Heute Israel, morgen wir!

von Mark Steyn

Im Original unter dem Titel „Israel Today, the West Tomorrow“ erschienen in: commentarymagazine.com/viewarticle.cfm/israel-today–the-west-tomorrow-15134

Übersetzung: Manfred

[Ich stelle die Übersetzung ausnahmsweise nicht nur im „Counterdjihad“, sondern auch hier in voller Länge ein. Empfohlen sei der Artikel insbesondere allen intellektuellen Flachlandtirolern, deutschfeindlichen Pausenclowns und sonstigen Geisteskastraten aus der antideutschen Szene, die nicht wahrhaben wollen, dass Israel nicht überleben kann, wenn die Völker Europas sich nicht behaupten! Deren Unterstützung für Israel deshalb unter anderem darin besteht, PI und überhaupt die rechte Islamkritik zu verdächtigen und zu verunglimpfen. Die vor der Islamisierung Europas offenbar weniger Angst haben als davor, etwas zu denken, das irgendwie – Sankt Marx steh uns bei! – „rechts“ sein könnte. Und die deswegen das Kunststück versuchen, die übrigen Linken an Borniertheit und inquisitorischer Intoleranz noch zu übertreffen. Wer sich angesprochen fühlt, ist gemeint!]

Am Holocaustgedenktag 2008 nahmen knapp hundert Personen – Londoner und einige Besucher an einer Führung durch das alte jüdische East End teil. Unter anderem besichtigten sie den Geburtsort von Lionel Bart, dem Autor von Oliver! Drei Generationen von Schulkindern sind mit Barts Gedicht aufgewachsen:

Consider yourself
At ’ome!
Consider yourself
One of the family!

Diese paar Dutzend Londoner Juden glaubten, hier zu Hause zu sein. Das waren sie aber nicht. Nicht mehr. Die Tour wurde abrupt beendet, als die Gruppe mit Steinen beworfen wurde, und zwar von „Jugendlichen“ – oder, um es etwas weniger ausflüchtig im gegenwärtigen Euphemismus der Fleet Street zu sagen, von „asiatischen“ Jugendlichen.[In Deutschland wäre von „südländischen“ Jugendlichen die Rede, d.Ü.]. „Wenn ihr weitergeht, sterbt ihr“, riefen sie zwischen fliegenden Steinen.

Eine New-Yorkerin, der gerade nach Großbritannien gezogen war, um eine Stelle an der Metropolitan University anzunehmen, erlitt eine Platzwunde am Kopf und musste im Royal London Hospital behandelt werden. Sie versäumte dadurch den „interreligiösen Gedenkgottesdienst“ aus Anlass des Holocaustgedenktages in der East London Central Synagogue. Ihr Freund Eric Litwack aus Kanada wurde auch getroffen, musste aber nicht genäht werden. Aber für die, die nicht erst vor kurzem in Heathrow gelandet sind, war es keine große Sache, nicht dieser Tage: Niemand wurde getötet oder permanent verunstaltet. Und wenn man bedenkt, wieviele jüdische Gemeindeveranstaltungen jetzt bewacht werden müssen, hatte ihrer Majestät Wachtmeister womöglich recht, der meinte, diese Londoner, die durch die Straßen ihrer eigenen Stadt gingen, hätten dies besser hinter einer Polizeieskorte getan.

Ein europäischer Holocaustgedenktag, an dem Juden mit Steinen beworfen werden: Das klingt wie eine Parodie auf den alten Witz, dass die Deutschen den Juden den Holocaust niemals verzeihen werden. Nach einer Umfrage, die im Jahr 2005 von der Universität Bielefeld durchgeführt wurde, haben 62 Prozent der Deutschen „die Nase voll davon, dass ständig auf deutschen Verbrechen an Juden herumgeritten wird“ … Nur wird eher auf den Juden herumgeritten: Während wir alte Witze wieder aufwärmen, erinnert mich ein Leser an einen, der vor ein paar Jahren erzählt wurde, während Israels bekanntlich „unverhältnismäßigem“ Einmarsch in den Libanon: Eines Tages schlägt der UN-Generalsekretär vor, dass im Interesse von Frieden und Harmonie auf der Welt Fußballspieler aus allen Ländern zusammenkommen und eine UN-Fußballmannschaft gründen sollten. „Gute Idee“, sagt sein Stellvertreter, „aber gegen wen würden wir dann spielen?“ – „Gegen Israel natürlich.“

Haha. Es hatte schon immer einen Krümel Wahrheit, aber jetzt ist es ein ganzer Laib.

„Israel ist aus der Mode“, sagte mir ein kontinentaleuropäischer Außenminister vor einem Jahrzehnt. „Aber vielleicht ändert sich Israel, und dann ändert sich auch die Mode.“ Moden ändern sich. Diese aber nicht, auch nicht, wenn Israel sich ändert. Die Wendung der (nicht-amerikanischen) öffentlichen Meinung gegen den jüdischen Staat, die in den siebziger Jahren begann, spiegelte, wie mein kontinentaler Politiker sagte, einfach eine veränderte Wahrnehmung:

Israel war nicht mehr der Underdog, sondern der Overdog, und warum sollte das eine … von Holocaustschuld unbelastete europäische Linke ansprechen?

Klar. Moden wechseln. Aber der neue Judenhass [im Original deutsch, d.Ü.] ist keine Mode, sondern einfach blanke Realität, die in den kommenden Jahren weiterwuchern und Israel in der internationalen „Gemeinschaft“ isolieren wird, und zwar auf eine Weise, verglichen mit der das erste Jahrzehnt dieses Jahrhundert im Rückblick wie die gute alte Zeit aussehen wird.

Ein paar Monate nach der verkürzten Führung zum Holocausttag, befand ich mich zum erstenmal seit Jahren selbst an dieser speziellen Ecke von Tower Hamlets. Speziell in der Cable Street – 1936 Schauplatz einer berühmten Schlacht, als Sir Oswald Mosleys British Union of Fascists in einem primitiven politischen Muskelspiel beschloss, durch das Herz des jüdischen East London zu marschieren. Eine aufgebrachte Menge aus Juden, irischen katholischen Dockarbeitern und kommunistischen Agitatoren, alle unter der Parole des Spanischen Bürgerkriegs „No pasaran“ („Sie werden nicht durchkommen“), schlug sie zurück.

Zwischen „No pasaran“ und „Wenn ihr weitergeht, sterbt ihr“ liegt eine Geschichte nicht so sehr von Antisemitismus, als vielmehr einer nie dagewesenen demographischen Umwälzung. Hinter dem schicken „Antizionismus“ der europäischen Linken verbirgt sich eine mächtigere Wirklichkeit: Die demographische Energie nicht nur in Lionel Barts East End, sondern in fast jedem westlichen Land ist „asiatisch“. Heißt: muslimisch. Eine regierungsamtliche statistische Untersuchung enthüllte vor kurzem, dass die muslimische Bevölkerung des Vereinigten Königreiches zehnmal schneller wächst als die Bevölkerung insgesamt. Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen und viele andere Städte des Kontinents von Skandinavien bis an die Cote d’Azur werden in den nächsten paar Jahren zu Städten mit muslimischer Mehrheit werden.

Brüssel hat einen sozialistischen Bürgermeister, was nicht weiter überraschend ist, aber er sitzt einem mehrheitlich muslimischen Stadtrat vor, und das dürfte doch zumindest diejenigen überraschen, die glauben, dass hier von einem langsamen, graduellen, schleichenden Prozess die Rede ist. Aber dies ist die Lage des Christentums zu Beginn des dritten Jahrtausends: Die in der Hauptstadt der Europäischen Union regierende Partei ist mehrheitlich muslimisch.

Auf diesen Trend kann man auf zweierlei Weisen reagieren:

Man kann es sehen wie bei einem Wechsel der Besetzung in „Cats“, oder genauer wie wenn bei David Merricks rein schwarzer Produktion von „Hello Dolly!“ Carol Channing und ihre … Kellner von Pearl Bailey und ihrem Ebenholzchor ersetzt werden, während ansonsten die Show unverändert bleibt. Dasselbe Bühnenbild, dieselben Worte, dasselbe Arrangement: Frankreich bliebe Frankreich, Deutschland Deutschland, Belgien Belgien.

Die zweite Lesart ist, dass die Islamisierung Europas gewisse Konsequenzen nach sich zieht, und es könnte sich lohnen zu untersuchen, worin die bestehen. Es gibt jetzt schon verschiedene kulturelle Brüche – von der Abschaffung von Sparschweinen in britischen Banken bis zum Verbot des öffentlichen Konsums von Donuts während des Ramadan in Brüssel. Und doch gibt es in einem Punkt bemerkenswerte Übereinstimmung zwischen den alternden ethnischen Europäern und den jungen, wachsenden muslimischen Bevölkerungsgruppen: Vor ein paar Jahren erbrachte eine berühmte Umfrage das Ergebnis, dass 59 Prozent der Europäer Israel als die größte Gefahr für den Weltfrieden betrachten.

Neunundfünfzig Prozent? Was um alles in der Welt ist denn mit den anderen? Beruhigen Sie sich: In Deutschland waren es 65 Prozent, in Österreich 69 Prozent, in den Niederlanden 74 Prozent. Nur zum Vergleich: In einer kürzlich durchgeführten Umfrage in Ägypten, Jordanien, Marokko, dem Libanon, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten – das heißt in der „gemäßigten“ arabischen Welt – betrachten 79 Prozent Israel als die größte Gefahr für den Weltfrieden. Soviel ich weiß, hat man die Umfrage in denn letzten Jahren in Europa nicht wiederholt; womöglich gilt Israel heute in den Niederlanden als bedrohlicher denn im Jemen.

Es gibt sicherlich gelegentlich geheimnisvolle Diskussionspunkte: Man erinnert sich, wie nach den Anschlägen vom 7. Juli 2005 der Londoner Bürgermeister Ken Livingstone einigermaßen gequält versuchte zu erklären, warum es völlig legitim sei, Busse in Tel Aviv in die Luft zu sprengen, nicht aber in Bloomsbury. Das sind aber nur kleine Beulen auf einer ansonsten glatten Rutschbahn: Je mehr die europäische muslimische Bevölkerung wächst, je widerspenstiger und unangepasster sie wird, desto mehr begeistert sich das Establishment für „Antizionismus“ – als ob die finstere Jüdin die letzte Jungfrau wäre, die man noch in den Vulkan stürzen kann – was sogar stimmen könnte, wenn man an all die dreizehnjährigen Flittchen und Schlampen denkt, die in den meisten britischen Einkaufszentren schon Freitag nachmittags mit dem Gesicht in ihrer eigenen Kotze liegen. Für heutige Juden gibt es, anders als 1936 in der Cable Street, keine katholischen Dockarbeiter oder kommunistische Agitatoren, die mit ihnen Schulter an Schulter stehen. Im postchristlichen Europa gibt es so wenige praktizierende Katholiken wie praktizierende Dockarbeiter, und was die intellektuelle Linke angeht, so begeistert sie sich für die Hamas mehr als die meisten Menschen in Gaza.

Darauf würden viele Israelis ruppig antworten: Na und? Juden, die sich auf europäische „Freunde“ verlassen, sind doch sowieso arme Irre! Trotzdem besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen der eingeübten Abneigung gegen die „israelische Apartheid“, wie man sie in der Fachbereichsteestube kundtut, und einer Massenpsychose, so allgegenwärtig, dass sie praktisch ein Teil der Luft ist, die man atmet. Wer einen füchtigen Blick in die Zukunft werfen möchte, betrachte (zunächst) die bizarren Begleitumstände des jüngsten Daviscup-Erstrundenmatches in Schweden. Lange zuvor war entschieden worden, dass die Begegnung im Baltiska-Hallenkomplex in Malmö stattfinden würde. Wer wusste schon, welcher Gegner den Schweden zugelost werden würde? Es hätte Chile sein können, oder Serbien. Leider war es Israel.

Malmö ist Schwedens am stärksten muslimische Stadt, und die Stadtverwaltung ordnete unter Berufung auf Sicherheitsbedenken an, dass das Spiel hinter verschlossenen Türen stattzufinden habe. Stellen Sie sich vor, Sie wären Amir Hadad und Andy Ram, die beiden israelischen Doppelspieler, oder Simon Aspelin und Robert Lindstedt, die Schweden. Es sollte ihr großer Tag werden. Aber das große Stadion ist leer, mit Ausnahme einiger Sportreporter und Offizieller. Und draußen grölen zehntausend Demonstranten „Stoppt das Match!“, und etwas tiefer im Gewühl rufen sie vielleicht „Wir töten alle Juden auf der Welt!“ (Demonstranten in Kopenhagen hatten einige Wochen zuvor genau das getan.)

(…)

Erinnern Sie sich an die „Road-Map“-Konferenz die in Jordanien gleich nach der US-Invasion im Irak abgehalten wurde? Das schien damals eine große Sache zu sein: Die Führer Israels und der Palästinensischen Autonomiebehörde, der US-Präsident, Diktatoren aus der ersten Liga der arabischen Liga. Innerhalb des Tagungszentrums war alles sehr kollegial, mit Lächeln und Händeschütteln. Draußen flatterten die Fahnen: Jordaniens, Amerikas, Saudi-Arabiens, Ägyptens, Palästinas. Aber nicht die Israels. König Abdullah von Jordanien war zu dem Schluss gekommen, dass es zu provokant sei, die Anwesenheit des zionistischen Gebildes auf jordanischem Boden kundzutun, selbst bei einem solchen Treffen. Malmös Tennismatch beachtete dieselben Konventionen: Ich bin sicher, die schwedischen Tennisbosse waren hinter Hotelmauern reizende Gastgeber, und das neutrale Flughafenauto wird erste Sahne gewesen sein. Wie einfach sich doch die verstohlenen Manöver des Nahen Ostens in der Welt verbreiten!

Wenn schon westliche Regierungen sich wie König Abdallah scheuen, den Davidstern zu hissen, dann leben diejenigen ihrer Bürger, die es tun, in schweren Zeiten. In Britannien wurde „pro-palästinensischen“ Demonstranten im Januar erlaubt, sich als hakennasige Juden zu verkleiden, die das Blut arabischer Säuglinge trinken; gleichzeitig befahl die Polizei Gegendemonstranten, ihre israelischen Flaggen zu entfernen. In Alberta, im Herzen von Calgarys jüdischer Nachbarschaft, wurde die Flagge der Hizbollah (eigentlich eine verbotene terroristische Vereinigung) von Demonstranten stolz geschwenkt, aber eine einsame israelische Flagge wurde als Gefahr für den königlichen Frieden betrachtet, und Beamte stellten dem tapferen Kerl, der sie hielt, vor die Wahl, sie verschwinden zu lassen oder wegen „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ festgenommen zu werden. In Deutschland hängte ein Student die Davidsternflagge ins Fenster seiner Wohnung an einem Tag, als die islamistische Milli Görüs demonstrierte. Ergebnis war, dass die Polizei seine Tür aufbrach und die Flagge entfernte. Jetzt versucht er, von der Polizei die Tür ersetzt zu bekommen. Oh, diese Juden! Immer geht es ihnen um Geld, nicht wahr?

Peter, der Student aus Duisburg, sagte, er wolle die israelische Flagge zeigen, weil der Antisemitismus in Europa schlimmer sei als jemals seit dem Zweiten Weltkrieg. Das ist wahr. Wenn man es aber aus der Sicht der Behörden sieht, hat es nichts mit Judenhass zu tun; es ist einfach ein Rechenspiel. Wenn eine statistisch unbedeutende jüdische Bevölkerungsgruppe sich aufregt – egal. Wenn die viel größere muslimische Bevölkerung es tut – und in manchen französischen Städten ist die muslimische Jugend, also der Bevölkerungsteil, der Krawall macht, schon bei fünfzig Prozent – dann hast du eine gewltige Bedrohung der öffentlichen Sicherheit am Hals. Wir sind jenseits des Antisemitismus beim Ad-hoc-Utilitarismus: Der König-Abdullah-Ansatz scheint der eleganteste Weg zu sein, Ärger zu vermeiden. Um den UN-Witz abzuwandeln: Gegen wen spielen wir? Gegen Israel. Aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Vor ein paar Wochen betrat eine Gruppe mit T-Shirts „Boykottiert Israel“ an einem Samstag nachmittag eine Filiale von Carrefour, einer der weltgrößten Supermarktketten und stellte sich vor. Sie gingen dann systematisch durch die Regalreihen, begutachteten jedes Produkt, nahmen alle Waren Made in Israel an sich, stapelten sie in Einkaufswagen, um sie mitzunehmen und zu zerstören. Dem Video nach zu urteilen, dass sie von der Aktion gedreht hatten, waren die Protestierenden überwiegend muslimische Immigranten und ein paar französische Linke. Wichtiger allerdings war die Passivität aller Anderen in dem Geschäft, von Kunden wie Personal. Sie alle standen tatenlos herum und sahen zu, wie privates Eigentum durchwühlt und zerstört wurde, und viele, die um einen Kommentar gebeten wurden, äußerten Unterstützung für die Zerstörung. „Südafrika begann zu schwanken, als alle Länder seine Produkte zu boykottieren begannen“, sagte eine ältere Kundin. „Also, ich finde das gut, was Sie da machen.“

Andere mögen das Deutschland der dreißiger Jahre als instruktiveren Vergleich ansehen. „Nicht die schweigenden Mehrheiten treiben die Dinge voran, sondern die lautstarken Minderheiten“, schrieb unlängst der kanadische Intellektuelle George Jonas. „Man zähle nicht Köpfe, sondern Dezibel. Alle Einheiten – die Vereinigten Staaten, die westliche Welt, die arabische Straße – haben vorherrschende Stimmungen [prevailing moods], und diese vorherrschenden Stimmungen definieren solche Aggregate zum je gegebenen Zeitpunkt.“ Als pakistanische Terroristen im vergangenen Dezember einen wohlgeplanten Angriff auf symbolisch bedeutende, weil Macht und Reichtum symbolisierende, Teile Bombays unternahmen, fanden sie trotzdem noch Zeit, ein Fünftel ihrer Mannschaft abzustellen, um eine Handvoll unbekannter Juden zu foltern und zu töten, die in einem unauffälligen Gebäude Sozialarbeit geleistet hatten. Wenn es um einen Territorialstreit um Kaschmir ging, warum ermordete man einen Rabbiner in Bombay? Weil der pakistanische Islam im Effekt arabisiert worden ist. Demographisch hat der Islam die blanken Zahlen auf seiner Seite. Ideologisch aber hat der radikale Islam die Dezibel – in der Türkei, auf dem Balkan, in Westeuropa.

Und die vorherrschende Stimmung in großen Teilen der Welt macht Israel zum leichten Opfer. Lange bevor Muslime eine statistische Mehrheit stellen, wird es drei ständige Mitglieder des Sicherheitsrates geben – Großbritannien, Frankreich, Russland -, für die die Beruhigung des Islam zu den Imperativen der Innenpolitik gehört.

Gleich nachdem er gefordert hatte, die Scharia ins britische Recht aufzunehmen, gab der Erzbischof von Canterbury den Muslim News ein Interview, in dem er den Islam dafür lobte, „einen sehr bedeutenden Beitrag (geleistet zu haben), das Thema ‚Religion‘ wieder im öffentlichen Leben zu verankern“. Nun ja, so kann man es auch sehen. Der Druck wird noch zunehmen, der eigenen unbarmherzigen kulturellen Verdrängung eine positive Seite abzugewinnen: Wenn die Europäer einen nicht ganz freiwilligen Bikulturalismus erst einmal akzeptiert haben, werden sie keinen Grund mehr sehen, warum Israel nicht dasselbe tun sollte, und sie werden eine One-State- und One-Man-One-Vote-Lösung für das Land zwischen Jordan und Mittelmeer favorisieren.

Die muslimische Welt ist jahrzehntelang mit der Vorstellung hausieren gegangen, eine riesige ölreiche Region sei bloß deshalb politisch deformiert und in düstere Psychosen verstrickt, weil es einen kleinen Streifen Erde gebe, kaum größer als New Hampshire, [der ihnen weggenommen worden sei]. Er wird noch einen viel bequemeren Sündenbock abgeben für das viel größere Gebiet zwischen Irland und dem Ural. Nach 9/11 war davon noch nichts zu spüren. Wie Richad Ingrams damals im Londoner Observer schrieb: „Wer wird es wagen, Israel zu verurteilen?“

Nun, derjenige kann jetzt eine Nummer ziehen und sich hinten anstellen. Der Staub von den Londoner U-Bahn-Anschlägen hatte sich noch kaum gelegt, da schrieb mir ein Leser namens Derrick Green schon eine Glückwunsch-E-Post: „Ich wette, Ihr auserwählten Juden [Jewish supremacists] glaubt jetzt, Weihnachten käme früh, nicht wahr? Unglaublich, jetzt bekommt ihr noch mehr euren Willen als vorher, und das britische Volk wird in noch mehr Kriege für Israel gestürzt.“

So wird es gehen: Britische, europäische und sogar amerikanische Truppen werde sich aus dem Irak und Afghanistan zurückziehen, und wenn dann eine Bombe in Madrid oder Hamburg oder Manchester hochgeht, wird man keinen anderen mehr verantwortlich machen können als die israelische „Unverhältnismäßigkeit“.

Für die Überbleibsel des europäischen Judentums wird sich die jetzt schon erkennbare Auswanderung französischer Juden nach Quebec, Florida und anderswohin beschleunigen. Es gibt heute rund 150.000 Juden in London – es ist die dreizehntgrößte jüdische Stadt weltweit. Aber dort leben auch annähernd eine Million Moslems. Die stärkste Kohorte bei den Juden sind die 50-54jährigen; die stärkste Kohorte bei den Moslems sind die 0-4jährigen. Im Jahr 2025 wird es noch Juden in Israel und in Amerika geben, aber sonst fast nirgendwo. Wenn die Legitimität des jüdischen Staates zurückgewiesen wird, wird auch die jüdische Diaspora – die jüdische Präsenz in der übrigen Welt – schrumpfen.

Und wer, um Richard Ingrams zu variieren wird es dann wagen, Israel nicht zu verurteilen? Es wird noch einen Holocaust-Gedenktag geben, hauptsächlich deshalb, weil es so viel Freude macht, die neuen Nazis an den Pranger zu stellen. Wie Anthony Lipmann, der anglikanische Sohn einer Auschwitzüberlebenden, 2005 schrieb: „ Wenn ich am 27. Januar den Arm meiner Mutter nehme – tätowierte Häftlingsnummer A-25466 – werde ich nicht nur an die Krematorien und die Viehwaggons denken, sondern an Darfur, Ruanda, Zimbabwe, Djenin, Falludjah.“

Djenin?

Nun sehen Sie, warum sie den Holocaustgedenktag auf dem Kalender behalten: In einer Zeit, wo Politiker dem Existenzrecht Israels gleichgültig bis feindlich gegenüberstehen, ist es nützlich, wenn man sagen kann: „Aber einige meiner besten Fotomotive sind jüdisch.“

Der Witz über das Mandats-Palästina war, dass es das doppelt versprochene Land sei. Aber ist Europa das nicht auch? Und vielleicht auch Russland und Kanada, ein Stück stromabwärts? Zwei Kulturen, die sich auf demselben Stück Land drängen.

Vor nicht allzu langer Zeit sah ich wieder einmal das Video einer dieser „pro-palästinensischen“ Protestdemonstrationen im Herzen Londons, wo sich die Polizei die St-James-Street hinauf Richtung Pccadilly vor einem Mob zurückzog, der ihr Verkehrskegel hinterherwarf und höhnte: „Lauft, lauft, ihr Feiglinge!“ und „Allahu akbar!“ Man sollte meinen, dass die irregeleiteten Multikultiprogressiven verstanden hätten: Es geht nicht um Gaza, es geht auch nicht um den Nahen Osten: Es geht um sie! Für ein immer isolierteres Israel mag es ein gewisser Trost sein, dass durch einen makaberen Witz der Geschichte die Europäer in einem kommenden Europa die neuen Juden sein werden.

36 Gedanken zu „Heute Israel, morgen wir!“

  1. Manfred,
    danke für die Übersetzung dieses Artikels, der Beklemmungen auslöst und mich an die Zeiten erinnert, in denen ich als Kind den Reden meiner bibelfesten und -gläubigen Großväter und Großonkeln lauschte, die sich darüber unterhielten, dass sie noch einmal davon gekommen seien und Hitler ja wohl doch nicht der „Antichrist“ gewesen sein konnte und nun Überlegungen darüber anstellten, ob es jemand aus dem Kommunismus sein würde oder vielleicht einer der Chinesen oder vielleicht doch ein ganz anderer … Jedenfalls nahmen die Großväter und Großonkeln die in der Bibel angekündigte Bedrohung sehr ernst und nur zaghaft fiel damals das Wort Mohamedaner, unter denen ich mir als Kind (in den fünfziger Jahren) nicht viel vorstellen konnte, weniger noch als unter Kommunisten – die waren damals ja in Zusammenhang mit den „adenauerschen Soviets“ und der „Zone“ immerhin öffentlicher Gesprächsgegenstand!
    Die „Mohamedaner“ dagegen spielten so gut wie keine Rolle in der „Weltordnung“ meiner Großväter und -onkel, wenngleich sie schon damals Mohameds Allah und unseren Christengott nicht für dieselbe Erscheinung hielten. Dass aber nur 50 Jahre später eine so grundlegende Veränderung der europäischen Gesellschaft immer offensichtlicher ist, hätten sie sich damals nicht träumen lassen und ich schon gar nicht, war ich doch damals einfach noch zu jung.
    Mir macht es Angst, dass sich dieser Prozess so langsam, schleichend und unbemerkt vollzogen hat und wir, abgelenkt durch Wirtschaftswunder, Studentenbewegung, Vietnamkrieg, RAF und Wiedervereinigung so wenig von der Entwicklung mitbekommen haben (allenfalls den Türken um die Ecke mit seinem Gemüse und Fladenbrot als Bereicherung der Lebensmittelversorgung zur Kenntnis nahmen schlimm,das so zu sagen, ich weiß…), nun diese nicht mehr aufzuhalten zu sein scheint….
    Ich denke an meine alten Großväter und ihre Brüder und frage mich, ob nicht ganz ähnliche Gedanken wie die dieser einfachen Männer auch von Theologen gedacht wurden und was die Gründe sind, das das niemals öffentliches oder innerkirchliches Gesprächsthema war und man immer noch so ängstlich um den heißen Brei schleicht, statt eindeutig Stellung zu beziehen – kraftvoll im Glauben an den Gott der Bibel.
    Werde demnächst in meinem Blog darüber schreiben – obwohl ich ja damit rechnen muss, nicht nur in die rassistische, sondern auch in die religiös-fundamentalistische Ecke gestellt zu werden…

  2. Ach, weißt Du, Rika, heute, wo jeder in die Fundi-Ecke gestellt wird, der den Glauben noch ernst nimmt, wäre es ja geradezu eine Schande, nicht als Fundamentalist zu gelten.

  3. Mark Steyn – einer der besten, die wir haben, obwohl er – oder vielleicht auch gerade – weil er unsere Zukunft fast immer in den düstersten Farben beschreibt: seit Jahren ein unerschrockener Warner, der Klartext spricht.

    Der Grad an Antisemitismus verweist direkt auf die Schwere der Krankheit, an der der Westen leidet, und ist ihr häßlichstes Symptom; wenn es denn so kommen sollte, wie Mark Steyn am Ende seines Artikels schreibt, wäre es – aus alttestamentarischer Perpektive – lediglich die gerechte Strafe. Wir Deutschen sollten es allerdings wissen, wohin der Judenhass führt, aber die Tatsache, dass wir 4,3 Millionen Menschen in unser Land importiert haben, denen von allerhöchster Stelle befohlen ist, die Juden zu hassen, war vielleicht anfangs nur einfach eine Dummheit, verweist aber jetzt in seiner konsequenten Fortführung doch eher auf eine Art von mehr oder weniger unbewußtem, perversem Trotz.
    (Kluge und weiterführende Gedanken hierzu finden sich in dem von der jüdisch-amerikanischen Psychoanalytikerin ´Shrinkwrapped´ verfassten Artikel „Scham, Aggression …“ im ´Counterdjihad´.)

  4. Nun ich denke die liberal sozialistischen Europäer wollen einfach nicht glauben, dass gerade nachdem sie es geschafft haben einer Jahrhunderte dauernden „Kultur“ des gegenseitigen Abschlachtens den Rücken zu kehren, dass jetzt wo sie überzeugt sind nie mehr kämpfen zu müssen, dass gerade wo sie sich in diesem Luftschloss beginnen heimisch zu fühlen, dass nun eine Macht, nämlich der Islam, welcher dem Nationalsozialismus in seinem Fanatismus und seiner Menschenverachtung in nichts hinterhersteht, ihnen einen neuen unerwarteten Konflikt aufzwingt. Ein Konflikt der sie aus ihren süßen Träumen aufzuwecken droht. Die meisten Europäer weigern sich, wie kleine trotzige Kinder zu glauben, dass sie schon wieder Krieg führen werden müssen. Ja und tatsächlich erinnert mich dass an die Situation der europäischen Juden in den 30er Jahren. Auch sie wollten nicht kämpfen und das Ergebnis war, dass man sie Wiederstandslos in die Gaskammern treiben konnte. So oder so ähnlich wird es auch den Europäern gehen, wenn sie nicht bald aufwachen. Nur befürchte ich dass die meisten sich lieber wehrlos ergeben wollen weil sie gar nicht mehr wissen für was es sich lohnen würde zu kämpfen. Die Linken haben ihnen lange genug eingeredet das man sich für seine Nationalität und Kultur schämen muss. Aber letzten Endes wird auch der dümmste Gutmensch das wahre Gesicht des Islam erkennen. Spätestens wenn er wegen seiner angeblichen Gottlosigkeit am Galgen baumelt. Wie sagte einmal ein kluger Mann, am Samstag töten sie die Juden und am Sonntag dann die Christen.

  5. Pilotman,

    der Mechanismus, der in Europa derzeit am Werk ist, ist viel duesterer als pure Naivitaet.

    Schau mal diese Analyse an: http://drsanity.blogspot.com/2005/03/where-have-all-mothers-gone.html

    „Women whose own aggressive impulses have been savagely constrained by society and who have few options to sublimate those impulses, are at grave risk of encouraging aggressive and violent „acting out“ on the part of their children on their behalf– especially the male child who must be seriously conflicted about his love for and identification with a lowly-regarded woman.

    In other words, such women will hardly prevent inappropriate aggression in their offspring, when such aggression vicariously meets their own needs. And the male children will have to assert their separation and distance from the debased female that is their mother, as aggressively and violently as possible.“

    In meiner Uebersetzung tausche ich Frau/Mutter gegen Europa aus und Kind/maennliches Kind gegen Einwanderer aus der 3. Welt/muslimische Migranten.

    Passt, nicht wahr?

  6. Und hier die Uebersetzung:

    Europaeer, deren eigene aggresssive Impuse durch die Gesellschaft radikal gehemmt werden und die wenig Optionen haben, diese Impulse zu sublimieren, sind in grosser Gefahr, das aggressive und gewalttaetige Ausleben durch Menschen aus Entwicklungslaendern an ihrer Stelle zu ermutigen – ganz besonders durch Auslaender aus chauvinistischen Kulturkreisen. Diese wiederum erleben einen tiefen Konflikt zwischen ihrer Liebe zu Europa und der Identifikation mit einer als schwach betrachteten Kultur.

    Mit anderen Worten, solche Europaeer werden kaum unangemessene Aggressionen bei ihren Migranten verhindern, wenn diese Aggression ihre eigenen Beduerfnisse befriedigt. Und die muslimischen Migranten muessen sich von der verachteten Kultur, in der es ihnen gut geht, so aggressiv und gewaltsam wie moeglich absetzen.

  7. @Ruth Da gebe ich dir Recht. Die so genannte antifa entwickelt sich immer mehr zu einer neuen SA. Angefangen bei der Gewalt gegen politisch andersdenkende über die Uniformierung bis hin zur militärischen Organisation und Vorgehensweise. Da kommt der politischen „Elite“ eine weitere Schlägertruppe ganz Recht, die sich in den Kampf gegen Rechts einreiht. Die militanten Muslime würden dann praktisch die Rolle der ehemaligen SS einnehmen. Diese hatte ja auch religiös okkulte Elemente und war dadurch besonders fanatisch. Gerade läuft in Berlin eine neue Kampagne in der Toleranz gefordert wird. Gemeint ist in erster Linie Toleranz von Muslimen gegenüber Homosexuellen. Als Gegenleistung wird den Muslimen politische Unterstützung angeboten. Wie Manfred an anderer Stelle trefflich schreibt: wer Toleranz fordert hat die Freiheit schon verraten. Wer meint er könne religiöse Fanatiker auf politischer oder intellektueller Ebene beeinflussen wir ein böses Erwachen erleben. Ich persönlich habe meine Erfahrungen mit solchen Leuten gemacht. Der religiöse Geist der sie antreibt ist zu allem fähig, solange es im Auftrag oder zumindest im Wille eines Gottes geschieht. Das findet man auch bei so genannten Christen aber im Islam ist es um ein vielfaches schlimmer. Beachtenswert ist auch dass der Gründer der christlichen Bewegung (ich schreibe absichtlich nicht Religion) Jesus von Nazareth, praktisch nur mit einer Sorte von Menschen Probleme hatte. Das waren die religiösen Fanatiker seiner Zeit. Diese haben auch gerne mal jemand gesteinigt und letztendlich den Nazarener gekreuzigt.

  8. Aus beruflichen Gründen habe ich mich etwas eingehender mit dem Phänomen ‚Mobbing‘ befassen müssen.

    Was dabei auffällt: ein Gewalttäter erreicht oft, dass seine Opfer sich auch noch schuldig an der ihnen widerfahrenen Gewalt fühlen.

    Seelische und körperliche Gewalt haben leider oft Erfolg, dass heisst, sie erzeugen keine Gegenwehr sondern in vielen Fällen sogar noch ein Stockholm-Syndrom.

    Schlimm dran ist, wer ein Mobbin-Opfer wird.

    Meine Frage in die Runde hier (falls auch Psychologen mitlesen!):

    Kann man so ein Täter/Opfer-Verhältnis auch auf ganze Gesellschaften übertragen?

    Nebenbei noch ein Lesetipp: „Die Masken der Niedertracht“ von Marie France Hirigoyen.

    Beim Lesen dieses Buches schoß mir immer wieder durch den Kopf:“So machen’s die Moslems doch auch!“.

    Was bleibt, ist diese ohnmächtige Wut darüber, daß sich Gewalt anscheinend doch immer wieder durchsetzt…

  9. Ruth,
    interessant in diesem Kontext ist, was Raddatz in „Allah und die Juden“ u.a. sagt,Zitat:
    „Im Erklärungsmodell der narzißtischen Umkehrpsyche erlangt vieles, das zuvor unlogisch, destruktiv, absurd wirkte, seine eigene Logik. Der ‚Frieden des Islam‘ breitet sich aus, weil Djihad kein Krieg, sondern eine ‚Anstrengung im Glauben‘ ist. Wer die Gewaltgeschichte des Islam kritisiert, ist nicht nur islamophob, sondern schlicht ungläubig. Was einst als dubiose Illusion der ‚arabischen Heimat Palästina‘ erschien, ist nun das verständliche, wenn nicht notwendige Ziel für den Islam und seine ‚Freiheitskämpfer‘, die den gerechten Kampf gegen den ‚Terrorstaat Israel‘ führen. Realisten wehren diese Vorstellung als absurde Illusion ab, weil ihnen die Mechanismen des narzißtischen Weltbildes fremd sind.“

    “ ‚Verletzte Gefühle‘ und Gewaltreflexe ersetzen den rationalen Diskurs. … Es fällt auf, dass nichts so strikt gemieden wird wie die mit Argumenten geführte Debatte, Kritiker und Analysten mögen aus den unterschiedlichen Bereichen kommen und mit den diversesten Aspekten aufwarten, in der narzißtischen Projektion kommen sie alle in den Uniformen des ‚Polemikers‘, ‚Rechtsradikalen‘, ‚Volksverhetzers‘, ‚Rassisten‘ daher.“ Zitat Ende. ( Raddatz, Allah und die Juden, Berlin 2007, Seite 306)
    Und so wird es unmöglich auf der rationalen Ebene mit dem Irrationalen in Kontakt zu treten und einen wahrhaften Dialog zu führen.

    Für Raddartz kommt es allenfalls zu einem „‚monologischen Dialog'“, denn „In gegenseitiger Durchdringung werden die gewachsenen Institutionen der modernen Gesellschaft – Parteien, Justiz, Universitäten, Medien, Kirchen – dem dominanten Design durch den Islam und sein Gesetz unterzogen.“ (Seite 305 ebd)

    Dies ist, folgt man Raddatz, die folgerichtige Situation eines Prozesses, der seine Anfänge sowohl in der frühen Christenheit als auch im Eintritt des Islam in die Geschichte hat und – nicht erst in unseren Tagen – eine unheilvolle Allianz und Symbiose eingeht, aus der es kein Entrinnen zu geben scheint.

  10. In meinem letzten Kommentar ist mir ein kleiner Fehler unterlaufen. Wenn ich mich Recht erinnere hatte Manfred geschrieben „wer Respekt fordert“ und nicht „wer Toleranz fordert“. allerdings ist es oft so, dass diejenigen welche Toleranz verlangen auch auf Respekt bestehen.
    😎

  11. Pilotman,

    „Beachtenswert ist auch dass der Gründer der christlichen Bewegung (ich schreibe absichtlich nicht Religion) Jesus von Nazareth, praktisch nur mit einer Sorte von Menschen Probleme hatte. Das waren die religiösen Fanatiker seiner Zeit. Diese haben auch gerne mal jemand gesteinigt und letztendlich den Nazarener gekreuzigt.“

    Das ist Antijudaismus, keine historische oder religionshistorische Analyse. Ist Dir wahrscheinlich nur passiert, wollte aber trotzdem darauf hinweisen.

  12. @Ruth Danke für den Hinweis, mein Kommentar sollte allerdings auch keine Analyse sein. Mir Judenfeindlichkeit vorzuwerfen ist allerdings ein starkes Stück. Dass der Christus von den Römern im Auftrag der jüdischen Führer gekreuzigt wurde ist eine historische Tatsache, die von vielen Quellen bestätigt wird. Die Schriftgelehrten dieser Zeit waren in ihrem religiösen Fanatismus sicher mit denen der Gegenwart zu vergleichen. Man beachte zum Beispiel auch die Massaker welche von Saulus unter den ersten Christen verübt wurden. Er war bekanntlich Jude mit römischen Bürgerrechten und gehörte zur Sekte der Pharisäer. Dazu gehört auch die Steinigung des Stephanus. Ich persönlich sehe sehr viele Gemeinsamkeiten zwischen den heiligen Schriften der Juden und dem Koran. Wobei ich die Schriften der Thora als Original betrachte und den Koran als Kopie. Sowohl gläubige Juden als auch Muslime versuchen durch das erfüllen ihrer Gesetzestexte, das Wohlgefallen Gottes zu erlangen. Das solche religiösen Anstrengungen immer zum Scheitern verurteilt sind sagt einem schon der gesunde Menschenverstand, wenn man sich die Fülle der zu befolgenden Gesetze und Regeln betrachtet. Deshalb sind religiöse Menschen auch immer getrieben.Sie kommen in ihrem Bestreben das Wohlgefallen ihres Gottes zu erlangen nicht zum Ziel. Aus dieser Frustration heraus resultiert eine Aggression die bei entsprechender Anstachelung bis hin zur Mordbereitschaft geht. Ein gutes Beispiel dazu findet man in der Genesis Kapitel 4 wo Kain seinen Bruder Abel erschlug. Kain war wütend weil Gott das Opfer seines Bruders dem eigenen vorzog. Daraufhin tötete Kain seinen Bruder. Meiner Meinung nach aus religiöser Eifersucht. Ich bin davon überzeugt das sehr viele Muslime genau so empfinden wie Kain damals empfand. Sie sehen ihre eigenen enormen Anstrengungen um ihrem Gott zu gefallen, aber anstatt das er sie dafür mit Wohlstand und Macht belohnt, sind es die Ungläubigen Völker denen es so viel besser geht. Natürlich auch den Juden in Israel. Diese Situation bringt viele Muslime in einen fundamentallen Glaubenskonflikt der allerdings nicht angesprochen geschweige denn theologisch vernünftig gelöst wird. Die „Lösung“ ist letztendlich die gleiche wie die historische. Abel muß getötet werden. Das soll keine Pauschal Verurteilung sein sonder betrifft nur die religiösen Fanatiker. Wobei ich religiösen Fanatismus als Glaube ohne Liebe definiere.

  13. @ pilotman:

    Ruth hat Dir explizit keine Judenfeindlichkeit unterstellt, nur auf Deine verzerrte Wahrnehmung aufmerksam gemacht. (Ich finde es sogar sehr nett von ihr, dass sie auf Dein Christusmörder-Klischee nicht wesentlich ausfallender reagiert hat – verstanden hätte ich es.)

    Gemessen an Deiner prinzipiellen Religionsfeindlichkeit (und ich frage mich, was Du in meinem Blog suchst, wenn Du Religiosität für etwas grundsätzlich Anrüchiges hältst) hast Du ein bemerkenswert unreflektiertes Verhältnis zur christlichen Überlieferung:

    Ich finde es ja schön, dass Du unseren Herrn als „den Christus“ (mit bestimmtem Artikel!), sprich den Gesalbten, den Messias, ansprichst; allein daran merkt man aber schon, dass Dein Denken stärker christlich geprägt ist, als Du wahrscheinlich selber wahrhaben willst. Für das Geschichtsbild gilt Entsprechendes:

    Es gibt mitnichten „viele Quellen“ zur Kreuzigung Jesu. Das Neue Testament ist die einzige. Und dort wird auch nicht behauptet (höchstens suggeriert), dass die „jüdischen Führer“ den Römern einen „Auftrag“ gegeben hätten – das konnten die nämlich gar nicht als Untertanen des Römischen Reiches.

    Bei der Interpretation dieser Quellen ist zu berücksichtigen, dass das Neue Testament zu einer Zeit entstand, als die Kirche ihre Trennung von der Synagoge legitimieren musste. Leider ist das damals entstandene Bild vom Judentum, und zwar nicht nur in Bezug auf die Kreuzigung Christi, sondern auch auf die jüdische Religion insgesamt, für den ganzen christlichen Kulturkreis prägend geworden.

    Mir ist vollkommen klar – ich bin schließlich selber Christ -, wie schwer es ist, sich klarzumachen, dass das NT eine polemische Spitze gegen das Judentum enthält, dass es also wie eine Brille wirkt, die das Bild in einer ganz bestimmten Weise verzerrt; und sich klarzumachen, worin die Verzerrung besteht. Wichtig ist das deswegen, weil diese Verzerrung die Wurzel des ganzen christlichen Antisemitismus darstellt. (Das heißt, um es deutlich zu sagen, nicht, dass ich das Neue Testament als religiöse Wahrheit zur Disposition stelle. Es heißt aber, dass man den jüdischen Glauben so betrachten muss, als ob es den christlichen überhaupt nicht gäbe, weil man sonst zu keinem fairen Urteil kommt.)

    Die Gemeinsamkeiten, die Du zwischen der jüdischen und der islamischen Religion wahrzunehmen glaubst, beziehen sich auf ihren Charakter als Gesetzesreligionen. Was Dir dabei entgeht, ist, dass dieser Charakter in Bezug auf den jüdischen Glauben im NT sehr pointiert herausgearbeitet, um nicht zu sagen maßlos überzeichnet worden ist.

    Es wäre überhaupt nicht verständlich, wie Jesus mit seiner Liebesethik bei seinem jüdischen Publikum hätte ankommen können, wenn diese Ethik nicht bereits in den von Dir so genannten „heiligen Schriften der Juden“ – die zugleich die das AT Christen sind – verankert gewesen wäre: Ich zitiere aus dem NT Lukas 10:

    „(25) Und siehe, da stand ein Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe?
    (26) Er aber sprach zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du?
    (27) Er antwortete und sprach: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst» (5. Mose 6,5; 3. Mose 19,18).
    (28) Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst du leben.“

    Du siehst, der Schriftgelehrte hat auf die Frage nach der Zentralnorm des Judentums spontan die Nächsten- und Gottesliebe genannt, nicht etwa die Shabbat- oder Speisegebote oder dergleichen. Dass die Dimension der sozialen Verbindlichkeit religiöser Normen im Judentum eine große Rolle spielt, ist zutreffend, das ist aber im Katholizismus nicht anders, und es kann auch gar nicht anders sein, wenn eine Religion von Dauer sein und sich nicht im Wohlgefallen subjektiv willkürlichen religiösen „Anything goes“ auflösen soll.

    Das Spannungsverhältnis zwischen dem Glauben als Gottes- und Nächstenliebe und dem in der sozialen Norm objektivierten Glauben prägt das Christentum nicht weniger als das Judentum – aber in beiden Religionen ist es ein Spannungsverhältnis – es kann überhaupt nicht die Rede davon sein, dass, wie manche Christen das gerne sehen würden, bei uns die hehre Nächstenliebe und dort die bornierte Bigotterie herrschen würden.

    Was nun den Islam angeht, so unterscheidet er sich von den beiden Vorgängerreligionen dadurch, dass es dieses Spannungsverhältnis dort nicht gibt! Der Islam ist durch und durch als soziales System konzipiert. Das Wort „Liebe“ kommt im Koran nur an wenigen Stellen vor und dort oft noch in negativen Formulierungen („Allah liebt nicht die Übertreter“) und jedenfalls nicht als wesentliches Attribut des Glaubens. Du brauchst weder Gott noch Deinen Nächsten zu lieben, um ein guter Moslem zu sein: „Islam“ heißt „Unterwerfung“.

    Die Gleichsetzung der „drei abrahamitischen Religioen“, ob nun in kritischer oder apologetischer Absicht, führt in jedem Fall in die Irre, und dasselbe gilt für das Über-einen-Kamm scheren von religiösen Menschen.

  14. P.S.: Wenn Du glaubst, zwischen Christentum und Judentum einerseits, Islam andererseits bestehe kein Unterschied, dann versuche Dir bitte einen Pfarrer oder Rabbiner vorzustellen, der eine Rede wie diese hier hält:

    „Der Koran sagt: Tötet! Sperrt ein! Mehrab [die Gebetsnische in der Moschee] ist ein Ort des Kampfes und Krieges. Aus der Mehrab heraus sollten Kriege begonnen werden, wie alle Kriege des Islam aus den Mehrabs heraus begannen. Der Prophet hatte ein Schwert, um Menschen zu töten. Unsere Imame waren Militärs. Sie alle waren Krieger. Sie führten das Schwert. Sie töteten Menschen. Wir brauchen einen Kalifen, der Hände abhackt, Kehlen durchschneidet, Menschen steinigt. Genau wie der Gesandte Gottes Hände abzuhacken, Kehlen durchzuschneiden und Menschen zu steinigen pflegte. Genau wie er die Juden der Bani Qurayza massakrierte, weil sie ein Haufen Unzufriedener waren. Wenn der Prophet befahl, ein Haus niederzubrennen oder einen Stamm auszurotten, war das Gerechtigkeit.“ Khomeinis Rede zum Geburtstag des Propheten 1981, zit. n. Robert Spencer, Religion of peace? Why Christianity Is and Islam Isnn’t, Washington D.C. 2007, S.91 f.

  15. Danke Manfred,

    Du hast das besser erklaert, als ich es gekonnt haette. Bei der Wiederholung dieser alten, antijudaistischen Klischees habe ich naemlich weniger ruhig reagiert als beim ersten Mal.

    Nicht nur gibt es keine Quellen ausserhalb des Neuen Testaments fuer die Unterstellung, die Phariaeer seien Fanatiker gewesen, die gern mal jemanden gesteinigt haben. Sondern diese Auffassung steht im Widerspruch zu juedischen Quellen und zur juedischen Rechtsgeschichte.

    Saulus (oder jeder andere Pharisaeer) konnte nicht einfach Steinigungen kommandieren. Dazu gab es ein spezielles Gericht, dass sehr, sehr zurueckhaltend mit der Todesstrage umging. Haetten Pharisaeer einfach das Gesetz in ihre eigenen Haende genommen, haetten sie zum einen gegen ihre eigene Auffassung der Gesetzestreue verstosse und zweitens haetten sie es mit ebendiesem Gericht zu tun bekommen, wo ihre damaligen, politischen Gegner, die Sadduzaeer ebenfalls vertreten waren und eine solche Chance mit
    Sicherheit ausgenuetzt haetten.

    Im uebrigen beschuldigen die Evangelien die Sadduzaeer und gerade nicht die Pharisaeer, Jesus an Pilatus ueberstellt zu haben.

    Ein bisschen zum juedischen Recht der damaligen Zeit findet sich auf der Seite der Jurafakultaet der Frankfurter Universitaet.

    http://www.juedisches-recht.de/lex_str_strafrecht.php

    „2. Die todeswürdigen Verbrechen, welche mit der Todesstrafe geahndet werden können, werden von einem Richterkollegium bestehend aus 23 Mitgliedern (kleines Synhedrium), abgeurteilt.“

    Ein bisschen historischer Hintergrund zur Kreuzigung findet sich hier:

    http://www.nzzfolio.ch/www/d80bd71b-b264-4db4-afd0-277884b93470/showarticle/336d384c-2f22-45fe-afaa-48e74d09b0e0.aspx

  16. Hallo Pilotman,

    Ihrer psychologischer Betrachtung gegen Ende seiner Ausführungen stimme ich zu. Sie schreiben: „Sie sehen ihre eigenen enormen Anstrengungen um ihrem Gott zu gefallen, aber anstatt das er sie dafür mit Wohlstand und Macht belohnt, sind es die Ungläubigen Völker denen es so viel besser geht. Natürlich auch den Juden in Israel. Diese Situation bringt viele Muslime in einen fundamentallen Glaubenskonflikt der allerdings nicht angesprochen geschweige denn theologisch vernünftig gelöst wird.“

    Ich würde jedoch dafür halten, dass der Konflikt gar nicht theologisch gelöst werden KANN, weil der Mohammedanismus keine Religion sondern eine Ideologie oder Anti-Religion ist, und weil diese sich ungeschickter Weise auf verschiedene Thesen festgelegt hat, die sich heutzutage allzu leicht falsifizieren lassen, und sie als kleingeistig-bösartigen Aberglauben überführen. Dieser hat mithin das „Wettzaubern“ (vergl. Bibel, 1. Kön. 18/16-46) ganz offensichtlich verloren.

    Dazu gehört, wie Sie schreiben, das Dahinvegetieren seiner Anhänger an unterster Stelle der globalen Ordnung, aber auch der Verlust des von diesen geraubten und zur „drittheiligsten“ Stadt erklärten Jerusalem. Auch aus Andalusien, dem Balkan und natürlich Israel wurden die Orks zurückgedrängt und ihr schwacher Allah vertrieben. Der Begründer hat zudem standhaft jede Wundertätigkeit vermieden und dieses vielmehr zum Wunder erklärt. Kennen Sie die Hadithe? Sie finden eine Sammlung von Absurditäten, die im 21. Jahrhundert und zumal in Konfrontation mit der grandiosen westlichen Zivilisation nur noch lächerlich wirken bzw. peinlich sind, insbesondere, wenn man sich den Absolutheitsanspruch der Doktrin in noch der kleinsten Frage vor Augen führt (bspw. Buhari (IV/4, Recl. S.60): Auf die Frage, was zu tun sei, wenn man das GEFÜHL habe, während des Gebets Blähungen gehabt zu haben sagte der Bandenchef: “Setze das Gebet fort und unterbreche es nicht, sofern du nicht ein entsprechendes Geräusch oder einen Geruch wahrgenommen hast (IV/4, S.60).”

    Das Gewalt-Konzept funktioniert, solange die Horde immer weiter stürmen kann, aber wenn sie in der Bewegung innehält, kommt das „Jeder gegen Jeden“. Weil der Mohammedanismus keine Erlösung, keine Erkenntnis verspricht sondern nur ein Bordell (selbst in diesem gibt es übrigens Geld, nämlich den „Quirat“, Buhari XV/9, Recl. S.177f.), weil er nicht das einzelne Individuum erleuchten und verbessern will ebensowenig wie das Miteinander der Menschen, hält er seine Anhänger seit fast 1400 Jahren in jeder Hinsicht auf dem Niveau einer archaischen Gangsterbande gefangen.

    Die wenigen „weißen“ Stellen in der Ideologie sind ebenso wie die ständige Erwähnung eines angebliches Gottes namens „Alla“ kein Gegenargument, denn sie stehen der Tatsache gegenüber, dass die versönlicheren Texte durch das Prinzip der „Abrogation“ zu unwichtigeren erklärt wurden, dass diesen eine ungleich viel größere Masse an bösartigen gegenübersteht (die zudem aufgewertet wurden), dass der Textkörper also inkonsistent mit einem starken Übergewicht der Gewalttätigkeit ist, und dass das Bild, welches wir von Alla erhalten, nicht das eines Gottes ist, sondern das eines perversen, sadistischen, kleinkarierten und übellaunigen Größenwahnsinnigen, eben AllaHundseingesandter. Zur Frage der „weißen“ Stellen bringt Robert Spencer heute übrigens einen exzellenten Aufsatz von Ali Sina: „Islam and the Golden Rule“ unter http://www.jihadwatch.org/archives/026277.php#respond .

    Mit freundlichen Grüßen

    von Time

  17. @Manfred Nun ich bin sehr gerne in diesem Blog weil ich deine politischen Analysen teilweise als sehr gut bis brillant einschätze. Das es sich um eine religiöse Plattform handelt ist mir bisher entgangen.
    Um es vornweg zu nehmen, ich bin selbst evangelischer Christ allerdings kein religiöser. Und ja, Religiösität hat für mich etwas anrüchiges. Wobei ich mit Religiösität nicht Frömmigkeit meine oder ein Gottvertrauen sondern den Versuch durch das erfüllen bestimmter Normen eine Beziehung zur Gottheit aufzubauen. Ich bin davon überzeugt das Jesus von Nazareth selbst nicht religiös war, viele seiner jüdischen Zeitgenossen dagegen schon.
    Besonders natürlich die Schriftgelehrten die es ja auch heute so ähnlich in islamischen Ländern gibt. Viele der in Afrika und Asien lebende Muslime können ja auch nicht lesen oder schreiben und sind auf die „Dienste“ ihrer Schriftgelehrten angewiesen.
    Um aber auf die Religiösität zurück zu kommen. Ich glaube das jeder Mensch ohne Ausnahme, dazu neigt religiös zu sein. Der eine mehr der andere weniger.
    Und zwar genau so wie jeder Mensch dazu neigt zu lügen. Ich wähle absichtlich diesen provokanten Vergleich, allerdings nicht um zu provozieren sondern weil ich ihn für treffend ansehe. Religiösität ist in meinen Augen nichts anderes als das projizieren eines imaginären Gottesbildes auf die Leinwand des Lebens. Innerhalb dieses Bildes lebt der religiöse Mensch und wird auch in jeder Hinsicht davon beeinflusst. Befindet sich auf diesem Bild ein Gott der Juden hasst wird es der Religiöse, in der Annahme seinem Gott zu gefallen, wahrscheinlich auch tun.

    Die Europäer haben jüdisch christliche Wurzeln worauf auch oft hingewiesen wird. An dieser Stelle möchte ich aber auch einmal auf unsere Wurzeln im antiken Griechenland hinweisen. Diese haben nicht nur die Politik und auch unser Verhältnis zum Sport und Körperkult, Humanismus usw. maßgeblich beeinflusst sondern auch die Vorstellung die viele Europäer von Gott haben. Ich bin davon überzeugt das sich das Gottesbild vieler Zeitgenossen auf den griechischen Gottvater Zeus bezieht.

    Was die geschichtlichen Belege zur Kreuzigung Jesu betrifft so sind es tatsächlich nicht viele aber doch einige. Am bekanntesten ist wohl der Bericht des jüdischen Historikers Flavius Josephus in seinen „jüdischen Altertümern“

    Die jüdischen Führer haben den Römern nicht den Auftrag gegeben Jesus zu kreuzigen, das ist richtig. Allerdings haben sie ihn unter anderem als Feind der römischen Kaisers denunziert, mit der Absicht seine Verurteilung zum Tod durch Pilatus herbei zu führen. Pilatus selbst hatte keine Schuld an Jesus festgestellt die ein Todesurteil verdient hätte und wollte ihn auch nicht kreuzigen, sondern lediglich auspeitschen lassen. Erst auf das drängen der Juden hin ließ er ihn dann hinrichten.
    Das ist einfach eine historische Tatsache und hat mit einem Judenfeindlichen Christusmörder Klischee nichts zu tun.

    Was die „Trennung der Kirche von der Synagoge“ mit der Interpretation der Quellen zur Kreuzigung Jesu zu tun haben soll ist mir allerdings schleierhaft.

    So wie ich den Brief des Paulus an die Hebräer verstehe hat das Christentum das Judentum abgelöst.Er bezeichnet den Gottesdienst der Juden als vorläufigen und unvollkommenen ersten Bund. Mit Christus hat ein neuer Bund angefangen. Interessant finde ich in diesem Zusammenhang auch Paulus Vergleich des Christus mit Melchisedek dem König und Priester von Salem. Diese Gegenüberstellung bedeutet nichts anderes als das Jesus die Rolle der Hohenpriestwer eingenommen hat und diese damit ihre Existenzberechtigung verloren haben.
    Und Paulus war bestimmt nicht judenfeindlich, das sieht man auch daran dass er an anderer Stelle die Juden als den Baum bezeichnet in den die Heiden eingepfropft sind.

    Die von dir angedeutete Polemik des neuen Testaments gegenüber dem Judentum kann ich nicht bestätigen. Zumindest geht sie nicht von den heidnischen Christen aus. Schließlich waren es die „jüdischen Christen“ welche teilweise die Beschneidung für die „Heiden“ forderten. Paulus hat ihnen darin aufs heftigste widersprochen, dass stimmt, was allerdings nicht polemisch war im Sinne einer Diskusion, sondern eine grundlegende Theologische Frage betrifft, nämlich die nach der Gültigkeit der jüdischen Religionsgesetze. Diese Frage kann aus christlicher Sicht nicht diskutiert werden weil die Erfüllung des Gesetzes durch Christus und damit ihre Ausserkraftsetzung, zu den Fundamenten der christlichen Lehre gehört.

    Was die von dir angesprochene Liebesethik von Jesus betrifft so glaube ich nicht das der „Otto Normal Jude“ seiner Zeit, einen Zusammenhang zu den Schriften der Thora erkennen konnte. Diejenigen welche dazu in der Lage gewesen währen, nämlich die Schriftgelehrten wollten es gar nicht. Auch der Schrifftg. in dem von dir angeführten Beispiel wollte die Wahrheit gar nicht wissen sondern im Gegenteil es ging ihm darum Jesus eine theologische Falle zu stellen. Und die Antwort Jesu hätte genau so gut lauten können „bau dir eine Rakete und flieg zum Mond“. Das hätte der Schriftgelehrte genau so wenig geschafft wie dieses“ liebe Gott von ganzem Herzen mit all deine Kräften, mit deinem ganzen Gemüt und deinen Nächsten wie dich selbst. Dazu ist kein Mensch auf Dauer in der Lage.

    Ich gebe dir Recht das man die drei abrahamitischen Religionen nicht Gleichsetzen kann. Allein schon aus dem Grund weil meiner Meinung nach das Christentum ursprünglich keine Religion war sondern eine Bewegung. Es wurde erst durch religiöse Menschen zur Religion degradiert. Und wie bereits erwähnt bin ich davon überzeugt das Jesus selbst nicht religiös war.

    Was das über einen Kamm scheren betrifft.
    Ich glaube es gibt so etwas wie einen religiösen Geist der das Denken von religiösen Menschen beeinflusst. Dieser Geist ist wohl bei religiösen Juden, Christen und Muslimen der gleiche, nur das er verschiedene Masken benutzt. Aber es ist immer ein ekelhaft frommer glitschiger menschenverachtender und in letzter Konsequenz mordender Geist.

  18. @ pilotmen:

    Wenn Dir mein religiöser Standpunkt bisher entgangen ist, dann lies mal diese beiden Artikel:

    http://www.korrektheiten.com/2009/04/13/den-islam-mit-synkretismus-entschaerfen/
    http://www.korrektheiten.com/2009/02/06/tu-es-petrus/

    Ich behandle religiöse Themen zwar grundsätzlich unter einem religionssoziologischen Aspekt, d.h. unter dem Gesichtspunkt der gesellschaftlichen Wirkungen von Religionen, sodass grundsätzlich auch ein Atheist meinen Thesen zustimmen könnte, aber ich bringe meinen eigenen Glaubensstandpunkt schon auch zum Ausdruck.

    Was Flavius Josephus angeht, so hat der über die Kreuzigung nicht geschrieben, und sein angebliches „Testimonium Flavianum“ bezüglich des Wirkens Christi ist gerade mal ein paar Zeilen lang und gilt als Fälschung; ich selbst habe Flavius gelesen und finde diese Fälschung sogar ungewöhnlich plump.

    Du gehst nicht auf den Unterschied zwischen Pharisäern und Sadduzäern ein. Du ignorierst den Unterschied zwischen den Sadduzäern (den „jüdischen Führern“) und dem Mob unter Pilatus‘ Fenster. Du sprichst Pilatus – in unreflektierter Übernahme der ebenso unreflektierten neutestamentlichen Apologetik – von der Verantwortung für das von ihm selbst verhängte Urteil frei (unreflektiert ist das deshalb, weil er als römischer Prokurator gerade nicht die Aufgabe hatte, sich zum Vollstrecker einer Pöbelherrschaft zu machen; er war schließlich nicht der Polizeipräsident von Duisburg). Abgesehen davon finde ich es für einen nichtreligiösen Menschen und sogar Religionshasser reichlich inkonsequent, das NT für „die“ historische Wahrheit zu halten. Das einzige Prinzip, unter dem Deine Interpretation des Kreuzigungsgeschehens wirklich stringent ist, ist das Prinzip „Die Juden sind schuld“. Nur unter dieser Vorgabe, d.h. auf der Basis eines a priori als „wahr“ vorausgesetzten antisemitischen Weltbildes ist Dein eklektischer Wechsel des Maßstabs nachvollziehbar.

    „Was die “Trennung der Kirche von der Synagoge” mit der Interpretation der Quellen zur Kreuzigung Jesu zu tun haben soll ist mir allerdings schleierhaft.“

    – Nun, die Evangelien entstanden nach dieser Trennung. Historische Ursache dieser Trennung war – ausweislich der Apostelgeschichte – in der Tat, dass die Christen Heiden missionieren und zu diesem Zweck von den strengeren Geboten Abstriche machen wollten. Nachdem die Trennung aber vollzogen war, musste sie auch legitimiert werden, und das geschah nicht nur in der Schilderung der Kreuzigung (wenn die Weggefährten Christi dafür „die Juden“ verantwortlich gemacht hätten, warum brauchten sie dann wohl vierzig Jahre, um sich von diesen verruchten Juden zu trennen?), sondern indem in der theologischen Gesamtkonzeption die Unterschiede, die zu Jesu Lebzeiten nur solche der Akzentsetzung gewesen waren, zu fundamentalen Gegensätzen aufgeblasen wurden. Die Pharisäer, denen die Jesussekte in Wirklichkeit am nächsten gestanden hatte, wurden im Verlaufe dieses Prozesses zu Hauptgegenspielern bis hin zu dem Punkt, den man an Dir so schön beobachten kann: dass nämlich der historische Befund ignoriert wird, wonach die Pharisäer selbst bei böswilliger Interpretation gerade nichts mit der Kreuzigung zu tun hatten. Da viele Christen die orthodoxen Juden bis heute mit den Pharisäern identifizieren, ist dieses Negativimage bis heute die Basis von Judenhass.

    „Was die von dir angesprochene Liebesethik von Jesus betrifft so glaube ich nicht das der “Otto Normal Jude” seiner Zeit, einen Zusammenhang zu den Schriften der Thora erkennen konnte.“

    Du stellst Dir vor, dass eine Religion wie das Judentum existieren kann, ohne dass sein Inhalt wenigstens in groben Zügen auch dem Volk bekannt ist? Ich bitte Dich! Diese ganze Vorstellung „Die Schriftgelehrten sitzen auf ihrem Geheimwissen, um das Volk zu manipulieren“, ist ein vulgäraufklärerisches Klischee, das seinerseits auf der – mindestens überspitzten – protestantischen Kritik am Katholizismus basiert. (Es stimmt übrigens auch nicht für den Islam: Was immer man sonst gegen den Islam sagen mag, er ist glasklar, vollkommen logisch und für jeden Kameltreiber des siebten Jahrhunderts verständlich: Die Gelehrten sind dort nur für die Details da, nicht für die Grundaussagen).

    Und allmählich kotzt es mich an, dass Du als angeblicher Religionskritiker die allerfragwürdigsten Aspekte christlicher Mentalität derart unreflektiert übernommen hast, dass Du ihre Wirkung nicht einmal dann erkennst, wenn man Dich mit der Nase darauf stößt. Dass Du stattdessen Deinen Antisemitismus auf die Religion schlechthin ausdehnst und diese „Religionskritik“ dann so auf die Spitze treibst:

    „Ich glaube es gibt so etwas wie einen religiösen Geist der das Denken von religiösen Menschen beeinflusst. Dieser Geist ist wohl bei religiösen Juden, Christen und Muslimen der gleiche, nur das er verschiedene Masken benutzt. Aber es ist immer ein ekelhaft frommer glitschiger menschenverachtender und in letzter Konsequenz mordender Geist.“

    Was ja wohl nur bedeuten kann, dass man solchen Menschen gegenüber nicht zur Toleranz verpflichtet ist.

    Das ist genau der Geist militanter Intoleranz und brutaler Religionsfeindschaft, der momentan offenbar en vogue ist, und der dazu führt, dass Linke und sogenannte Liberale vom medialen Rufmord bis zum Straßenterror ihr Verständnis von „Liberalismus“ und „Religionskritik“ in die Tat umsetzen. Es ist der Hass auf jegliches Gesetz, dass sich der politischen Disposition, sprich den Machtansprüchen totalitärer Ideologien entzieht (http://www.korrektheiten.com/2009/01/29/antisemitismus-und-totalitaere-ideologie/). Es ist genau der Geist von Stalinisten und Nazis.

    Mich wundert nur, dass Du nicht gleich Nägel mit Köpfen machst und eine umfassende Christenverfolgung forderst. Und da die Juden an allem schuld sind und uns unter anderem diesen schrecklichen Gott eingebrockt haben, könnte man sie glücklicherweise gleich mitverfolgen.

    Gestützt auf Deine Ideologie könnte man dagegen jedenfalls keine Argumente vortragen.

  19. Manfred,

    ich stimme Dir zu, Pilotmen ist ein ausgewachsener Antisemit, der Antijudaismus ist ihm nicht einfach unterlaufen, wie ich zu seinen Gunsten urspruenglich angenommen hatte.

    Nach Deinen Kriterien kann er nicht mehr der demokratischen Rechten zugeordnet werden, sondern gehoert zur Nazisubkultur. Oder habe ich das falsch verstanden?

    http://www.korrektheiten.com/2009/03/17/drei-blinde-und-ein-elefant/comment-page-1/#comment-2512
    http://www.korrektheiten.com/2009/03/03/die-grauzone/

  20. Achtung, der Kommentar, den Du als erstes verlinkt hast, gehört nicht zu Pilotmen und kann ihm deshalb auch nicht zugerechnet werden. Wenn Pilotmen zur Nazisubkultur gehören würde, wäre auch mehr von Rasse und Weltverschwörung undsoweiter die Rede.

    Nein, es ist peinlicherweise der ganz normale Mainstream-Antisemitismus; und die Vorstellung, Religion und Religiosität seien per se etwas Anrüchiges und Verwerfliches, dürfte auch eine Mehrheit hinter sich haben. Ergebnis von pervertierter „Islamkritik“, bei der die spezifisch islamischen Monstrositäten auf die Religion schlechthin ausgedehnt werden. Es ist ja auch viel ungefährlicher, das Christentum und Judentum zu verleumden als den Islam.

  21. Manfred,

    eigentlich wollte ich Deinen Text und keinen Kommentar verlinken. Deine Argumentation ist, dass der Neonazi nicht zu den Juden schweigen kann und sich auf diese Weise verraet.

    Mein Eindruck ist schon, dass das auf Pilotmen zutrifft. Schon die erste Erwaehnung seines Antijudaismus trug nichts zur Diskussion bei. Und darauf angesprochen, reagierte er mit weiteren Ausfuehrungen.

  22. Noch eine historische Bemerkung.

    Pilotmen scheint davon auszugehen, dass „Schriftgelehrte“ bedeute, dass nur diese Elite lesen und schreiben konnte.

    Das ist mit hoher Wahrscheinlichkeit unzutreffend. Die Sprache der Thora ist Hebraeisch und obwohl zur Zeit Jesu die Umgangssprache Aramaeisch war, konnte der Zimmermannssohn nach dem Zeugnis des NT die Thora lesen und verstehen. (Gut die Sprachen sind aehnlich, ich kann Arabmaeisch auch halbwegs verstehen, obwohl ich es nicht gelernt habe.)

    Die Entscheidung der Weisen Israels nach der Zerstoerung des Tempels, das muendliche Gesetz niederzuschreiben (und in der Umgangssprache Aramaeisch!), macht eigentlich auch nur dann Sinn, wenn eine relativ grosse Anzahl der Bevoelkerung lesen konnte.

    Ein Schriftgelehrter ist nicht jemand, der schreiben kann, sondern der die Heiligen Schriften studiert hat.

  23. @Ruth
    „Pilotmen scheint davon auszugehen, dass “Schriftgelehrte” bedeute, dass nur diese Elite lesen und schreiben konnte.“

    Nein davon geht pilotmen nicht aus;) Wovon ich allerdings ausgehe ist die Tatsache, das zum Beispiel in Deutschland wo mindestens 90 Prozent der Christen lesen können, trotzdem nur eine absolute Minderheit den Inhalt der Bibel kennt geschweige den ein Verständnis der Theologie besitzt.
    Warum sollte es bei den Juden zur Zeit Christi anders gewesen sein. Die Thorarollen waren auch lange nicht so verbreitet wie heute etwa die Bibel. Jede einzelne Rolle musste von Hand, Buchstabe für Buchstabe, kopiert werden.Das machte sie extrem wertvoll. Diese Rollen gab es wenn überhaupt nur in Synagogen, oder im Besitz ganz reicher Leute.
    Möglich wäre es natürlich das die Synagogen als Religionsschulen genutzt wurden, so ähnlich wie Koranschulen, das könnte sein.
    Aber auch bei Schülern von Koranschulen ist es oft so, das sie die Texte des Islam nur auswendig lernen den Inhalt aber nicht verstehen.

    „ich stimme Dir zu, Pilotmen ist ein ausgewachsener Antisemit, der Antijudaismus ist ihm nicht einfach unterlaufen, wie ich zu seinen Gunsten ursprünglich angenommen hatte.

    Nach Deinen Kriterien kann er nicht mehr der demokratischen Rechten zugeordnet werden, sondern gehört zur Nazisubkultur. Oder habe ich das falsch verstanden?“

    Ja da hast du was falsch verstanden. Übrigens du scheinst ziemlich schnell dabei zu sein deine Mitmenschen in eine Schublade zu stecken. Dafür das du mich persönlich nicht kennst und lediglich zwei Kommentare von mir gelesen hast, finde ich es schon extrem voreingenommen mich als Nationalsozialist und Antisemit zu verdächtigen.
    Obwohl ich dir keine Rechenschaft schuldig bin, aber sowohl das eine wie auch das andere liegen mir fern.

    Der Nationalsozialismus ist in meinen Augen auch eine Religion, genau wie der Kommunismus.
    Um es mit einfachen Worten auszudrücken:
    Hitler war der Gott dem die Verehrung und Anbetung zu kam. (Der Hitlergruß ist nichts anderes als eine äussere Form der Anbetung)
    Himmler war der Prophet.
    Mein Kampf war der Koran und der Nationalsozialismus mit seiner Rassenlehre war die Doktrin.

    Der Nationalsozialismus ist auch ein schreckliches Beispiel dafür wohin religiöser Fanatismus führen kann.

    An dieser Stelle möchte ich jetzt aber ausdrücklich darauf hinweisen dass es mir nicht darum geht religiöse Menschen pauschal zu verurteilen.

    Jemand der an Gott glaubt, so wie ich und viele andere Menschen auch, muß nicht automatisch religiös sein.
    Und nicht jeder Religiöse unterdrückt andere Menschen.
    Letztendlich kommt es auf den Inhalt der Religion an oder wie dieser interpretiert wird.

  24. Mit anderen Worten: Es gibt Menschen, die an Gott glauben, und die man trotzdem nicht an die Wand stellen muss. Na, besten Dank für so viel Toleranz!

    Ich bleibe bei der Einschätzung, dass Du hier eine antisemitische Ideologie zum besten gibst. Und es macht die Dinge nicht besser, dass Du diese Ideologie verallgemeinerst und praktisch auf jeden ausdehnst, der Religion halbwegs ernstnimmt. (Neonazistisch würde ich diese Ideologie deshalb nicht nennen, weil zu viele andere Elemente der Naziideologie hier fehlen. Offenbar gibt es auch Antisemiten, die ihre Ideologie nicht für sich behalten können, aber trotzdem nicht alle Elemente eines rechtsextremen Weltbildes teilen.)

  25. Sehr interessant, was ich hier lesen konnte.
    Den Koran habe ich gelesen, in deutscher Sprache.
    Die Bibel habe ich gelesen, zumindest haben mich die fünf Bücher Moses sehr fasziniert und die prophetischen Bücher,die Apokryphen und das NT. Ist übrigens sehr empfehlenswert und ich bin kein Fundi. 😉

    Kennt hier jemand diese Schriften?http://www.judentum.org/talmud/traktate/sanhedrin/index.html

    Was wissen wir eigentlich vom Judentum. Eine sehr interessante Seite besteht bei der Uni Frankfurt/Main,
    http://www.juedisches-recht.de/anf_raschi.php,
    leider sind meine Kenntnisse bisher äusserst unzureichend, wie ich feststellen muss.
    Ich wusste nicht, dass es einen babylonischen und einen Jerusalem Talmud gibt.
    Dass der Sanhedrin oder Hohe Rat lange Zeit die oberste jüdische religiöse und politische Instanz und gleichzeitig das oberste Gericht war/ist, wusste ich nicht, also weiss ich eigentlich nichts.

    Weiss hier jemand mehr?

  26. Pilotmen,

    wie auch immer Du Dich einordnest, ich halte Dich fuer einen Antisemiten.

    Dein Mutmassen ueber das Judentum entbehrt auch nicht der Pikanterie. Stell‘ Dir vor, es gibt sehr viel Literatur, gerade auch Primaerquellen ueber diese Zeit. Der groesste Teil des Talmuds kann als solche betrachtet werden.

    Ich werde mich aber hueten, Dir irgendwelchen Nachhilfeunterricht zu erteilen, hast Du ja bereits unter Beweis gestellt, dass Argumente an Deinem antisemitischen Weltbild abprallen.

  27. Submarine,

    aehm, ja. In Deutschland scheint man das Judentum fuer ein Fossil zu halten, ahenlich wie den Archeopterix.

    Es handelt sich aber um eine lebende Religion mit praktizierenden Mitgliedern und falls es noch nicht ruebergekommen ist: Ich gehoere auch dazu.

  28. @ Ruth

    Wenn das Judentum einmal 150 Millionen Jahre alt ist wie der Archaeopteryx, könnte das vielleicht zutreffend sein. 😉

    Ich denke nicht, dass man in Deutschland das Judentum als Fossil betrachtet, dennoch glaube ich, dass es ziemliche Berührungsängste auf deutscher Seite gibt.

    Wie es scheint, ist man auch auf jüdischer Seite skeptisch, speziell, wenn es um die Islamisierung Europas geht. Gerade heute habe ich einen Artikel aus 2006 von Frau Irene Runge gelesen, Euroislam und jüdische Identität, der mich nachdenklich werden liess.
    http://www.juden-in-berlin.de/juedischer-kulturverein/korrespondenz/jkv-pdf/jkv2006-03.pdf

  29. Ich finde, daß diese Versuche, Kommentatoren in Schubladen einzusortieren, immer sehr stören. Sei es der Artikel von Kewil oder sei es das Wirken von Ruth hier im Kommentarbereich. Zumal wenn die Schubladen dann noch so aufgeladen sind wie „Neonazi“ oder „Antisemit“. Daß Juden in dem Punkt empfindlich sind, kann ich nachvollziehen, aber es ist ebenso der Hinweis berechtigt, daß damit den Diskussionen bestenfalls nicht weitergeholfen wird, in der Regel aber immer jemand beschädigt wird.

    Linke verwenden in Deutschland solche emotionalen Labels systematisch, um konservative Diskurse zu zerstören. Ihnen reicht dazu im Klima der linken Meinungshegemonie meist der Verdacht, gegen den es kein Mittel gibt. Daher argwöhne ich immer, dass es dabei weniger um „verletzte Gefühle“, „eine gewisse Pikanterie“ o.Ä. geht, sondern um Diskurshoheit. So etwas sollten wir zu vermeiden versuchen; wie gesagt, bestenfalls bringt es nichts. Und überempfindlich sollten wir auch nicht sein; wir untereinander wollen uns doch weder schaden noch beleidigen. Die erstickende politische Korrektheit sollte hier, nachdem sie bereits überwunden wurde, nicht wieder eingeführt werden. Wir sollten über das Thema schreiben und nicht über die Mitkommentatoren mutmaßen.

    Daß die Kritik des Neuen Testaments an der jüdischen Religion erstens historisch und zweitens aus der Position von Sektierern heraus geschrieben ist, ist klar. Da Christen sich aber nicht vom NT distanzieren können, ohne als Christen unglaubwürdig zu werden, bildet ein latent „antisemitischer“ Text die Basis ihres Glaubens. Vielleicht war Jesus von Nazareth ja ein „jüdischer Antisemit“ von der gleichen Sorte wie Uri Avneri oder Noam Chomsky? Das Judentum der damaligen Zeit hatte Dutzende, wenn nicht Hunderte Sekten, die sich gegenseitig verteufelten. Einzig die christliche weitete sich auf Nichtjuden aus und besteht bis heute. Welche faire Chance hätte ein bibeltreuer Christ gegen den (gewollt oder ungewollt rufschädigenden) Vorwurf des Antisemitismus heute überhaupt?

    Weiterhin wird das Label „antisemitisch“ gern ungeachtet dessen Berechtigung auf jede Äußerung bezogen, die das – gar nicht von religiösen Motiven bestimmte – Handeln jüdischer Menschen kritisieren will. Damit wird die Bezeichnung „antisemitisch“ endgültig zur Keule, denn durch sie werden Leute jüdischer Herkunft oder jüdische Organisationen vor jeglicher, noch so ernstzunehmender Kritik abgeschirmt. Dabei ist zumindest die Mitwirkung mancher (nicht aller) jüdischer Banker in der momentanen Finanzkrise durchaus auch vor dem Hintergrund jüdischer Ethik kritikwürdig, oder etwa nicht?

    Und weil es am Rande damit zusammenhängt, an Ruth die Frage: Gibt es Mechanismen im Judentum, die bewirken, daß die jüdische Ethik für Juden verbindlich ist, oder hängt das von der persönlichen Gottesfurcht allein ab? Ein einzelner Jude, der Gott nicht fürchtet und darauf in einer so fundamentalen Machtposition wie z.B. der US-Zentralbank unethisch handelt, kann für die Allgemeinheit sehr viel gefährlicher werden als der kleine „Antisemit“ ohne jeglichen Einfluß, der darauf hinweist.

    Ich werfe also die Frage auf, wo die Grenze zwischen religiös bedingten Besonderheiten des Christentums sowie berechtigter, nicht zu tabuisierender Kritik am Verhalten jüdischer Menschen und Organisationen einerseits und unzulässig verallgemeinderndem Judenhaß andererseits verläuft. „Antisemitisch“ sollte dann nach der Klärung nur noch letzterer genannt werden.

  30. Thatcher,

    als Pilotmen zum ersten Mal den Topos Juden=Christusmoerder erwaehnte, habe ich sehr gelassen reagiert und ihm keine antisemitische Haltung unterstellt. Durch wiederholtes Beharren auf seiner Sicht und Ignoranz der Argumente dagegen, hat er sich die Schublade aber redlich erarbeitet.

    Juedische Ethik ist natuerlich nicht an Gene gebunden, so dass es auch juedische Verbrecher aller Art gibt, teilweise auch orthodox praktizierende Kriminelle. Im Judentum gibt es den Anspruch „jeder Jude ist Buerge jedes Juden“. Die Uebertretungen von einzelnen Juden gehen das juedische Kollektiv daher an, nicht zuletzt, weil Du Recht hast. Mindestens in der Vergangenheit konnten hoch platzierte Juden ein juedisches Kollektiv sehr gefaehrden. Hofjuden z.B. waren oft an eine Herrscherperson gebunden. Wechselte die Herrschaft oder musste der Herrscher aus politischen Gruenden einen Kurswechsel vollziehen, ging es dem Hofjuden an den Kragen, unabhaengig von ethischem oder unethischem Verhalten und die juedische Gemeinde litt in der Regel mit.

    „Gefaehrlich“ ist aber ein solcher, hoch platzierter Jude nicht an sich, sondern durch die antisemitische Grundstruktur in der Gesellschaft. Wenn protestantische Minister sich daneben benehmen, faellt das in der Regel nicht auf die protestantische Kirche zurueck…

  31. @ Thatcher:

    Es ist natürlich problematisch, Menschen aufgrund von Blogkommentaren zu beurteilen. Antisemitismus jedenfalls ist die Eigenschaft einer Ideologie, nicht der Person, die der Ideologie anhängt.

    Trotzdem muss ich mir bis zu einem gewissen Grade ein Bild von den Personen machen, die hier kommentieren. Du weißt ja, dass ich, anders als zum Beispiel Kewil, nicht Kommentare aussiebe, sondern Kommentatoren. Ich betrachte die Kommentatoren als Co-Autoren meines Blogs, und da lasse ich nur solche Leute zu, zu denen ich Vertrauen habe. Vertrauen heißt unter anderem das Vertrauen darin, dass man meinen Blog nicht zweckentfremdet, um irgendwelche Agenden durchzusetzen, die mit meinen unvereinbar sind. Kommentatoren, die das versuchen, zwingen mich nämlich, solange ich sie schreiben lasse, ständig zu Reaktionen; d.h. Ich muss Zeit und Sorgfalt in meine eigenen Kommentare zu Themen investieren, die ich in meinem Blog gar nicht erörtert haben will.

    Es geht also nicht um die Frage, was überhaupt
    öffentlich geäußert werden darf – insofern hinkt Dein Vergleich mit der Political Correctness -, sondern einzig und allein darum, was ich in meinem Blog dulde. Das ist insofern etwas völlig anderes, als es ja jedem Menschen freisteht, seinen eigenen Blog zu gründen – das kostet nichts und dauert nur ein paar Minuten, und dort kann er vertreten, was er will, und seinerseits entscheiden, welche Kommentare und Kommentatoren er duldet. Ich bin da strikt gegen jede Zensur, sowohl gegen staatliche, als auch – und dies erst recht – gegen private. Was aber hier vertreten werden kann, das entscheide ich. Bestimmten politischen Ideologien und Agenden steht mein Blog nicht zur Verfügung.

    Das gilt nicht nur für Antisemitismus (obwohl der mich zugegebenermaßen ganz besonders anwidert), es gilt auch für militanten Atheismus (Wer glaubt, gegenüber konservativen Christen brauche er nicht tolerant zu sein, ist hier fehl am Platze), es gilt natürlich für islamistische Kommentatoren (wobei ich die nicht daran hindern werde, sich hier um Kopf und Kragen zu reden 😀 ), für linkstotalitäre Positionen (nach meinem Baader-Meinhof-Artikel wollte mir einer die RAF als edle Befreiungsbewegung verkaufen, und beklagte sich bitterlich über meine „Zensur“, weil ich seinen Schwachsinn nicht durchgehen ließ) – und zum linken Totalitarismus, den ich hier nicht dulde, gehört auch jene Sorte „Liberalismus“, die nur Gleichgesinnte toleriert. Auch allzu eitlen Selbstdarstellern, speziell pseudointellektuellen linken Quatschköpfen, gebe ich hier kein Forum.

    „Weiterhin wird das Label ‚antisemitisch‘ gern ungeachtet dessen Berechtigung auf jede Äußerung bezogen, die das – gar nicht von religiösen Motiven bestimmte – Handeln jüdischer Menschen kritisieren will. Damit wird die Bezeichnung ‚antisemitisch‘ endgültig zur Keule…“

    Es stimmt, dass das oft so ist, und dass es als Teil der Political Correctness auch bekämpfenswert ist, aber Du wirst hier in meinem Blog kein Beispiel dafür finden. Ich benutze den Vorwurf des Antisemitismus nicht, um etwa Kritik an Israel niederzubügeln.

    Wenn ich aber nach einer Erklärung dafür suche, warum zum Beispiel Law-and-Order-Konservative plötzlich über die Legitimität von Terrorismus nachdenken und ihr Herz für die Hamas entdecken, oder

    wenn linke Atheisten sich für rechtsradikale Fundamentalisten begeistern (also ebenfalls ihr Herz für die Hamas entdecken),

    wenn also bei der Beurteilung Israels bzw. seiner Feinde offensichtlich andere Maßstäbe angelegt werden als an vergleichbare Konflikte,

    wenn die theoretische Inkonsistenz solcher Positionen nur auf der Basis antisemitischer Denkfiguren überbrückbar ist,

    dann halte ich es für vertretbar, das Vorliegen eines antisemitischen Weltbildes zu unterstellen.

    (Allenfalls wäre zu diskutieren, ob man bei den Linken Abstriche machen muss, weil die ja den ganzen Westen einschließlich des eigenen Volkes hassen. Deren Antisemitismus ist dann Teil eines Weltbildes, das sich gegen Alles richtet, was dem totalitären linken Weltveränderungswahn widersteht.)

    „Welche faire Chance hätte ein bibeltreuer Christ gegen den (gewollt oder ungewollt rufschädigenden) Vorwurf des Antisemitismus heute überhaupt?“

    Unter dem Diktat der Political Correctness hat er natürlich gar keine, weil letztere ihre politischen „Wert“-Vorgaben auf nichtpolitische Lebensbereiche in totalitärer Manier durchzusetzen versucht. Insofern hat ein konservativer Christ gegen den Vorwurf des Antisemitismus sowenig Chancen wie gegen den der „Islamophobie“, der „Homophobie“, des „Fundamentalismus“ usw. (Aber wie ich oben schon in meiner Antwort an Rika geschrieben habe: Heutzutage wäre es geradezu eine Schande, nicht als „Fundamentalist“ zu gelten.)

    Es stimmt aber nicht, dass die Treue zum NT einen zum Antisemitismus zwingt. Ich falle nicht vom christlichen Glauben ab, wenn ich zum Beispiel die Verantwortung für das Todesurteil gegen Christus bei demjenigen verorte, der es gefällt hat, also bei Pilatus – und zwar nicht obwohl, sondern weil er ausweislich des NT sehenden Auges ein Fehlurteil gefällt hat. Ich falle nicht vom Glauben ab, wenn ich feststelle, dass die Pharisäer nichts mit der Kreuzigung zu tun hatten. Auch nicht, wenn ich feststelle, dass der Mob von Jerusalem in keiner Weise befugt war, sich zum Sprecher des jüdischen Volkes aufzuschwingen. Erst recht nicht, wenn ich das Gleichnis vom Samariter als Argument für und nicht gegen die jüdische Ethik und die grundlegende Gemeinsamkeit jüdischer und christlicher Ethik ins Feld führe. Ich finde, dass gerade ein sehr am Text des NT orientiertes christliches Selbstverständnis dem Antijudaismus die theologische Grundlage entzieht. Jedenfalls wenn man sorgfältig unterscheidet zwischen dem, was der Text wirklich sagt, und historisch gewachsenen und teilweise zu ganzen Vorurteilssystemen ausgebauten Rezeptionsgewohnheiten andererseits.

  32. Zum Thema NT und Anti-Judaismus im Christentum. Ich kann hier nur für die evangelikale Bewegung sprechen und nach meinen (zugegebenermaßen begrenzten) Erfahrungen herrscht hier das genaue Gegenteil von Anti-Judaismus oder Anti-Semitismus… Und Versuche die Juden zu missionieren sehe ich auch nicht unbedingt als Zeichen für Hass! Obwohl politisch korrekten Ohren das natürlich ein Gräuel ist.

  33. Ich kann Roman nur beipflichten: Ich habe in den letzen Monaten recht intensiv mit entschiedenen Christen mit unterschiedlichen Hintergründen, darunter auch etliche Evangelikale, zusammengearbeitet: Die mesiten haben eine recht positive Einstellung zu Israel, manchmal sind sogar enthusiastische Israelsfans, sie regelmäßig „Israel-Stände“ in Fußgängerzonen aufbauen und sich für alles begiestern, was aus Israel kommt.

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