten Kreuz informiert hast – bei dem Blick auf die schwule Bevölkerung scheinst du deine Recherchen allerdings „vergessen“ zu haben.

  3. Auch diese Erwiderung ist sehr einseitig. Meine liberale Heterosicht darauf:

    a) Den wesensmäßigen Unterschied des Blutes bei Schwulen und Heterosexuellen müsstest du schon erklären, wenn du den Juristenknüppel auspackst. Nur weil noch eine statistisch auffällige Menge Homosexueller (wahrscheinlich durch fehlende Aufklärung) nicht vorsichtig genug gehandelt hat, rechtfertig das nicht einen Wesensunterschied.

    b) Habe leider den Beitrag von dir überlesen, wo du dich eindeutig von anzüglichen Hetero-Zuschauchstellungen wie „Eis am Stiel“, „Cruel Intentions“, „American Pie“, etc. distanzierst, bei denen ein denkbar unmonogames, anstößliches Bild von Hetero-Sexualität gezeichnet wird. Warum sollten sich also Schwule und Lesben von einer Veranstaltung wie dem CSD distanzieren?

    mfg Marek

  4. „Der sogenannte Gleichheitsgrundsatz bedeutet somit das Verbot willkürlicher Ungleichbehandlung.“. Reicht das als Antwort auf a?
    Und was b angeht, so entspricht die Zurschaustellung kruder Sexualität auf dem CSD im Heterobereich nicht „Eis am Stiel“, sondern Vulgärpornos und Straßenstrich. Beides steht zu Recht in der gesellschaftlichen Schmuddelecke (sodass eine ausdrückliche persönliche Distanzierung sich erübrigt),  jedenfalls solange linke und liberale Gesellschaftszerstörer nicht durchgesetzt haben, man müsse Prostitution und Pornographie genauso fördern wie Ehe und Familie.
    Im übrigen lege ich auf Kommentare zu diesem Artikel keinen Wert. Er heißt nicht umsonst „Kommentatoren, die mir gestohlen bleiben können“.

  5. Treffer! versenkt!

    Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein“

Kommentare sind geschlossen.