Ein exotischer Vorschlag

So, nun werden die südkoreanischen Geiseln in Afghanistan also freigelassen. Gott sei Dank, aber der Preis ist hoch: eine unbekannte Geldsumme und das Versprechen, dass keine christlichen Aufbauhelfer mehr geschickt werden, jedenfalls keine, die von ihrer Glaubensfreiheit Gebrauch machen.

Natürlich ist jede Regierung, deren Bürger verschleppt werden, in einem Dilemma: Vorausgesetzt, sie schafft es nicht, die Geiseln gewaltsam zu befreien – und in Ländern wie Afghanistan oder dem Irak ist das meist nicht möglich -, steht sie vor der Wahl, die Entführten entweder ihrem Schicksal zu überlassen oder irgendeinen Preis zu zahlen. Tut sie das letzte, lädt sie die nächsten Entführer geradezu ein. Tut sie das erste, handelt sie nicht nur unmenschlich gegenüber dem Opfer, sondern wird es auch schwer haben, noch irgend jemanden zu einem zivilen Engagement in solchen Ländern zu bewegen. Was also tun?

Zur Zeit der Schleyer-Entführung, als ein toter Punkt erreicht zu sein schien, versammelte Helmut Schmidt seinen großen Krisenstab zu einer Denkrunde und bat „ausdrücklich um exotische Vorschläge“. Franz Josef Strauß schlug daraufhin vor, den Terroristen ein Ultimatum zu stellen: Entweder Ihr lasst Schleyer frei, oder wir erschießen jede Stunde einen der einsitzenden Terroristen, deren Freilassung Ihr erzwingen wollt. Natürlich ein unmöglicher Vorschlag. So weit kommt das, dass ein Rechtsstaat seine Strafgefangenen abknallt.

Aber die Grundidee war ja nicht blöd: auf die Erpressung mit einer Gegenerpressung antworten. Sollte man den Taliban androhen: Wenn die deutsche Geisel stirbt, bombardieren wir Eure Basen in Pakistan, einschließlich der Koranschulen, wo Euer Nachwuchs ausgebildet wird? Hm, das wäre wohl nicht sehr glaubwürdig. Unter den Opfern wären Zivilisten, rechtlich wäre es auch schwierig – ein solcher Militärschlag würde womöglich als verfassungswidriger Angriffskrieg gewertet, außerdem bedarf es eines Parlamentsmandats; im übrigen ist den Taliban durchaus zuzutrauen, dass sie einen solchen Angriff billigend in Kauf nehmen würden, weil dessen Opfer ja dann als Märtyrer für Allah direkt ins Paradies kämen. Das Problem besteht letztlich darin, dass uns das menschliche Leben heilig ist, der Gegenseite aber nicht. Denen ist doch höchstens der Koran heilig…

Und wenn das die Lösung wäre? Den Koran als Geisel zu nehmen? Die Gegendrohung aufzustellen: Wenn die deutsche Geisel stirbt, versenken wir vor laufenden Fernsehkameras eine Prachtausgabe des Koran in einem Trog Schweinegülle? Natürlich gäbe das einen Aufschrei. Na und? Es würde zugleich dazu führen, dass alle wichtigen islamischen Würdenträger ihre Kontakte zu den Taliban spielen lassen würden, der Geisel nichts zu tun, um diesen Frevel zu verhindern. Die gewonnene Zeit könnte man in die Vorbereitung einer gewaltsamen Befreiung investieren. Und die Taliban würden es sich in Zukunft schwer überlegen, ob sie wirklich Deutsche entführen wollen.

 

 

Aktuelle Literatur zum Thema „Islam“

5 Gedanken zu „Ein exotischer Vorschlag“

  1. Habe gerade diesen Blog entdeckt als ich nach Artikeln von G. Heinsohn suchte. Ich brauche eine Information über die Gesamtsumme der Zahlungen, die an die Palästinenser geleistet wurden. Kannst du mir helfen? Ich glaube, dass es bei Heinsohn war, wo ich gelesen habe, dass diese Summe höher war, als Europa im Zuge des Marshall Plans erhielt.

    „Zur Zeit der Schleyer-Entführung, als ein toter Punkt erreicht zu sein schien, versammelte Helmut Schmidt seinen großen Krisenstab zu einer Denkrunde und bat “ausdrücklich um exotische Vorschläge”. Franz Josef Strauß schlug daraufhin vor, den Terroristen ein Ultimatum zu stellen: Entweder Ihr lasst Schleyer frei, oder wir erschießen jede Stunde einen der einsitzenden Terroristen, deren Freilassung Ihr erzwingen wollt.“

    Diesen Vorschlag von Srauß kannte ich nicht. Ich finde, dass er klug war und bei Umsetzung zu Schleyers Rettung geführt hätte. Meiner Meinung nach hat ein Staat die Pflicht unbescholtene Bürger zu schützen, und sei es um den Preis, inhaftierte Mörder als Verhandlungsmasse zu nutzen. Ansonsten taugt er nichts. Rechtsstaat hin oder her.

    Gruß Dox

  2. Pardon. Ich wusste nicht, dass der Kommentar sich bei Korrektur verdoppelt. Ich empfehle die Kommentarfunktion von Acht der Schwerter, wo einem Zeit für Korrekturen verbleiben.

  3. Dazu müsste ich hier praktisch alles umschmeißen; ich ziehe es vor, Doubletten manuell zu löschen – sooo häufig kommen sie nun auch nicht vor.

    Was die Angaben mit dem Marshallplan betrifft: Das habe ich auch irgendwo gelesen, aber bei Heinsohn kann ich es auf die Schnelle nicht finden; tut mir leid.

  4. Dass den Palästinensern bereits das Vielfache dessen pro Nase bezahlt worden ist, was Europa nach dem 2. Weltkrieg bekommen hat, wusste ich auch. Ich erinnere mich aber nicht, dass das von Gunnar Heinsohn stammt. Dafür erinnere ich mich aber an ein Interview, das Henryk M. Broder mit Dan Schueftan geführt hat. Dort wird es erwähnt.

    Schueftan: Der Nahost-Konflikt wird gewaltig überschätzt. Die halbe Welt glaubt, es werde Frieden im ganzen Nahen Osten geben, wenn der Palästina-Konflikt gelöst wird. Also fließt viel Geld. Seit Oslo [1993; T.] haben die Palästinenser acht Milliarden Dollar Hilfe erhalten. Das ist das Sechsfache pro Kopf dessen, was die Europäer im Marshall-Plan bekommen haben. Und sie haben jeden Cent dieser Summe vergeudet auf zwei Sachen: Korruption und Krieg. In jeder Gesellschaft gibt es Inseln von Korruption, auch in Israel, auch in Deutschland. Bei den Palästinensern gibt es einen Ozean von Korruption und keine Insel. Mit einer Ausnahme: Salam Fayad, der mal Finanzminister war und versucht hat, das Geld dorthin zu leiten, wo es hingehörte. Er wurde kaltgestellt.

    Quelle: http://www.spiegel.de/politik/debatte/0,1518,442645,00.html

Kommentare sind geschlossen.