Die „Süddeutsche Zeitung“ probt den Zwergenaufstand der Anständigen

Die Süddeutsche Zeitung hat am 30. März – nicht etwa am 1. April – unter dem Titel

„Chronik brauner Gewalt“

die monströsen Verbrechen der Münchner Neonazi-Szene angeprangert.

Da wird skrupellos Geburtstag gefeiert („Neonazis nutzen den Allacher Hochbunker für Geburtstagsfeiern“), Fußballspiele zu pogromartigen Ausschreitungen missbraucht („In einer Wohnung feiern Rechte den Sieg der deutschen Fußballelf im WM-Eröffnungsspiel. Über die Balkonbrüstung hängen sie eine Hakenkreuzfahne“), eine Neuauflage des Hitlerputsches („Im Allacher Hochbunker tritt die Skinheadband Jagdstaffel auf. Auf einer Tafel sind ein Reichsadler und das Wort „Endsieg“ aufgemalt“) durch das heroische Einschreiten der Polizei („Die Polizei stoppt die Veranstaltung“) in letzter Minute verhindert.

Ist es schon wieder so weit?

Allein die markerschütternden Verbrechen der vergangenen zwölf Monate (s.u.)  müssen allen besorgten Demokraten zu denken geben, und so danken wir dem mutigen Redakteur Bernd Kastner, dass er als unbeirrbarer Antifaschist den Anfängen wehrt und dem braunen Ungeist sein J’accuse! entgegenschleudert:

Auszeichnung für Großverleger

10. April: Eine rechtsextremistische Kulturvereinigung ehrt den 80-jährigen Münchner Großverleger Herbert Fleissner (Verlagsgruppe Langen Müller Herbig Nymphenburger) mit der Hutten-Medaille. Auslober des Preises ist die „Gesellschaft für Freie Publizistik“ (GFP), die der NPD nahe steht und laut Verfassungsschutz „die größte rechtsextremistische Kulturvereinigung“ der Republik ist. CSU-Mitglied Fleissner, der sich schon länger am rechten Rand bewegt, bedankt sich für die Auszeichnung bei der GFP. Vor ihm hatten bekannte Neonazis den Preis erhalten.

Kameruner beleidigt

15. Mai: Ein 35-jähriger Münchner beleidigt am Stachus einen Kameruner fremdenfeindlich und will ihn schlagen. Ein Begleiter des Münchners verhindert dies in letzter Sekunde.

Demo gegen Dokumentationsarchiv

13. Juni: Etwa 75 Neonazis demonstrieren gegen das „Kafe Marat“ in der Thalkirchnerstraße, in dem sich linksorientierte Jugendliche treffen, und gegen das Antifaschistische Dokumentationsarchiv Aida. Dessen Mitglieder beobachten seit Jahren die rechte Szene.

Fußballfans pöbeln

25. Juni: Etwa 30 Neonazis schauen sich in einer Fußball-Fankneipe in der Arnulfstraße ein EM-Spiel an, anschließend ziehen 20 von ihnen grölend durch die Straßen.

Neonazis beleidigen Ude

12. Juli: Beim Christopher Street Day stören etwa ein Dutzend Neonazis eine Rede von OB Ude mit beleidigenden Plakaten.

Verdacht der Wahlfälschung

Juli 2008: Die Staatsanwaltschaft leitet ein Ermittlungsverfahren ein, weil Rechtsextreme unter dem Verdacht der Urkundenfälschung stehen. Im Vorfeld der Landtags- und Bezirkstagswahl waren bei der Stadt 14 Unterstützerunterschriften für die NPD mit ähnlichem Schriftbild abgegeben worden. Das Verfahren läuft laut Staatsanwaltschaft noch, „gegen Unbekannt“.

Parolen an TU-Gebäude

23. Juli: Gebäude der Technischen Universität in Weihenstephan werden von Unbekannten mit rechtsextremistischen Parolen beschmiert. Laut TU sei Ähnliches in der Vergangenheit mehrfach geschehen.

Stadtrat wegen Hitlergruß verurteilt

21. August: Der neugewählte Stadtrat der rechtsextremen „Bürgerinitiative Ausländerstopp“, Karl Richter, wird vom Amtsgericht München verurteilt. Er hatte bei der Vereidigung der Stadträte eine Geste gezeigt, die dem Hitlergruß zum Verwechseln ähnlich sah, und dies im Alten Rathaus, wo 1938 Hitlers Propagandachef Goebbels die Pogromnacht einleitete. Die CSU hatte Strafanzeige gestellt. Richter geht in Berufung.

Neonazis auf Friedhof

1. November: Erneut treffen sich an Allerheiligen Neonazis am Grab von SA-Chef Röhm zum Totengedenken.

„Heldengedenkmarsch“

15. November: Rund 200 Rechtsextremisten ziehen bei einem sogenannten Heldengedenkmarsch stundenlang durch die Innenstadt. Sie skandieren dabei Parolen wie „Ruhm und Ehre der deutschen Wehrmacht“.

Pöbeleien gegen Schwule

Herbst: Vor dem Sub, dem Schwulen Kommunikationszentrum in der Müllerstraße, kommt es mehrfach zu Pöbeleien durch Rechtsextremisten.

Hakenkreuzfahne an der Wand

21. Dezember: Eine 25-jährige Frau hat in ihrer Wohnung in Giesing eine Hakenkreuzfahne an der Wand hängen, von außen gut sichtbar. Die Polizei findet in ihrer Wohnung Hitlers „Mein Kampf“ im Bücherregal.

Tätowierte Finger

29. Januar 2009: Ein 46-jähriger Neonazi wird vom Amtsgericht zu sechs Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt. Er trägt seit Jahren auf den Fingern einer Hand fünf eintätowierte Hakenkreuze und weigert sich, sie entfernen zu lassen.“

Alarm! Dreizehnmal in einem Jahr und einer Millionenstadt hat der braune Mob zugeschlagen! Hat Schwule angepöbelt, sich Hakenkreuzfahnen in die Wohnung (!) gehängt, und sogar Kameruner und, Herrgott steh uns bei!, Ude beleidigt!

Das Blut strömt nur so durch die Straßen! Wo bleibt der Aufstand der Anständigen? Wehret den Anfängen!  Wann tagt der Weltsicherheitsrat? Hat sich der Dalai Lama schon eingeschaltet?  Was sagt der Papst dazu? Nichts?

Da sieht man’s mal wieder!

26 Gedanken zu „Die „Süddeutsche Zeitung“ probt den Zwergenaufstand der Anständigen“

  1. Was immer ihr euch also in die Wohnung hängt, denkt immer daran: Es könnte ein Polizist (oder auch ein Palästinenser) durchs Fenster gucken!

    Was immer ihr auf der Festplatte abspeichert, denkt immer daran: Beim BKA könnte auch ein Kameruner arbeiten!

  2. Das Dollste ist ja die Überschrift „Chronik brauner GEWALT“! Bei einem nicht ganz unerheblichen Teil der Fälle vermag ich keine Gewalt zu erkennen!
    Zum Beispiel:
    „Eine 25-jährige Frau hat in ihrer Wohnung in Giesing eine Hakenkreuzfahne an der Wand hängen, von außen gut sichtbar. Die Polizei findet in ihrer Wohnung Hitlers “Mein Kampf” im Bücherregal.“
    Gewalt, wieso Gewalt???
    Oder hier:
    „Glatzköpfige NPD-Aktivisten in Bomberjacken verteilen vor dem Luisengymnasium CDs rechtsextremen Inhalts an Schüler.“
    Mmh, na ja, „Bomber“jacken – das impliziert natürlich irgendwie eine metaphorisch-symbolische Gewaltdrohung … Müsste man dann aber nicht auch das Tragen der Kipa verbieten? (Jüdischer Apartheitsstaat? Genozid an den Palis im Gaza-Streifen? usw.) Oder geht das noch unter Religionsfreiheit?

    Hier nun sehe ich ganz klar ein Beispiel „brauner Gewalt“, allerdings als Autoaggression (Masochismus? Selbstverstümmelung?):
    „Ein 46-jähriger Neonazi wird vom Amtsgericht zu sechs Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt. Er trägt seit Jahren auf den Fingern einer Hand fünf eintätowierte Hakenkreuze und weigert sich, sie entfernen zu lassen.”
    Wenn doch einer die Gewalt gegen sich selber ausübt, ist das so schlimm? Oder was ist hier mit „Gewalt“ gemeint?
    Ach ja, auf was bezieht sich das „sie“ eigentlich . . .? Etwa auf „Hand“? Also, der Kampf gegen Rechts erfordert schon harte Strafen, das finde ich auch, aber der arme Kerl hat doch niemandem außer sich selbst was angetan . . ., andererseits, Selbstverstümmelung muss auch bestraft werden . . . , und das Zeigen von Nazi-Symbolen ist schließlich verboten, da ist sechs Monate Haft doch eine milde Alternative zur Amputation . . . Oder hab ich mich etwa zuviel mit dem Islam beschäftigt?
    (

    Oder ist der ganze Artikel in der SZ doch nur ein Aprilscherz?

    Also ich finde, es wird immer schwerer, Ernstgemeintes von Satire zu unterscheiden . . .

    Übrigens, PI meldet, Claudia F. Roth will sich für die Abschaffung der deutschen Staatsbürgerschaft einsetzen – na ja, kommt nicht so überraschend, das haben wir schon lange von ihr erwartet . . .

  3. Äh, Before Dawn, guck bei der PI-Meldung aufs Datum. 🙂
    Es ist wirklich kaum noch möglich, Ernstgemeintes von Satire zu unterscheiden. Bei der „Gewalt-„Chronik der Süddeutschen bekam ich erst einmal einen zweistündigen Lachflash. Trotzdem war sie offenbar völlig ernstgemeint.

  4. Ja das ist mittlererweile ein ernstes Problem mit dem 01.04.
    Soweit ich heute im WDRotfunk erfahren musste, hat die Bundeskanzlerin die Erforschung der unterirdischen Lagerung des Spurengases CO2 tatsächlich ernst gemeint. Die Narreteien zum sog. Klimaschutz nehmen kein Ende, selbst wenn der Herrgott die kältesten Winter schickt.

  5. Ein Muechner sollte mal zusammenstellen, wieviel Gewalt und „Gewalt“ es im selben Zeitraum durch muslimische Mitbuerger gegeben hat. Eine Gegenueberstellung der beiden Listen waere vermutlich interessant.

  6. „29. Januar 2009: Ein 46-jähriger Neonazi wird vom Amtsgericht zu sechs Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt. Er trägt seit Jahren auf den Fingern einer Hand fünf eintätowierte Hakenkreuze und weigert sich, sie entfernen zu lassen.”
    Fünf Wochen Knast pro Tattoo!
    Was macht unsere Justiz dann erst mit Darth Snake und Lady Death, den Lebkuchen-Berserkern von Passau?
    (Vorausgesetzt, es gibt sie 🙄 )

  7. Solche Meldungen glaubt kaum noch wer.

    Allerdings macht keiner den Mund auf – in deutschen Büros ist es ein beliebtes Spiel, den Kollegen XY als „Rechten“ zu outen. Es reicht schon, nicht ausdrücklich jedem Scheiß zuzustimmen.

    Also hat man keine Meinung …

    Apropos: sehe gerade in der Tagesschau, dass der CIVIS Preis für IntegrationundkulturelleVielfalt etc. blabla vergeben wurde. PreisträgerInnen wie in jedem Jahr: ARD-ZDF-SWR-WDR-ORF .. schööön!

  8. Weiss hier jemand mehr darüber?
    „Die „Bundesrepublik Deutschland – Finanzagentur GmbH“ ist ein Ende 2000 gegründetes Unternehmen des Bundes mit Sitz in Frankfurt/Main. Alleiniger Gesellschafter ist die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium der Finanzen.
    Die „Bundesrepublik Deutschland – Finanzagentur GmbH“ ist bei ihren Geld- und Kapitalmarktgeschäften nur und ausschließlich im Namen und für Rechnung der Bundesrepublik Deutschland oder ihrer Sondervermögen tätig. “

    http://www.deutsche-finanzagentur.de/cln_117/nn_102870/DE/Service/Impressum/impressum__node.html?__nnn=true

    Eine GmbH mit dem Hohheitszeichen „Bundesadler“ der Bundesrepublik Deutschland?

    Und mit der folgenden Netzpräsenz zur Eröffnung von Konten?
    http://www.deutsche-finanzagentur.de/cln_110/nn_417628/DE/privateAnleger/Kontoeroeffnung/kontoeroeffnung__node.html?__nnn=true

    Wer meint was dazu?

  9. Ist unter den Lesern eventuell ein Kameruner, den ich beleidigen kann? Ich will doch auch einmal in so einer blöden Chronik erscheinen! Schlechte Publicity ist schließlich auch Publicity.

    Hallooooo, Kameruner, ihr seid ganz dooooooooof!

    Sagt jemand dem Tagesspiegel Bescheid?

  10. Welchen Erkenntnisgewinn die Berliner Studie bringe, fragt Helga Nagel, Leiterin des Amtes für multikulturelle Angelegenheiten, am Tag der Präsentation der Expertise. „Es reicht nicht, Fakten zu präsentieren, ohne eine genaue Analyse der Ursachen mitzuliefern“, sagt Nagel. Die Behördenchefin nimmt Bezug auf die wissenschaftlich belegte Wechselwirkung von Chancenungleichheit auf dem Arbeitsmarkt und Integrationsmöglichkeiten: „Die Diskriminierung von Migranten – selbst von Hochqualifizierten – ist offensichtlich.“

    (http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/frankfurt/?em_cnt=1665836&amp)

    Frau Nagel ist jetzt von fünf Männern südländischen Aussehens überfallen und beraubt worden. Das waren bestimmt hochqualifizierte Migranten, die mit unkonventionellen Mitteln ihren Anspruch auf eine Professur untermauern wollten!

    😆 😆 😆 😆 😆 😆

  11. „Eine GmbH mit dem Hohheitszeichen “Bundesadler” der Bundesrepublik Deutschland?“

    Warum nicht? Klagen könnte dagegen ja nur der Bund selbst.

  12. Mich erinnern diese „Kämpfer gegen rechts“ immer mehr an die Inquisition. Die witterte auch überall Sünde und wollte sich nicht damit zufrieden geben, die zu bekämpfenden Probleme auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Vielleicht trägt der Vergleich auch noch weiter. Denn der inquisitorische Furor kam zT aus unterdrückten Sehnsüchten usw. Bei vielen Linken wird es so sein, dass sie die Welt betrachten und viele „unkeusche“, dh politisch-unkorrekte Gedanken haben, gerade in Bezug auf Moslems. Dies versuchen sie zu bekämpfen, indem sie die Sache externalisieren, also auf einen äußeren Feind (die wirklichen und vermeintlichen Nazis)beziehen und den bekämpfen.

  13. Hallo Manfred,

    von Seiten mit schwarzem Hintergrund bekomme ich Augenschmerzen. Wenn du das so belässt kann ich hier leider nicht mehr mitlesen.

    Grüße
    tape

  14. Kein Problem, lieber Tape! Ich habe links oben wieder den Theme-Switcher (Titel: Tapetenwechsel) eingefügt. Du kannst Dir dort das Blog-Gesicht aussuchen, das Dir am besten gefällt; sofern Du die Korrektheiten vom selben Rechner aufrufst, bleibt die Auswahl auch so lange erhalten, bis Du sie änderst.

    Eigentlich handelt es sich um einen dunkelblauen Hintergrund, den ich gerade deshalb verwende, weil ich hellblaue Schrift auf dunkelblauem Grund besonders augenfreundlich finde – aber das nützt Dir natürlich nichts, wenn Dein Bildschirm es nun einmal anders wiedergibt.

    Die Vorlagen, die nicht von mir selber gestaltet worden sind (auch das bisherige „Glorious Day“ und sein Vorgänger „Sapphire“) werden irgendwann verschwinden, aber ich werde darauf achten, dass immer genügend Designs für jeden Bildschirm und jede persönliche Vorliebe zur Verfügung stehen.

  15. Aaah, das ist schön. Vielen Dank für den service. Bei mir hatte sich die „Tapete null eins“ automatisch geöffnet, die ist (bei mir jedenfalls schwarz). Mehr Meer ist blau und schon deutlich besser, aber ich werde wohl eine noch hellere Version nutzen.

    Grüße
    tape

  16. Bitte sehr der Herr:

    Auf die Schnelle
    für Tape das Helle.
    Nur für Dich,
    doch Pflicht ist es nich.

    😉

    (Einfach „Ein Helles“ anklicken.)

  17. Sehr gelungen, das neue Design. Ich sehe weiße Schrift auf sattem Dunkelblau.

    Und vor allem sehe ich nicht mehr dieses nervige Layer-Ad, wegen dem ich beinahe herumgemeckert hätte. Hoffentlich kommt es nie wieder.

  18. Äh, hüstel – ich fürchte, das kann ich Dir nicht versprechen, jedenfalls nicht auf die Dauer. Fürs Erste lasse ich es weg, allein schon, um die Gewöhnung an das neue Design zu erleichtern, aber irgendwann werde ich es wieder einführen.

  19. Es gibt aber auch benutzerfreundliche Formen der Onlinewerbung. Ich kenne sonst kein politisches Blog, das seine Leser mit so etwas plagt.

  20. „Es gibt aber auch benutzerfreundliche Formen der Onlinewerbung.“

    Die habe ich versucht. Sie bringen so wenig, dass ich selbst dann nicht davon leben könnte, wenn die Zugriffszahlen hundertmal höher wären, als sie sind. Das ist bei der Layerwerbung anders. Ich kann sie jetzt eine Weile weglassen, weil sie mir beim jetzigen Stand der Dinge nicht mehr als ein gutes Taschengeld bringt, aber ewig bleibt das nicht so.

    Es ist schließlich nicht einzusehen, dass die MSM auf diese Weise Zusatzgewinne erzielen, die Blogosphäre aber nicht, und ich wiederhole noch einmal, was ich schon vor einigen Monaten gesagt habe: Ohne Professionalisierung werden wir den etablierten Medien nicht ernsthaft publizistische Konkurrenz machen können. Im übrigen sind die Ladezeiten beim Aufruf meines Blogs selbst mit Layerwerbung immer noch um einiges geringer als bei etlichen Blogs, die zwar keine Layerwerbung schalten, dafür aber ihre Randleisten in Litfasssäulen verwandeln.

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