Jan Roß: „Was bleibt von uns? Das Ende der westlichen Weltherrschaft“

(Kurzrezension)

Buchcover Jan Roß: Was bleibt von uns?

Es scheint unübersehbar, dass die Epoche der Dominanz des Westens über den Rest der Welt sich ihrem Ende zuneigt. War nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion noch das „Ende der Geschichte“ ausgerufen worden, weil die liberale Demokratie weltweit den Sieg davongetragen zu haben schien, so hat der Westen heute mit Gegenspielern zu tun, die mindestens seinen Handlungsspielraum beschränken, zum Teil aber auch seinen Wohlstand und seine Sicherheit gefährden.

Jan Roß hat ein Buch vorgelegt, das sich mit der Frage auseinandersetzt, wer die Kräfte sind, die den Westen herausfordern, worin die Herausforderung besteht, und wie der Westen in einer Welt agieren sollte, in der er die Szene nicht mehr allein beherrscht.

Der Autor unterscheidet zwei Arten von Herausforderern: „die Anderen und die Schnelleren“. Die Anderen sind vor allem die militanten Islamisten, die einen umfassenden Gegenentwurf zum westlichen Gesellschaftsmodell propagieren und seine Verwirklichung gewaltsam herbeizwingen wollen. Die Schnelleren: Das sind vor allem China und Indien, die sich mit ihrem entfesselten Kapitalismus anschicken, den Westen wirtschaftlich zu überholen; China als „Fabrik der Welt“, Indien als deren „Büro und Labor“. Russland gehört nicht zu den Herausforderern, weil sein rohstoffgestützter Boom zwar eine Scheinblüte, aber kein Erfolgsmodell hervorzubringen vermag.

Der Islamismus wiederum bedeutet für den Westen vor allem ein Sicherheitsproblem, das sich, dies zumindest legt der Autor nahe, auf die Terrorabwehr beschränkt und sich in dem Maße entspannt, wie die islamischen Völker sich von den autoritären Regimen emanzipieren, denen sie bisher unterworfen sind. Der Islamismus, so Roß, ist das Vehikel dieser Emanzipation, weswegen der Westen auch nicht versuchen sollte, die Machtübernahme von Islamisten zu verhindern, so sie auf demokratischem Wege zustandekommt.

China dagegen wird sich dauerhaft als Weltmacht etablieren und ist jetzt schon imstande, die Kreise des Westens empfindlich zu stören – man denke an seine Rolle im Streit um das iranische Atomprogramm. Chinas Macht beruht, mehr noch als die des demokratischen Indien, auf seiner Anziehungskraft speziell für Drittweltregime: China ist autoritär, antiwestlich und erfolgreich.

Chinas Aufstieg ähnelt in vieler Hinsicht dem von Deutschland und Japan in der zweiten Hälfte des neunzehnten und der ersten des zwanzigsten Jahrhunderts. Roß benennt die damit offenkundig verbundenen Gefahren, ohne sie vertieft zu analysieren.

Er weist allerdings darauf hin, dass nirgendwo eine überzeugende oder zumindest attraktive Alternative zur westlichen Leitidee der individuellen Freiheit und der „pursuit of happiness“ vorliegt, wie der Marxismus sie in seinen besten Tagen dargestellt haben mag: Weder der Islam noch die „asiatischen Werte“, von denen im Übrigen kaum noch jemand spricht, können es an Ausstrahlungs- und Anziehungskraft mit den Idealen des Westens aufnehmen. Im Reich der Ideen ist letzterer immer noch Alleinherrscher.

Roß setzt darauf, dass der Westen auch in und mit einer Welt gut wird leben können, die nicht mehr politisch und militärisch von ihm selbst dominiert wird, sofern er dafür sorgt, dass seine Werte und Ideale auch in anderen Kulturkreisen Akzeptanz und Verbreitung finden. Voraussetzung dafür ist, dass er selbst sie hochhält: nicht arrogant, nicht provozierend und schon gar nicht aggressiv, aber konsequent.

Jan Roß ist Redakteur der „Zeit“, und demgemäß liest sich sein Buch ein wenig wie ein verlängerter „Zeit“-Artikel: Da werden viele kluge und treffende Einsichten formuliert – aber am Ende des Textes weiß man schon nicht mehr genau, welche das eigentlich waren.

In der Zusammenschau ergeben sie ein breites Panorama, dem aber die Tiefe fehlt. Nur wenige seiner Thesen sind direkt falsch (mit der allerdings gewichtigen Ausnahme seines leichtsinnigen und blauäugigen Urteils über den Islamismus und die von ihm ausgehenden Gefahren – dass er den Islam selbst als eine Gefahr einschätzen könnte, erwartet man ja schon gar nicht), aber fast alle sind oberflächlich und keine ist wirklich überraschend: kaum ein Gedanke, den man nicht so ähnlich schon einmal irgendwo gelesen hätte. Man vermisst den Mut zur erfrischenden Ketzerei, zur originellen Analyse, zum provozierenden Einfall. Langweilig ist es nicht, dafür sorgt schon der flotte Stil des Autors, aber eben auch kein Buch, das man unbedingt gelesen haben müsste.

13 Gedanken zu „Jan Roß: „Was bleibt von uns? Das Ende der westlichen Weltherrschaft““

  1. anscheinend macht das schwüle Wetter müde, weshalb ich schon wieder als Lückenbüsser herhalten muss. Und dann auch noch derart pessimistisch.

    Mir ist schon seit langem bewusst, dass die Dominanz der westlichen Welt ein Ende nimmt. Und damit auch – ich zitiere – die Leitidee der individuellen Freiheit und der „pursuit of happiness“. Es gibt keine Logik der Geschichte, also kein sich Hinbewegen auf ein gemeinsames Ziel, sondern voneinander verschiedene, ja inkompatible Kulturkreise. Das darf man ja eigentlich nicht sagen, da politisch inkorrekt. Nur wen kümmerts.

    Mit dem Ende der westlichen Welt wird zunächst eine Periode der Instabilität eintreten. Möglicherweise befinden wir uns bereits in deren Anfängen. In deren Folge wird die Herrschaft des Menschen über den Menschen selbstverständlich nicht überwunden werden, sondern sich ein neues Zentrum der Macht herausbilden. Macht China das Rennen, so wird es Zentralasien, die Peripherie Tibets, Südostasien unter seinen direkten territorialen Einfluss bringen. Möglicherweise sogar einverleiben. Die Gunst der Stunde nutzend, wird sich China Ostsibirien und dessen Ressourcen in irgendeiner Form bemächtigen.

    Ich gehe davon aus, dass China das Spiel gewinnen wird. Die Diktatur wird dann die dominante Form der Herrschaft des Menschen über den Menschen werden. Diese wird auch nicht mehr hinterfragt werden, sondern sie wird Datum sein. Das Individuum und damit die Freiheit desselben, so wie wir es von den Klassikern Hellas her kennen, wird es nicht mehr geben.

    Dagegen unternehmen kann man nichts mehr. Losgelöst der Betrachtung Chinas meine ich, dass es sie lange nicht mehr geben wird, denn unter den Europäern sind zu viele Kulturen ohne wirkliche demokratische Substanz. Europa wird sich der Freiheit auch ohne das chinesische Vorbild entledigen. Auf diesem Weg hat Europa bereits ein gutes Stück zurückgelegt.

    Geniessen wir noch die letzten Stunden der Freiheit.

  2. Kulturpessimismus ist eine self-fullfilling prophesy und schon deswegen abzulehnen. Die Idee von der Freiheit des Individuums wird nicht umsonst im muslimischem Kulturkreis und in China so gefuerchtet. Sie hat das Zeug dazu, auch die Umma und die chinesische Parteidiktatur auszuhoehlen. Nur im Westen, wo man sie als selbstverstaendlich und gegeben hinnimmt, ist eine solche Muedigkeit verbreitet.

  3. beer7 ist ja lieb gemeint, bedenke bitte einmal, dass ich in einem Land lebe, in welchem eine Partei, welche eine Mauer um ein ganzes Volk baute, die in historischen Massstäben gemessen erst vor ganz kurzer Zeit abgerissen wurde, gewählt wird und zwar nicht zu knapp und auch noch mit aufsteigender Tendenz.

    Hier laufen eine ganze Menge Leute herum, welche staatlich garantierte Sicherheit über die Freiheit stellen. Und auch solche, die Worte auf die Goldwaage legen, um anderen Menschen zu schaden, diese zu demütigen und zu unterdrücken. Menschen, die ständig von Gerechtigkeit und Gleichheit reden, und damit tatsächlich das staatlich erzwungene Angleichen an ihren eigenen Lebensstandard und ihre eigenen Wahrheiten meinen. Machtbesessene Menschen also, welche im Namen der guten und gerechten Gesellschaft sich selbst in vollkommener Selbstherrlichkeit zum Mass aller Dinge erheben.

    Ich muss also gar nicht in die Ferne Chinas schweifen, um zu erkennen, dass es nicht gut bestellt ist, um deine, meine, unsere Freiheit.

  4. Emmettgrogan,

    um Deine und meine Freiheit ist es erst dann wirklich schlecht bestellt, wenn Du und ich selber resignieren und die Haende in den Schoss legen.

  5. Hallo, da bin ich wieder und stelle befriedigt fest, dass es auch mal ohne mich geht 😀

    Nein, die Sommerschwüle macht nicht müde, sie verleitet nur bisweilen dazu, ein paar Tage keinen Rechner anzufassen. Im übrigen geht meine Blogfrequenz ja schon seit einigen Wochen zurück, was damit zu tun hat, dass ich an einem Buch schreibe; da muss ich schon aus Zeitgründen beim Bloggen ein wenig kürzer treten.

    Was China angeht, so halte ich zwei Szenarien für möglich, und es ist noch keineswegs ausgemacht, welches Wirklichkeit wird:

    Das eine ist das pessimistische Emmettgrogan-Szenario, wonach China eine Diktatur bleibt, die zunehmend imperialistische Tendenzen entwickelt. Wir hatten in der Vergangenheit schon die Fälle Deutschlands und Japans, wo eine moderne Industriegesellschaft von vormodernen Eliten regiert wurde – mit den bekannten Ergebnissen. Es ist durchaus möglich, dass uns bei China dasselbe bevorsteht: Zwischen der ideologischen Legitimation der kommunistischen Herrschaft und ihrer ganz und gar unkommunistischen Praxis klafft eine riesige Lücke. Es ist möglich und deutet sich auch an, dass die KP versucht, sich durch nationalistisches Auftrumpfen eine Legitimität gegenüber dem eigenen Volk zu erschleichen, die sie aus ihrer eigenen Ideologie heraus nicht hat. Die Versuchung, zu einer solchen Flucht-nach-vorn-Strategie zu greifen, könnte in dem Maße zunehmen, wie die chinesischen Bürger politische Partizipation einfordern (was sie umso mehr tun werden, je größer der materielle Wohlstand wird).

    Es gibt aber auch die zweite Option, nennen wir sie das Konvergenz-Szenario: Auch der chinesischen Führung dürfte klar sein, dass sie bestimmte Missstände wie Korruption oder Umweltverschmutzung nicht ohne offene Strukturen in den Griff bekommen kann (also z.B. Rechtsstaatlichkeit, Freiheit der Meinungsäußerung) und dass sie die inneren Spannungen mildern kann, wenn sie – und sei es zunächst im ganz bescheidenen Rahmen – politische Partizipation zulässt. Ich habe von der Intelligenz der chinesischen Kommunisten eine ziemlich hohe Meinung und glaube deshalb, dass sie wissen, dass eine moderne Wirtschaft (marxistisch formuliert) auf die Dauer nicht mit einem politischen Überbau existieren kann, der auf die Bedürfnisse einer Kommandowirtschaft zugeschnitten ist.

    Der „Rechtsstaatsdialog“, den die deutsche Regierung gegenüber China betreibt, ist oft als Alibiveranstaltung beider Seiten kritisiert worden. Ich bin da nicht so sicher. Soviel ich weiß, werden heute von einfachen Bürgern Prozesse gegen Staatsunternehmen geführt (und gewonnen) in einem Maße, das früher ganz unmöglich gewesen wäre. Das kann der erste Schritt des Übergangs zu einer freiheitlich(er)en Ordnung sein, wenn die Menschen sich daran gewöhnen, dass sie erstmals ÜBERHAUPT Rechte haben, die sie wahrnehmen können.

    Was den Westen betrifft, so ist dessen Zukunft ebenfalls offen. Es ist möglich, dass er sich selbst von der Linken zu Grunde richten lässt. Sicher ist es nicht. Es ist ein Kampf mit offenem Ausgang.

    (Und was eine eventuelle Regierungsbeteiligung der Ex-SED angeht, so fände ich sie zwar skandalös, aber nicht skandalöser als die Regierungsbeteiligung der polnischen, tschechischen oder rumänischen Wendehälse. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass es in jeder Gesellschaft nur einen begrenzten Anteil von Menschen gibt, die sich politisch engagieren. Im Realsozialismus landeten die meisten von ihnen bei den damals legalen Parteien – der Anteil der alten Blockflöten ist auch bei den östlichen Landesverbänden der CDU ziemlich hoch; nur dass es dort nicht so auffällt, weil eben das Etikett „CDU“ daraufsteht. Mir scheint es gerade für die Stärke und Integrationskraft des westlichen Demokratiemodells zu sprechen, dass seine einstigen Gegner jetzt nach genau den Regeln spielen, die sie früher als „bürgerlichen Parlamentarismus“ verteufelt haben.)

  6. Sehr interessant. Die Idee, das chinesische Regime als eine Spielart des Faschismus zu interpretieren, ist allemal einen Versuch wert; allerdings finde ich die Theorie letztlich nicht überzeugend:

    Der Autor fasst das chinesische Regime als „mature fascism“ auf, also als den Zustand, den der Faschismus erreicht hätte, wenn er nicht den Krieg verloren hätte. Er gibt zu, dass China bisher keine aggressive Macht war, erwartet aber, dass das noch kommen wird. Das klingt für mich so, als erwarte er eine Art Faschismus rückwärts: vom reifen zum unreifen Faschismus. Das kommt mir etwas willkürlich geurteilt vor.

    Wenn ich Parallelen zur Entwicklung in Deutschland oder Japan ziehen würde, dann wäre China jetzt ungefähr auf dem Stand, auf dem beide Länder sich Anfang des 20.Jh. befanden: in dramatischem Umbruch hin zum Industriekapitalismus begriffen, mit starken sozialen Spannungen und unter Führung einer herrschenden Klasse, die durch diese Spannungen in ihrer Position bedroht ist, und deren Ideologie und Legitimitätsbasis zum Kapitalismus nicht wirklich passt. China wäre also in einem PRÄfaschistischen Stadium und gerade nicht im Stadium eines „reifen Faschismus“.

    Die daraus resultierenden Gefahren sind evident, aber der Autor setzt sie doch allzu schwungvoll als bereits eingetreten voraus. Wenn ich mir die deutsche und die japanische Entwicklung anschaue, dann fällt mir auf, wie sehr vormoderne Werte (Ehre, Treue, Kriegertum etc.) in dem Maße aufgewertet wurden, wie sie in der gesellschaftlichen Wirklichkeit an Bedeutung verloren, und ich halte es für plausibel anzunehmen, dass sich hierin der Selbstbehauptungswillen traditioneller Klassen widerspiegelt, die kraft ihrer Führungs- und Vorbildfunktion diese Werte zu gesellschaftlichen Leitwerten machen konnten. Die Grundmuster nationalsozialistischer Ideologie waren in Deutschland jedenfalls schon vor 1914 populär.

    Die chinesischen Kommunisten dagegen sind KEINE vormoderne Klasse, die auf vormoderne Werte zurückgreifen müsste, um ihre Herrschaft zu stabilisieren (das Äquivalent zu den feudalen Werten wäre für sie der Rückgriff auf den Stalinismus, für den sich etwa das nordkoreanische Regime entschieden hat). Ich glaube durchaus, dass sie auch in Zukunft auf den (gekränkten) Nationalismus als Mittel der Herrschaftsstabilisierung setzen werden, aber ich sehe keinen Automatismus, der dazu führen MÜSSTE, dass gerade DIESER Zug ihrer Herrschaft so dominant werden müsste, dass man ihr System deshalb als faschistisch bezeichnen sollte. Das ist nicht weniger als eine Möglichkeit, aber auch nicht mehr.

    Bei aller Kritik an den inhumanen Herrschaftpraktiken der chinesischen KP sollte man sich auch die Frage vorlegen, was eigentlich die Alternative wäre. Sofort zur freiheitlichen Demokratie übergehen? Russland hat das versucht und war in den neunziger Jahren eines der freiesten Länder der Welt. Die Ergebnisse waren so, dass heute in Russland die Idee der freiheitlichen Demokratie schlechthin diskreditiert ist. Ich bin mir jedenfalls nicht sicher, dass es weise wäre, einem Land, das sich in einer wirtschaftlichen, sozialen und technologischen Umwälzung befindet, GLEICHZEITIG eine politische Revolution zuzumuten. Ich vermute, das Ergebnis wäre der Zusammenbruch von Ordnung überhaupt und das Auseinanderfallen des Landes, übrigens nicht zum erstenmal in der chinesischen Geschichte.

    Das heißt keineswegs, dass man sich einfach damit abfinden sollte (allein schon, weil das Faschismus-Szenario immer eine drohende Möglichkeit bleibt). Ich finde es richtig, dass der Westen die chinesische Regierung zumindest moralisch unter Druck setzt, die Menschenrechte zu respektieren und mehr Freiheit, Transparenz und Rechtsstaatlichkeit zuzulassen. Genauso wichtig ist es aber, ihr klarzumachen, dass sie selbst ein Interesse an solchen offenen Strukturen hat.

    Und wenn ich mir die Entwicklung der letzten Wochen anschaue, mit dem Gesprächsangebot an den Dalai Lama und die bemerkenswert offene Berichterstattung über das Erdbeben und den Pfusch am Bau, der so viele Menschen das Leben gekostet hat, so ist das zwar immer noch ziemlich dünn, aber es ist auch nicht einfach das Verhalten von Betonköpfen, die nicht dazulernen wollen. Und nicht vergessen sollte man auch, dass das Maß an Freiheit zwar immer noch ziemlich gering ist (und zwar umso geringer, je näher man den Interessen der KP kommt), aber doch bei weitem größer als noch vor zehn Jahren. Und es ist auch nicht mehr möglich, das Land im Stil Nordkoreas abzuschotten, wenn man, wie die KP, ein Interesse an seiner Entwicklung hat. Die Schritte sind klein, aber ich glaube durchaus eine Richtung zu erkennen.

    Ich bín also skeptisch gegenüber diesem Regime, aber ich halte es für durchaus möglich, dass es sich unter sanftem Druck und mit gutem Zureden und aus eigenem Interesse zu einem Rechtsstaat entwickelt. Ich glaube daher nicht, dass es viel Sinn hätte, das chinesische Volk zur „Revolution“ aufzurufen, wie der Autor zumindest suggeriert.

  7. also haben beer und ich den Thread gerettet 😉

    Das Konvergenz-Szenario halte ich im Fall Chinas für abwegig. Die Kultur passt eben nicht dazu. Offene Strukturen werden mangels Massenbeteiligung lediglich eine geringfügige Erweiterung bei der Elitebildung bewirken. Wenn in China eine Ansiedlung einem staatlichen Bauvorhaben weichen muss, dann weicht es in der Regel, ohne zu murren.

    Beim Thema SED unterschlägt dein Werturteil, dass wir nicht in Polen, Tschechien oder Rumänien leben, sondern in einem ganz klar westlichen Land. Von daher wirkt es nicht unbedingt überzeugend.

  8. Fünf von sechzehn Bundesländern sind alles andere als „klar westlich“. Aber lassen wir das; ich fürchte, über dieses Thema werden wir uns nie einigen. Müssen wir ja auch nicht.

    Was China angeht, so sind die Zeiten vorbei, wo das Volk wich, ohne zu murren. Wenn ich richtig informiert bin, so steigt die Anzahl politischer Protestaktionen seit Jahren kontinuierlich an; angeblich sollen es im vergangenen Jahr über achtzigtausend größere Zwischenfälle gewesen sein. Mir scheint eine Politik des Wandels durch Annäherung gegenüber China jedenfalls erfolgversprechender zu sein, als sie gegenüber der Sowjetunion jemals war – einfach, weil China keine Politik der Abschottung betreiben kann. (Und auch im Falle der SU hat sie ja zur inneren Aufweichung des Regimes durchaus ihren Teil beigetragen)

  9. Eine nur Minderheit der Bürger von fünf von sechzehn Bundesländern machen aus der BRD kein Ostblockland mit vom russischen Panzern aufgezwungenen Sozialismus, welcher sich mangels Massenloyalität zu keinem Zeitpunkt freien Wahlen stellen konnte.

    Bei den Ereignissen in China solltest du – erstens einmal mit der Anzahl Bewohnern gegenrechnen und – zweitens sämtliche Oppositionelle mit ethnischem Hintergrund so genannter „Minoritäten“ rausrechnen.

  10. Pingback: Jan Roß: “Was bleibt von uns? Das Ende der westlichen Weltherrschaft” « Manfreds politische Literatur
  11. Manfred,

    deine Einschätzung der chinesischen KP-Elite teile ich. Das sind keine linken Dummköpfe. Von China, davon bin ich fest überzeugt, geht keine Gefahr für unseren Wohlstand aus. Ganz im Gegenteil. Dank China gerät auch der Islam mehr und mehr ins Hintertreffen.

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